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Kinderrechte alla turca

von Eylül BATMAN

"Das jüngste Kind


schämt sich und erzählt:
,,Nachts mache ich immer
ins Bett und morgens
bekomme ich ärger.
Ich habe zu den Wärtern
gesagt, dass ich einen Arzt
brauche, doch sie haben
mich ausgelacht"

Jeden einzelnen Tag, werden in Kurdistan Kinder verprügelt, verstümmelt, gefoltert,


getötet oder verhaftet. Die Zahl der Kinder in den Gefängnissen steigt von Tag zu Tag.
Bis jetzt sind es fast 3000 Kinder, die in den Gefängnissen sitzen. An der Tagesordnung
stehen Folter, Erniedrigungen und vor allem Traumatisierungen. Zu den Vorwürfen
schweigen türkische Staatskräfte, Politiker und die Presse. Doch Zeugen berichten von
bestialischen Foltermethoden. Viele Familien berichteten von den Schreien und Hilferufen
ihrer Kinder. Das Essen, dass den Kindern vorgesetzt wird, ist meistens ungenießbar
und laut Zeugenberichten sind auch Insekten im Essen zu finden. Die Räume in denen
die Kinder sich aufhalten müssen, sind kalt, schmutzig und von Schimmel befallen.
Durch die Verhaftungswelle sind die Gefängnisse überfüllt. Daher hat der Staat den Auftrag
gegeben, in Amed (Diyarbakir) das Gefängnisgebäude zu vergrößern. Kinder, die sich ihre
Rechte
auf der Straße erkämpfen werden als "Mitglieder einer terroristischen Organisation"
bezeichnet und zu Gefängnisstrafen von 15-30 Jahren verdonnert und zwar nach dem
"Anti-Terror Gesetz nach Erwachsenen-Strafrecht". Die Kinder sind in diesem Kampf
aufgewachsen. Die rassistische Staatspolitik, drängt diese Kinder auf die Straßen, um
sich zu verteidigen. Das Werfen von Steinen bedeutet, dass die Kinder ihre Rechte suchen
und ihren Zorn zeigen. Menschenrechtsorganisationen haben normalerweise in jedem Land
das Recht, unangemeldet die Gefängnisse zu besuchen, um Kontrollen durch zu führen.
In der Türkei muss die Menschenrechtsorganisation sich zwei bis drei Monate vorher
anmelden. Bei der letzten Kontrolle im Gefängnis in Diyarbakir wurden die Kinder zu ihrer
Situation im Gefängnis befragt. Sie erzählten den Mitgliedern des Komitees, dass die
Gefängniswärter sie aufforderten sauber zu machen und aufzuräumen aufgrund des
Besuches des Komitees. Das Komitee berichtete, dass die Kinder ihre Kleider selbst
waschen müssen. Die Mitglieder des Komitees sahen die schmutzigen und mit Bakterien
befallenen Tische, Betten und Badezimmer. Das Leben in solch einer unyhgienischen
Umgebung ist eine große Gefahr für die Gesundheit der Kinder.
Bei der Befragung der Kinder berichtete ein Kind:
"Beim Sport bin ich hingefallen und seitdem ist mein Knie geschwollen. Trotz der Schmerzen
haben die Wärter keinen Arzt gerufen. Seit fünf Wochen leide ich unter diesen Verletzung."
Ein anderes Kind erzählt: "Ich habe Ashma aber sie schicken mich nicht zum Arzt.
Manchmal habe ich Herzrasen, as würde mein Herz stehen bleiben. Außerdem hat
der Arzt gesagt, dass ich unter Panikattacken leide. Auch wenn ich unter Atemnot leide
tun sie nichts. Manchmal habe ich Angst zu sterben."
Ein weiteres Kind zeigt seinen entzündeten Finger und sagt: "Bei einem Unfall ist mein
Zeigefinger abgerissen. Er wurde wieder angenäht, doch seit 2 Wochen wurde er nicht
kontrolliert. Die Wunde brennt sehr."
Das jüngste Kind schämt sich und erzählt: "Nachts mache ich immer ins Bett und morgens
bekomme ich Ärger. Ich habe zu den Wärtern gesagt, dass ich einen Arzt brauche,
doch sie haben mich ausgelacht."

Das kranke Spiegelbild des türkischen Staats


Die 15 jährige Bêrîvan aus Êlih (Batman) wurde vom Schwurgerichtshof, wegen angeblicher
Steinwürfe auf einer Demonstration zu 7 Jahren und 9 Monaten Haft verurteilt. In einem
Brief den sie selbst verfasst hat schrieb sie: "Nachdem sie mich festgenommen hatten,
schlugen sie mich sehr. Ich kann nicht verstehen, warum sie mich so behandelten. Ich
werde hier sehr traurig, mein Herz brennt. Ich habe hier kein Recht bekommen. So einen
Ort wie hier im Gefängnis hätte ich mir in meinen schlimmsten Träumen nicht ausmalen
können. Wie werde ich meine Kindheit in diesen vier Wänden verbringen? Hier ist es so
furchtbar, dass ich es, so lange ich es auch erzähle, nicht verständlich machen kann.
Ich habe große Angst davor, hier imer zu bleiben. Ich möchte raus und mit meinen
Freundinnen spielen. Ich verstehe nicht, warum sie mir so eine Strafe geben, obwohl
ich keine Straftat begangen habe. Ich verstehe nicht, was die Polizisten von mir wollten.
Was habe ich ihnen getan? Ich wollte lernen, zur Schule gehen. Warum haben die
Polizisten mein Gesicht vermummt und Fotos gemacht? Warum haben sie mir Gewalt
angetan? Meine Beine sind immer noch übersät mit blauen Flecken. Damit sie niemand
sieht, haben sie ein Mittel darüber gestrichen. Ich verstehe nicht, warum sie mich
so behandelt haben. Ich bin erst 15 und mir wurde Unrecht getan. Niemand wird hier
gerecht behandelt."

