Demenz was dann?: 2,99€ Buchserie: Dement unter Palmen – Pflege in Thailand - 423 Seiten
By Heinz Duthel
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Alzheimer-Krankheit
Vergessen
Vermeidungsverhalten
Psychische Störung
Depression
Deprivation
Hospitalismus
Regression (Psychoanalyse)
Aphasie
Mutismus
Autismus
Neurologie
Apallisches Syndrom
Hirntumor
Trauma (Medizin)
Stoffwechsel
Hypoglykämie
Schlaganfall
Normaldruckhydrozephalus
Delirium
Psychose
Wahn
Schizophrenie
Manie
Kurzzeitgedächtnis
Denken
Sprache
Motorik
Persönlichkeit
Gehirn
Gedächtnis
Auffassungsgabe
Rechnen
Lernfähigkeit
Sprechen
Entscheidung
Bewusstsein
Angiopathie
Apraxie
Agnosie
Frontalhirnsyndrom
Lebensalter
Mini-Mental-Status-Test
Blutkreislauf
Hypertonie
Homocystein
Chronisches Nierenversagen
Adipositas
Diabetes mellitus
Glucosetransporter
Deutsche Gesellschaft für Neurologie
Blut-Hirn-Schranke
CADASIL
Pick-Krankheit
Lewy-Körper-Demenz
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit
Parkinson-Krankheit
Hypothyreose
Hyperkalzämie
Vergiftung
Multiple Sklerose
Nicotinsäure
Polyarteriitis nodosa
Lupus erythematodes
Chagas-Krankheit
Subkortikale arteriosklerotische Enzephalopathie
Magnetresonanztomographie
Computertomographie
Blutbild
Cobalamine
Blutzucker
DemTect
Uhren-Zeichen-Test
Leichte kognitive Beeinträchtigung
Altenheim
Apathie
Aggression
Agitation
Dysphorie
Angst
Halluzination
Euphorie
Orientierung (mental)
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen
Heinz Duthel
Dr. Phil. Heinz Duthel, Oberst a.D. KNU, Konsul Hc. PRA https://twitter.com/tiktoknewseu - https://www.tiktok.com/@tiktoknews.eu
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Book preview
Demenz was dann? - Heinz Duthel
Demenz was dann?
Dement unter Palmen – Pflege in Thailand
Fotos: Ed Kashi
Heinz Duthel
Erst Ausgabe 2013 in Germany and Thailand
Demenz
Alzheimer-Krankheit
Vergessen
Vermeidungsverhalten
Psychische Störung
Depression
Deprivation
Hospitalismus
Regression (Psychoanalyse)
Aphasie
Mutismus
Autismus
Neurologie
Apallisches Syndrom
Hirntumor
Trauma (Medizin)
Stoffwechsel
Hypoglykämie
Schlaganfall
Normaldruckhydrozephalus
Delirium
Psychose
Wahn
Schizophrenie
Manie
Kurzzeitgedächtnis
Denken
Sprache
Motorik
Persönlichkeit
Gehirn
Gedächtnis
Auffassungsgabe
Rechnen
Lernfähigkeit
Sprechen
Entscheidung
Bewusstsein
Angiopathie
Apraxie
Agnosie
Frontalhirnsyndrom
Lebensalter
Mini-Mental-Status-Test
Blutkreislauf
Hypertonie
Homocystein
Chronisches Nierenversagen
Adipositas
Diabetes mellitus
Glucosetransporter
Deutsche Gesellschaft für Neurologie
Blut-Hirn-Schranke
CADASIL
Pick-Krankheit
Lewy-Körper-Demenz
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit
Parkinson-Krankheit
Hypothyreose
Hyperkalzämie
Vergiftung
Multiple Sklerose
Nicotinsäure
Polyarteriitis nodosa
Lupus erythematodes
Chagas-Krankheit
Subkortikale arteriosklerotische Enzephalopathie
Magnetresonanztomographie
Computertomographie
Blutbild
Cobalamine
Blutzucker
DemTect
Uhren-Zeichen-Test
Leichte kognitive Beeinträchtigung
Altenheim
Apathie
Aggression
Agitation
Dysphorie
Angst
Halluzination
Euphorie
Orientierung (mental)
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen
Für Demenzkranke sieht die Welt merkwürdig und unverständlich aus, weil sie die spezifische menschliche Wahrnehmungsfähigkeit, die Orientierung, verlieren. Sie können die Gegenstände, Situationen und Personen nicht in einen größeren Kontext einordnen. Aufgrund ihrer Erinnerungsstörungen ist ihnen der Zugriff auf früheres Wissen (semantisches Gedächtnis) und Erlebnisse (episodisches Gedächtnis- zurücklöschend) verwehrt, um sich mit deren Hilfe in der jetzigen Situation zurechtzufinden. Es fehlt das Wissen und die Sicherheit von Ressourcen, die der Bewältigung aktueller Situationen dienen. Oft verschwimmt der Unterschied zwischen Traum, Vergangenheit und Realität. Oft kommt es zu Halluzinationen. Im Umgang mit dementen Personen ist es oft nicht möglich, diesen die Irrealität der Halluzinationen zu erklären. Im Idealfall erfassen die Pflegenden die hinter den Halluzinationen stehende Stimmung und gehen auf diese ein.
Wenn der erkrankte Mensch noch in der Lage ist zu erkennen, dass er in einer Situation nicht angemessen reagiert hat, kann das bei ihm Unruhe und Resignation auslösen.
Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen
Das Wichtigste im Umgang mit an Demenz Erkrankten ist Geduld. Durch Ungeduld seitens der Kontaktpersonen hat der Betroffene das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben – dies ist Ursache für Unzufriedenheit, Traurigkeit und Unwohlsein (kein Mensch macht gerne Dinge falsch).
Wichtig ist ferner, sich darüber im Klaren zu sein, dass die Betroffenen aufgrund ihrer Gedächtnisstörungen nur bedingt lernfähig sind. Das Meiste, was man ihnen sagt, haben sie innerhalb weniger Minuten wieder vergessen. Mit dementen Menschen ist daher nichts zuverlässig zu vereinbaren. Eine Konditionierung von Demenzkranken ist dennoch möglich; führt man einen Betroffenen immer wieder an einen Platz an einem Tisch und erklärt ihm, dies sei sein Platz, so ist es durchaus möglich, dass er sich diese Stelle in Zukunft selbst zum Sitzen aussucht. Auf die Frage „Wo ist Ihr Platz?" wird der Betroffene dennoch ausweichend antworten. Deswegen ist es sinnvoll, möglichst auf Fragen zu verzichten. Zur Kontrolle des Bewegungsspielraums können Weglaufschutzsysteme eingesetzt werden.
Umgang der Pflegenden mit sich selbst
Zu 90 Prozent werden Demenzkranke von Angehörigen gepflegt, zu 80 % von Frauen. Ein weithin unterschätztes Problem ist der Umgang der Angehörigen mit sich selbst. Oft vernachlässigen sie zunehmend ihre eigenen Sozialkontakte und leben nur noch für den Dementen, mit dem sie kaum kommunizieren können. Oft sind sie voller Schuldgefühle wegen der immer wieder aufkommenden Aggressionen gegenüber dem Betroffenen. Und schließlich haben sie selbst große Angst, auch in absehbarer Zeit an einer ähnlichen Erkrankung zu leiden. Das alles mündet in sehr vielen Fällen in eine relevante Depression von Krankheitswert oder in psychosomatische Beschwerden wie zum Beispiel chronische Schmerzerkrankungen. Nicht selten tritt die psychische Erkrankung der Angehörigen erst nach dem Ableben des Demenzkranken auf, wenn man eigentlich wieder das Leben genießen will.
Die Erkrankung ihrer Lebenspartner oder Eltern kränkt auch die anderen Familienmitglieder erheblich. Angriffe auf den Partner sind immer auch Angriffe auf die pflegenden Angehörigen. Wenn sich der kranke Partner unsinnig verhält, unterstellen pflegende Angehörige auch immer wieder Bösartigkeit, fehlenden guten Willen.
Auch deswegen sollten die Angehörigen möglichst gleichzeitig mit dem Betroffenen Hilfe suchen, zum Beispiel in einer Angehörigengruppe, bei einem Psychiater, bei einer Demenzberatungsstelle oder durch Verteilung der Last auf mehrere Schultern (theoretisch richtig, oft kaum umzusetzen).
Die Verhaltensstörungen bei Demenzkranken werden BPSD (Behavioural and Psychological Symptoms of Dementia) genannt.[31] Darunter zählt man die Apathie (76,0 %), Aberrant motor behaviour (d. h. zielloses Herumirren, 64,5 %), Essstörung (Essen von Unessbarem, 63,7 %), Gereiztheit/Labilität (63,0 %), Agitation/Aggression (62,8 %), Schlafstörungen (53,8 %), Depression/Dysphorie (54,3 %), Angst (50,2 %), Wahn (49,5 %), Enthemmung (29,5 %), Halluzinationen (27,8 %), und Euphorie (16,6 %). Die Klammern beziehen sich auf die Prävalenz der 12 BPSD bei Alzheimer-Patienten.
Für Demenzkranke sieht die Welt merkwürdig und unverständlich aus, weil sie die spezifische menschliche Wahrnehmungsfähigkeit, die Orientierung, verlieren. Sie können die Gegenstände, Situationen und Personen nicht in einen größeren Kontext einordnen. Aufgrund ihrer Erinnerungsstörungen ist ihnen der Zugriff auf früheres Wissen (semantisches Gedächtnis) und Erlebnisse (episodisches Gedächtnis- zurücklöschend) verwehrt, um sich mit deren Hilfe in der jetzigen Situation zurechtzufinden. Es fehlt das Wissen und die Sicherheit von Ressourcen, die der Bewältigung aktueller Situationen dienen. Oft verschwimmt der Unterschied zwischen Traum, Vergangenheit und Realität. Oft kommt es zu Halluzinationen. Im Umgang mit dementen Personen ist es oft nicht möglich, diesen die Irrealität der Halluzinationen zu erklären. Im Idealfall erfassen die Pflegenden die hinter den Halluzinationen stehende Stimmung und gehen auf diese ein.