Erdogan braucht ein Spiegel

Die Berichte der Kinder sind keine Einzelfälle. In Adana wurden vor den Augen ihrer
Eltern mit Wasserrohren aus Plastik und in Amed (Diyarbakir) mit Aschenbechern
aus Keramik geschlagen. Die offenen Wunden, die durch die Schläge entstanden sind,
wurden von den Gefängniswärtern mit Salz bestreut. Die Entlassung aus dem Gefängnis
bedeutet nicht, das alles wieder gut wird. Die Trennung des Kindes von seiner Familie,
seinen Freunden, seiner Schule und seinem gewohnten Umfeld führen zu verschieden
starken Traumes. Studien haben ergeben, dass die Kinder unter Alpträumen,
Schlafströrungen, Verfremdung und Flashbacks leiden. Sie ziehen sich aus ihrem
sozialen Umfeld zurück, haben Probleme soziale Beziehungen aufzubauen und sind
Suizid gefährdet. Bis heute haben wir gesehn, das viele kurdische Kinder von türkischen
Polizisten ermordet wurden. Ein Beispiel dafür ist Ugur Kaymaz. Doch keiner von
den Polizisten wurde bisher bestraft. Sie laufen frei rum und genießen ihr Leben mit
ihren eigenen Kindern ohne Reue zu verspüren. Aber fast 3000 kurdische Kinder sitzen
jahrelang in den Gefängnissen, weil sie die Panzer mit Steinen beworfen haben um
so ihre Wut und ihren Frust zum Ausdruck zu bringen. Diese Taten sind das kranke
Spiegelbild des türkischen Staats. Beim Vergleich dieser beiden Situationen wird
klar, was für ein Demokratieverständnis die Türkei hat und welche Bedeutung sie den
Rechten der Kinder schenken. Erinnern wir die Türkei an die UN - Konvention über
Kinderrechte, die sie unterschrieben hat. Die UN - Konvention über Kinderrechte ist
ein juristisches Dokument welches im Zusammenhang des Kinderrechts weltweit
als Leitfaden akzeptiert wird. Mit dieser Unterschrift hat sich die Türkei eigentlich
dazu verpflichtet, Kinder unter 18 Jahren in Kindergerichten und Sonderverfahren
zu verurteilen. Das Anti-Terror Gesetz mit der Nummer 3717 erklärt die Konvention
für Kinderrechte für nichtig. Dieses Vorgehen der Türkei steht im Widerspruch
zu internationalen Menschenrechtsstandards und verstößt nicht nur gegen das
UN-Übereinkommen über die Rechte des Kindes, sonder auch gegen nationales Recht.
Medien sind im eigentlichen Sinne dafür da, die Geschehnisse, ob positiv oder negativ
dem Volk zu übermitteln. In der Türkei klappt nicht einmal die Mediendemokratie.
Die Verletzung der Kinderrechte wird komischer Weise in den Medien so gut wie
nie angesprochen. Die Medien loben ihr krankes Demorkatieverständnis und
zeigen Aufnahmen von sauber und dünn angezogenen Kindern, die gezwungen
werden auf dem Taksim-Platz bei Minusgraden ihre Nationalhymne zu singen.
Man glaubt in einer verkehrten Welt aufgewacht zu sein.
Geschehen Kinderrechtsverletzungen in anderen Ländern wird Erdogan durch
seinen "One - Minute" Auftritt zum Star der Kinder bzw. Menschenrechte.
"Erdogan, du bist der Führer der Welt!" - so feierten ihn die Medien nach seiner
Rückkehr aus Davos. Schon wollten einige ihn für seinen "Mut" und seine
"Zivilcourage" auszeichnen. Wir haben Erdogan und seinen kranken Staat
schon ausgezeichnet. Von uns bekommen er und sein Staat einen Spiegel
für die feigen, hinterhältigen und heuchlerischen Taten. Überreichen werden
den Preis die kurdischen Mütter, deren Kinder getötet, gefoltert oder in die
Gefängnisse gesteckt wurden. So können Erdogan und sein Staat sich jeden
Tag im Spiegel betrachten und sehen, was für widerliche Menschen sie eigentlich
sind. Dann wäre die Welt ein Stück ehrlicher und die Maske, die ihr wahres,
hinterhältiges und heuchlerisches Gesicht verbirgt, würde von ihren Gesichtern
abfallen wie ein verfaultes Stück Dreck.

Quelle:
Sterka Ciwan (Stern der Jugend), April 2010

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