Eine Demenz, lat. Demens „ohne Geist" bzw. Mens = Verstand, de = abnehmend) ist ein Defizit in kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten, das zu einer Beeinträchtigung sozialer und beruflicher Funktionen führt und meist mit einer diagnostizierbaren Erkrankung des Gehirns einhergeht. Vor allem ist das Kurzzeitgedächtnis, ferner das Denkvermögen, die Sprache und die Motorik, bei einigen Formen auch die Persönlichkeitsstruktur betroffen. Maßgeblich ist der Verlust bereits erworbener Denkfähigkeiten im Unterschied zur angeborenen Minderbegabung. Heute sind verschiedene Ursachen von Demenzen geklärt; einige Formen können in gewissem Umfang behandelt werden, das heißt, die Symptome können im Anfangsstadium einer Demenz verzögert werden. Die am häufigsten auftretende Form der Demenz ist die Alzheimer-Krankheit. Eine Demenz kann auf ganz verschiedenen Ursachen beruhen; für die Therapie ist die Klärung dieser Unterscheidungsmerkmale wichtig.
Dement unter Palmen
Im Norden Thailands steht ein Heim für Demenzkranke aus Deutschland und der Schweiz. Hier bekommen sie alles, was in ihrer Heimat fehlt oder zu teuer ist. Der Ausflug, an den sie sich nicht erinnern kann, sei bestimmt schön gewesen, sagt Frau Mugli. Egal, das Vergessen gehört zum Programm. Genauso wie das Fremde und Exotische. Die Mönche in ihren safrangelben Gewändern, die seltsame Musik, die nichts mit der Volksmusik zu tun hat, die sie zu Hause in der Schweiz oder in Deutschland so sehr mögen. Und dann dieses Essen, sehr lecker, aber ein bisschen zu scharf vielleicht. Victor Sammer aß eine Nudelsuppe mit viel Chili, die ihm das Wasser aus den Augen presste. Er nahm seine Brille ab, wischte sich die Tränen mit einem Taschentuch fort und hustete und lachte ab- wechselnd, bis ihm das Käppi in den Schweizer Nationalfarben vom Kopf rutschte. Elisabeth Mugli begnügte sich nur mit einem Eis. Die Figur, na ja.
Frau Mugli ist eine elegante Dame, die grauen Locken frisch frisiert, die Hände manikürt, ein Seidentuch um den Hals gewickelt und den Rücken gerade durchgedrückt, als hätte sie einen Besenstiel verschluckt – wie man es ihr als junges Mädchen eingetrichtert hat. Neben ihr döst Manfred Richter in seinem Rollstuhl. Reinhardt Mühlethaler, von allen nur Reini genannt, flirtet mit seiner jungen Betreuerin, und Victor Sammer hat sich bei 28 Grad eine Jacke angezogen. Es ist gerade Winter, und man wisse ja nie, ob es nicht gleich zu schneien beginnt. Sie genießen den Schatten eines Tamarindenbaums im Innenhof eines Klosters, umgeben von Buddhas aus weißem Marmor und goldenen Türmchen. Eine Zauberwelt, die so gar nichts mit ihrer Heimat gemeinsam hat. Vor ihnen Garküchen mit Töpfen, in denen Fisch oder Suppe köchelt. Es riecht nach gebratenem Schweinefleisch, marinierten Rinderspießchen und Zitronengras. Devotionalienstände bieten Buddhastatuen und Souvenirshops T-Shirts an, auf denen Amazing Thailand
steht – wunderbares Thailand. Wer das Alzheimerzentrum Baan Kamlangchay besuchen möchte, muss nach Faham fahren, einer ruhigen Siedlung eines Vorortes von Chiang Mai, Thailands zweitgrößter Stadt. Keine Spur vom Trubel und Hektik, weder Smog noch Lärm. Hier schließen die Nachbarn ihre Türen nachts nicht ab, Kinder spielen auf den Straßen Federball und Verstecken. Bougainvilleas blühen, und mit den gestutzten Hecken
der Vorgärten wirkt es fast wie ein gepflegter Vorort irgendwo in Deutschland. Das nächste Krankenhaus ist nur ein paar Minuten mit dem Auto entfernt, das ist wichtig für die Demenzkranken. Martin Woodtli, 50 Jahre alt, der Gründer des Heims, sitzt am Computer seines Büros und korrespondiert mit den Angehörigen seiner Patienten. Er ist ein kräftiger Mann mit warmen Augen. Im Wohnzimmer spielt seine thailändische Frau Areewan mit dem gemeinsamen Sohn und in der Küche bereiten Angestellte das Mittagessen für seine Gäste vor. Woodtli nennt sie Gäste, nicht Patienten, das ist ihm wichtig. Das zeigt Respekt vor einem gelebten Leben, das langsam zu Ende geht
, sagt er. Vor knapp acht Jahren hat er das Heim gegründet, und inzwischen wohnen in den sechs Häuschen zehn Patienten, die von dreißig Pflegern und Krankenschwestern rund um die Uhr betreut werden. Der Name des Heims bedeutet übersetzt Betreuung des Herzens.
Das thailändische Abenteuer begann für Martin Woodtli mit einem Schicksalsschlag in Münsingen bei Bern. Seine Mutter war an Alzheimer erkrankt, und sein Vater nahm sich daraufhin, aus Gram und Trauer, dem geistigen und körperlichen Verfall seiner Frau tatenlos zusehen zu müssen, das Leben. Den Sohn ließ er mit der Frage zurück Was soll ich jetzt mit der Mutter machen?
Neun Monate pflegte Woodtli sie zu Hause, ständig musste man aufpassen, dass nichts passiert
. In dieser Zeit sah er sich mehrere Heime in der Schweiz an. Wie die Pfleger dort allerdings die alten und kranken Menschen behandelten, fand er völlig unzumutbar
. Das Personal habe zu wenig Zeit für zu viele Patienten, und wenn es hektisch wird, werden die Alten schon mal an ihre Stühle gefesselt, damit sie
nicht randalieren oder aus dem Heim ausbüchsen. Das wollte ich meiner Mutter nicht antun
, sagt Woodtli und hebt seinen Sohn auf seinen Schoß. Außerdem wären die Ersparnisse seiner Eltern innerhalb von zwei Jahren aufgebraucht gewesen, für mindere Pflege in trister Atmosphäre
. Am schwierigsten war es zu Beginn, als seine Mutter begriff, welche Krankheit sie hat. Als sie sich das Gesicht mit Zahnpasta einrieb und meinte, das sei völlig normal
. Wenn sie sich in ihrem Zimmer einsperrte und hysterisch lachte, gefangen im Labyrinth ihrer Erinnerungen. Mit 73 Jahren hätte seine Mutter etwas Besseres verdient, fand Woodtli. Er wollte, dass sie geistig gefordert wird, dass sie trotz ihrer Krankheit Eindrücke bekommt, dass sich jemand um sie kümmert. Ich wollte mit ihr noch etwas Abenteuerliches erleben. Lebensqualität ist besser als Langlebigkeit!
Er suchte nach einer Lösung, wie Tausende von Familien in Deutschland und in der Schweiz. Bis er sich an Thailand erinnerte. Woodtli kannte das Land, die Kultur, die Menschen und ihre Sprache. In den neunziger Jahren arbeitete er vier Jahre lang für ein Aids-Projekt der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen in Chiang Mai. Er wusste, wie Thais mit alten Menschen umgehen. Martin Woodtli nippt an seinem Kaffee, Schweißtropfen stehen ihm auf der Stirn, während er erzählt. Die Thais betrachten das Nachlassen von geistigen und körperlichen Fähigkeiten als ganz normalen Prozess. Die Jungen kümmern sich um die Alten, das ist selbstverständlich.
Der Umgang sei hier vielleicht nicht ganz so professionell wie in Deutschland, dafür ist er menschlicher.
Im Dezember 2003 flog er mit seiner Mutter nach Thailand, gegen den Rat von Freunden und Ärzten. Sie versuchten, ihn von seinem Vorhaben abzubringen, machten ihm Vorwürfe. Menschen, die sich nicht
mehr in ihrer gewohnten Umgebung zurechtfinden, bringe man nicht in ein Land, in dem sie sich nicht auskennen, hielten sie ihm vor. Woodtli hat die Argumente tausendfach gehört, tausendfach darüber nachgedacht, tausendfach diskutiert. Mit Menschen, die es für selbstverständlich halten, billige Krankenschwestern aus osteuropäischen Ländern in die Schweiz oder nach Deutschland zu importieren, es aber moralisch verwerflich finden, sich bestmögliche Pflege im Ausland zu suchen.
Inzwischen bekommt er viele Anfragen, Angebote und Hilferufe. Von Menschen, die nicht mehr wissen, was sie mit ihren Angehörigen machen sollen. Von Geschäftsleuten, die Profite aus der Pflegemisere in der Heimat schlagen wollen. Denn so könnte die Pflege der Zukunft aussehen für eine Gesellschaft, die immer älter wird und in der Pflegenotstand für Tausende von Familien zum Alltag gehört. Martin Woodtli hört sich diese Angebote an, Interesse aber hat er keines. Es wür- de gegen sein Konzept der familiären Atmosphäre in einem Dorf verstoßen. Investoren wollten geeignete Ressorts aufkaufen und mir zur Verfügung stellen, damit ich mein Heim ausbaue. Ich glaube nicht, dass wir bei einem Großprojekt mit fünfzig oder mehr Betten die Qualität halten könnten.
Denen gehe es eher ums Geld und fehle die ehrliche Die Sprachbarriere wird mit Zärtlichkeit ausgeglichen Finanziert wird das Heim ausschließlich durch die Beiträge der Angehörigen. Es erhält weder staatliche Subventionen noch Spenden. Deutsche Krankenkassen zahlen zwar, je nach Vertragsabschluss, Krankenhauskosten in Thailand, nicht aber den Aufenthalt in Baan Kamlangchay. Das müssen die Betroffenen selbst stemmen. Etwa 2000 Euro kostet die Betreuung in Thailand, ungefähr die Hälfte von dem, was man in Deutschland bezahlen muss.
Die deutsche Pflegeversicherung erlaubt, bis zu 180 Euro im Monat für Kranke auszugeben, wenn die zu Hause leben. Angehörige von Demenzkranken können sich kurzfristig zehn Tage unbezahlt beurlauben lassen, um die Pflege eines Fa- milienmitgliedes zu organisieren und dürfen bis zu zweihundert Euro für die Betreuung ausgeben. In den meisten Fällen reicht das hinten und vorne nicht. Pflege ist ein Vollzeitjob, am Ende steht die Aufgabe des Berufs, der Freundschaften, der Freizeit. Plötzlich wird von Menschen, die weder ausgebildet noch vorbereitet sind auf den geistigen und körperlichen Verfall ihrer Angehörigen, verlangt, dass sie ihr bisheriges Leben aufgeben, rund um die Uhr Windeln wech- seln, Speichel abwischen, Brei kochen, füttern. Für die meisten Menschen ist die finanzielle, emotionale und körperliche Belastung zu hoch. Für die meisten Betroffenen ist gute Pflege zu teuer und bezahlbare Pflege nicht gut genug.
Nicht so in Thailand. Drei Betreuerinnen kümmern sich in drei Schichten um einen Kranken, rund um die Uhr, täglich. Die sprachliche Distanz wird mit Menschlichkeit überbrückt Gestik, Mimik, Blickkontakte. Berührungen, kleine Massagen, Händchen halten, Umarmungen, Zärtlichkeiten dienen als Kommunikationsform. Eine Formel, um den Abstieg in das schwarze Loch, das Demenzkranke unaufhaltsam ansaugt, ein bisschen zu entschleunigen. Es sind Zuwendungen, für die in der durchstrukturierten Welt der Pflegeheime in der Heimat weder Zeit noch Geld übrig ist. Und wenn der Pfleger bei einem Restaurantbesuch auf Toilette muss, passt der Kellner auf den Patienten auf. Für Europäer mag das ungewohnt klingen, in Thailand ist das ganz normal.
In Haus Nummer sechs kümmert sich die 26-jährige Umphorn um den 81 Jahre alten Victor Sammer. Seit drei Jahren pflegt sie den Alzheimer-Patienten, und in dieser Zeit ist sie zu seiner Bezugsperson, besten Freundin und Ersatzenkelin geworden. Jetzt sitzen sie gemeinsam auf dem Sofa und spielen das Kartenspiel Jassen, und weil Victor nicht verlieren kann, lässt Umphorn ihn gewinnen. Dafür zwingt sie ihn nach jedem Spiel sachte, einen Schluck Wasser zu trinken, damit er nicht austrocknet bei der Wärme. Seine Winterjacke darf er anbehalten. Umphorn nennt ihn Opa, und zwickt ihn immer in die Wange. Victor Sammer stellt sie liebevoll als meinen kleinen Diktator
vor. Sie sind sich nahe gekommen in diesen Jahren, der alte Herr aus der Schweiz und die junge Frau aus den thailändischen Bergen. Da er ihren Namen ständig vergisst, hat sie einen Spitznamen bekommen Gift – Geschenk.
Mach doch mal ein bisschen Musik, …, wie heißt Du noch mal?
, fragt Victor.
Ich bin Gift, Opa!
, sagt die junge Frau, umarmt ihn, drückt einen Kuss auf seine Wange und streichelt seine fleckigen Hände.
Ah, richtig, Du bist die Gift. Kann ich Musik hören, bitte?
Motivation. Er selbst verzichtet auf große Profite und kann von seinem Unternehmen ganz gut leben. Das reicht
, sagt er. Umphorn geht zur Stereoanlage, kramt in einer Schublade nach Victors Lieblings-CD und legt eine Scheibe von Vico Torriani ein. Früher hat die gelernte Pflegerin in Krankenhäusern und Pflegeheimen gearbeitet.
Aber die Arbeit habe ihr dort nicht gefallen, weil sie sich um zu viele Menschen auf einmal kümmern sollte. Hier könne sie sich Zeit nehmen für Victor, herausfinden, was er gerne hat und was er nicht mag. Ich wäre unglücklich, wenn ich nur für Geld arbeiten würde
, sagt sie. Achttausend Baht verdient sie im Monat, umgerechnet zweihundert Euro. Dafür teilt sie ihr Leben mit ihm, führt ihn auf die Toilette, bringt ihm Essen und schläft auf einer Matratze neben seinem Bett, falls er nachts Hilfe braucht.
Bislang sind erst zwei Patienten gestorben. Sie wurden eingeäschert, so wie es mit den Angehörigen abgesprochen war. Die freien Plätze hat Martin Woodtli neu besetzt, mit Gästen aus der Schweiz oder Deutschland. So will er es auch in Zukunft machen. Die Entscheidung, seine Mutter nach Thailand zu bringen, wo sie im Frühjahr 2006 starb, hält er nach wie vor für richtig. Ihre Heimat habe sie nicht vermisst. Sie hat ihre Erinnerungen mit nach Thailand genommen.
In ihren letzten Jahren lief Margit Woodtli durch das Dorf Faham als wäre sie im schweizerischen Münsingen. Sie besuchte den Tempel als ginge sie in die Kirche, und auf dem Markt kaufte sie Papayas und Mangos wie einst zu Hause Äpfel und Birnen. Manchmal reiste sie zu den Anfängen ihres Lebens, glaubte das Haus zu erkennen, in dem sie als junges Mädchen zur Schule ging. Am Ende erkannte sie ihren eigenen Sohn nicht mehr. Das wäre in Münsingen wohl auch passiert. Es geht darum, dass meine Gäste noch etwas erleben, aktiv sind, Spaß haben. Ob sie sich daran erinnern, spielt keine Rolle
, sagt Martin Woodtli.
Zurück bleiben die Angehörigen, für die es durchaus eine Rolle spielt, wo sie ihre Liebsten unterbringen. Liselotte Mahler steht am Bett ihres Mannes Johann und wischt ihm Speichel aus dem Mundwinkel. Der 85-Jährige leidet an einer mittel- schweren semantischen Demenz und Parkinson. Was um ihn herum passiert, nimmt er nicht mehr wahr. Die Sprache ist ihm vor Jahren verloren gegangen. Seine Krankheit ist für sie das schlimme Ende eines langen, erfüllten Lebens. Wir sind seit 56 Jahren verheiratet und ich vermisse ihn sehr
, sagt Liselotte Mahler. Jedes Jahr kommt sie für drei Monate zu Besuch.
Den Rest des Jahres stellt sie sich Gewissensfragen War es die richtige Entscheidung, Johann nach Thailand zu bringen? Hätte es nicht doch ein Pflegeheim gegeben, das anständige und bezahlbare
Pflege geleistet hätte? In ihrem Heimat- dorf lästern die Leute. Sie hätte doch den Johann nur abgeschoben, um Ruhe zu haben, frei zu sein. Jetzt, da der Johann in Thailand sei, könne sie wieder etwas unternehmen, werfe man ihr vor. Sie spüre die Blicke, das Getuschel, wenn sie durchs Dorf geht. Und wenn sie aus Asien zurückkehrt, fragen die Leute spöttisch, wie der Urlaub gewesen sei.
Aber das sind keine Ferien, ich kann mich hier nicht erholen!
Wie lange sie diese Belastung noch durchhalte, wisse sie nicht die lange Reise, das ungewohnte Klima – gesundheitlich geht es mir nicht mehr so gut
, sagt sie und zeigt auf ihre Gehstöcke, eine 82-jährige Dame, die zwischen den Kon- tinenten pendelt. Bei ihrem letzten Besuch fing sie sich Denguefieber ein. Sie streicht über die Falten auf den Händen ihres Mannes, zieht mit dem Zeigefinger die Adern nach und erzählt von den beiden gemeinsamen Kindern, der Barbara und dem Georg. Keine Reaktion.
Während in Haus Nummer sechs Victor Sammer mit seiner Pflegerin Umphorn Karten spielt, fahren Manfred Richter und Philippina Zürcher zu einem Sportplatz in Chiang Mai, spazieren durch den Park, sitzen auf Parkbänken, beobachten den Sonnenuntergang oder werfen sich gegenseitig Bälle zu. Elisabeth Mugli sitzt in Martin Woodtlis Büro, telefoniert über Skype mit ihrem Neffen in der Schweiz und erzählt, dass sie großes Heimweh habe. Nach einer halben Stunde legt sie das Headset ab, bleibt noch ein paar Minuten regungslos sitzen und starrt auf den Bildschirm. Auf der Terrasse des Baan Kamlangchay sitzen einige Gäste, essen Drachenfrüchte und Ananas und wundern sich darüber, dass es in der Schweiz an diesem Tag so warm ist.
Definition
Die diagnostischen Kriterien für eine Demenz beinhalten Kombinationen von Defiziten in kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten, die zu einer Beeinträchtigung von sozialen und beruflichen Funktionen führen. Als Leitsymptom gilt die Gedächtnisstörung. Am Anfang der Erkrankung stehen Störungen des Kurzzeitgedächtnisses und der Merkfähigkeit, in ihrem weiteren Verlauf verschwinden auch bereits eingeprägte Inhalte des Langzeitgedächtnisses, so dass die Betreffenden zunehmend die während ihres Lebens erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten verlieren.
Definition der Demenz nach ICD 10
Demenz (ICD-10-Code F00-F03) ist ein Syndrom als Folge einer meist chronischen oder fortschreitenden Krankheit des Gehirns mit Störung vieler höherer kortikaler Funktionen, einschließlich Gedächtnis, Denken, Orientierung, Auffassung, Rechnen, Lernfähigkeit, Sprache, Sprechen und Urteilsvermögen im Sinne der Fähigkeit zur Entscheidung. Das Bewusstsein ist nicht getrübt. Für die Diagnose einer Demenz müssen die Symptome nach ICD über mindestens sechs Monate bestanden haben. Die Sinne (Sinnesorgane, Wahrnehmung) funktionieren im für die Person üblichen Rahmen. Gewöhnlich begleiten Veränderungen der emotionalen Kontrolle, der Affektlage, des Sozialverhaltens oder der Motivation die kognitiven Beeinträchtigungen; gelegentlich treten diese Syndrome auch eher auf. Sie kommen bei Alzheimer-Krankheit, Gefäßerkrankungen des Gehirns und anderen Zustandsbildern vor, die primär oder sekundär das Gehirn und die Neuronen betreffen.
Definition der Demenz im DSM-IV
Die kognitiven Defizite verursachen eine signifikante Beeinträchtigung der sozialen und beruflichen Funktionen und stellen eine deutliche Verschlechterung gegenüber einem früheren Leistungsniveau dar. Sie treten nicht im Rahmen einer rasch einsetzenden Bewusstseinstrübung oder eines Delirs auf. Zur Beeinträchtigung des Gedächtnisses muss noch mindestens eine der folgenden Störungen hinzukommen
Aphasie Störung der Sprache
Apraxie beeinträchtigte Fähigkeit, motorische Aktivitäten auszuführen
Agnosie Unfähigkeit, Gegenstände zu identifizieren bzw. wiederzuerkennen
Dysexekutives Syndrom Störung der Exekutivfunktionen, d. h. Planen, Organisieren, Einhalten einer Reihenfolge
Häufigkeit
Nach der Berliner Altersstudie (1996) steigt die Zahl der Menschen mit Demenz nach Altersgruppen aufgeschlüsselt folgendermaßen an
Altersgruppe Anteil
Demenzerkrankter
65- bis 69-Jährige 1,2 %
70- bis 74-Jährige 2,8 %
75- bis 79-Jährige 6,0 %
80- bis 84-Jährige 13,3 %
85- bis 89-Jährige 23,9 %
über 90-Jährige 34,6 %
Es ist davon auszugehen, dass bisher bei über der Hälfte aller Senioren (älter als 65 Jahre) im allgemeinärztlichen Patientengut mit vorhandener Demenz nie eine solche Diagnose gestellt wurde.
Entwicklung in Deutschland
In der Bundesrepublik Deutschland ist nach neuesten Zahlen mit einem Anstieg der Demenz von heute 1,4 Millionen Betroffenen auf voraussichtlich 3 Millionen im Jahr 2050 zu rechnen.
Unter den Personen, die im Jahr 2009 Mitglied der BARMER GEK Krankenkasse waren und mit über 60 Jahren verstarben, waren 47 Prozent der Frauen und 29 Prozent der Männer demenzkrank und neunzig Prozent dieser Demenzkranken waren vormals pflegebedürftig. Im Jahre 2001 waren es 60 und 40 Prozent.
Risikofaktoren
Hauptrisikofaktor für eine Demenz ist das hohe Lebensalter. Das Überwiegen des weiblichen Geschlechts unter den Betroffenen ist wahrscheinlich vor allem in der um einige Jahre höheren Lebenserwartung von Frauen begründet. Depressionen werden als Risikofaktor für die Entwicklung einer Demenz angesehen. Sie treten vor allem in frühen Demenzstadien gehäuft auf und können einer Demenz auch vorausgehen. Umgekehrt wird bei mangelhafter Abklärung oft alten Menschen mit psychischer Erkrankung fälschlicherweise die Diagnose Demenz zugewiesen, was sich damit zeigen kann, dass der Mini-Mental-Status-Test sich wieder stark verbessert.
Weitere Risikofaktoren sind darüber hinaus kardiovaskuläre Faktoren, wie Hypertonie, hoher Homocysteinspiegel, Niereninsuffizienz, Adipositas und Diabetes mellitus. Eine Rolle spielen hierbei Defekte des Gefäßsystems, der beeinträchtigte Insulin-Metabolismus und Signalweg und ein Defekt im Glukosetransportmechanismus im Gehirn.
Die derzeitigen medizinischen Behandlungsmöglichkeiten können den Verlauf einer Demenz nur in einem sehr bescheidenen Ausmaß positiv beeinflussen. Deshalb kommt der Prävention der Demenz besondere Bedeutung zu, deren Eckpfeiler in der Einschränkung der Risikofaktoren besteht. Hierbei gelten heute als aussichtsreichste Strategien in erster Linie die Kontrolle der kardiovaskulären Risikofaktoren, physische Aktivität (Sport), soziales Engagement, Kontrolle des Körpergewichts (Diät) und die frühzeitige Behandlung einer Depression. Da auch das Tabakrauchen einen möglichen Risikofaktor für Demenzerkrankungen darstellt, trägt das Einstellen des Zigarettenkonsums ebenfalls zur Demenzprävention bei.
Eine im Jahr 2012 veröffentlichte Langzeitstudie weist auf einen Zusammenhang zwischen der Zahngesundheit und dem Demenzrisiko hin. Demnach ist das Risiko an Demenz zu erkranken um das 1,85-fache höher, wenn 13 oder mehr Zähne fehlen und die Lücken nicht mit festem Zahnersatz versorgt sind. Forschungsgegenstand waren 4425 japanische Einwohner, die etwa 65 Jahre alt waren und über 4 Jahre begleitet wurden. 220 von ihnen erkrankten an Demenz.
Einteilungen und Ursachen
Es existieren eine Reihe von Einteilungen der Demenzen im deutschen Sprachbereich orientiert an der Genese, im US-amerikanischen orientiert am Ort der cerebralen Schädigung.
Deutsche Gesellschaft für Neurologie
Die Demenzformen werden laut der Deutschen Gesellschaft für Neurologie nach der Genese in vaskuläre, (neuro-)degenerative Demenzformen und Mischformen unterteilt.
Vaskuläre Demenz (VAD)
Multiinfarktsyndrom Defektsyndrom nach größeren, einzelnen oder multiplen, ischämischen oder hämorrhagischen Insulte mit Untergang einer kritischen Masse an neuronalem Gewebe (wahrscheinlich ca. 100 ml)
Strategische Insulte ausgeprägte kognitive Defizite bei kleinem Läsionsvolumen an entscheidenden Stellen (Thalamus, hinteres Kapselknie, frontales Marklager)
Mikroangiopathische Läsionen
multilakunäres Syndrom
konfluierende Marklagerveränderungen (subkortikale vaskuläre Enzephalopathie, SVE)
Mikrogefäßveränderungen
Kapillarverlust
Blut-Hirn-Schranken-Störungen
genetische Grunderkrankungen
CADASIL-Erkrankung
HERNS-Syndrom
Familial British dementia (HCHWA-D (Hereditary Cerebral Hemorrhages with Amyloidosis of the Dutch Type), HCHWA-I (Icelandic Type))
Degenerative Demenz
Morbus Alzheimer
Frontotemporale Demenz
Lewy-Körperchen-Demenz
ICD 10
Nach ICD-10 werden die Demenzen unterteilt in
Demenz bei Alzheimer-Krankheit
Vaskuläre Demenz
VAD mit akutem Beginn (nach mehreren kleineren Schlaganfällen, einer einzigen massiven Infarzierung als Folge von zerebrovaskulärer Thrombose, Embolie oder Blutung)
Multiinfarkt-Demenz (Vorwiegend kortikale Demenz, allmählicher Beginn, nach Anhäufung von Infarkten im Hirngewebe)
Subkortikale vaskuläre Demenz (arterielle Hypertonie, ischämischen Herden im Marklager der Hemisphären, klinisches Bild erinnert an Alzheimer-Krankheit)
Gemischte kortikale und subkortikale vaskuläre Demenz
Sonstige vaskuläre Demenz
Vaskuläre Demenz, nicht näher bezeichnet
Sekundäre Demenz bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
Pick-Krankheit
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit
Chorea Huntington
primärem Parkinson-Syndrom
HIV-Krankheit
Demenz bei anderenorts klassifizierten Krankheitsbildern
Epilepsie
hepatolentikulärer Degeneration (Morbus Wilson)
Hyperkalziämie
Hypothyreose, erworben
Intoxikationen
Multiple Sklerose
Neurosyphilis
Niacin-Mangel (Pellagra)
Panarteriitis nodosa
systemischer Lupus erythematodes
Trypanosomiasis
Vitamin B12-Mangel
zerebraler Lipidstoffwechselstörung
Sonstige Einteilungen
In US-amerikanischer Literatur wird eine Unterteilung in kortikale und subkortikale Demenzen verwendet. Diese unterscheiden sich nicht nur nach dem Ort der zerebralen Schädigung (Kortex versus Basalganglien), sondern auch nach deren klinischem Erscheinungsbild. Klassisches Beispiel für die kortikalen Demenzen ist die Alzheimer-Krankheit. Subkortikale Demenzen sind die subkortikale arteriosklerotische Enzephalopathie, die Demenz beim Parkinson-Syndrom, Normaldruckhydrocephalus, Morbus Wilson, oder Chorea Huntington.
Eine Verbindung zwischen dementiellen Veränderungen und chronischem Nierenversagen scheint zu bestehen.
Verbreitung
Die häufigste Form einer Demenz ist die Alzheimer-Krankheit, die zweithäufigste mit zirka 20 Prozent ist die gefäßbedingte Demenz (Vaskuläre Demenz).
Aus neuropathologischen Untersuchungen ist bekannt, dass die ersten Demenz-typischen Veränderungen im Gehirngewebe bereits im jungen Erwachsenenalter auftreten und mit zunehmendem Lebensalter stetig zunehmen. Zur Demenz kommt es erst, wenn ein großer Teil der Gehirnzellen zerstört ist. Der Zusammenhang des endgültigen kognitiven Abbaus mit einer neurodegenerativen Erkrankung kann momentan allerdings nur in einem Drittel der Fälle eindeutig hergestellt werden.
Häufigste Ursachen der Demenz (Zahlen aktuell August 2005)
Alzheimer-Krankheit ca. 50–60 %
Vaskuläre Demenz ca. 20 %
Mischform beider o.g. ca. 15 %
Sekundäre Demenzen (Angaben und Zahlen nicht aktuell geprüft!)
Lewy-Körperchen-Erkrankungund Parkinson-Syndrom ca. 10–20 %
Frontotemporale Demenz ca. 5–10 %
Andere <5 %
Die Angaben sind Schätzungen, da die Zuordnung im Einzelfall schwierig bis unmöglich ist und Mischformen häufig sind. Zahlen aus den 90er Jahren.
Diagnostik
Wichtige Hinweise zur Differentialdiagnose und zur Auswahl der bildgebenden Untersuchungsverfahren liefert die Krankengeschichte, wobei besonders die Angaben der Bezugspersonen zu berücksichtigen sind. Dem Betroffenen selbst fallen seine Gedächtnisstörungen oft nicht auf und/oder man kann kurzfristig bei Terminen in Hochform sein (bekanntes Phänomen bei Arztbesuchen). Andererseits ist es auch möglich, dass er seine Gedächtnisstörungen im Rahmen einer depressiven Verstimmung überschätzt. Technische Untersuchungen wie beispielsweise die Kernspintomografie oder Computertomografie des Kopfes oder die Elektroenzephalografie sind auch zur Differenzierung von anderen Gehirnerkrankungen sinnvoll. Um keine behandelbare Ursache zu übersehen, sollten zumindest die folgenden Blutuntersuchungen vorliegen Blutbild, Vitamin B12-Spiegel, Blutzucker, Leberwerte, Nierenwerte, Elektrolyte, Schilddrüsenhormone, CRP. Hilfreich zur Erhärtung eines ersten Verdachtes und auch zur Überprüfung des Fortschreitens einer Demenz sind neben der