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:antifaschistische Nr.

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nachrichten g 3336 27.7.2006 22. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
www.antifaschistische-nachrichten.de

Extrem viel rechtsextreme


Gewalt Kein Schlussstrich per
Berlin. Im Mai wurden bundesweit 1177
rechtsextreme Straftaten registriert, da-
Schlusspfiff!
runter 88 Gewalttaten. Das geht aus der Interview mit Peter Gingold, Bundessprecher der VVN-BdA, zu Fragen
Antwort des Innenmnisteriums auf die
von Patriotismus und Internationalismus nach der Fußball-WM
monatliche Anfrage der Abgeordneten Pe-
tra Pau (Fraktion Die Linke.) hervor. Die
ausgewiesenen Zahlen stellen einen lang-
jährigen Rekord dar. Sie bedeuten im sta-
?
Die WM ist zu Ende. Siehst Du mit dieser
Fifa-Weltmeisterschaft ein gefährliches
Anwachsen des Nationalismus, hat nun
?
Wie sollten die
Linken, die An-
tifaschisten,

Foto: www.arbeiterfotografie.com
tistischen Schnitt: Alle zwei Stunden wer- das nationalistische Gedankengut der die VVN-BdA
den drei rechtsextremistische Straftaten Neonazis „Ich bin stolz eine Deutscher zu dem Rechnung
registriert und täglich gibt es fast drei sein“ einen mächtigen Auftrieb? tragen?
rechtsextremistische Gewalttaten und
mindestens so viele Opfer. Da es sich um Natürlich waren die meisten Deutschfah- Wir dürfen uns
vorläufige Zahlen handelt, liegt die Dun- nenschwenker keine Nationalisten. Es war jetzt nicht in
kelziffer noch weitaus höher. Die detail- da diese Freude am Spiel, die Identifikati- unserer Reak-
lierte Statistik ist unter www.petrapau.de on mit der Nationalmannschaft, wie wir tion in die
einzusehen. Petra Pau, MdB, 14.7.06 ■ sie in allen Ländern, aber auch in den Fuß- Ecke der „An-
ballgemeinden der deutschen Großstädte tideutschen“ drängen lassen. Diese Lo-
kennen: Die Freude an unserer Mann- sung „Nie wieder Deutschland“, das kann
Verbot der Heß-Kundgebung nicht die unsere sein. Deutschland ist eine
schaft, ob nun in der Stadt oder im Land.
bestätigt Das war eher Love-Parade, Karneval, raus Realität. Wir gehören zu diesem Land, wir
Die für den 19. August geplante Gedenk- aus dem Alltagsleben. haben in ihm Verantwortung zu tragen.
veranstaltung von Neonazis für Hitler- Wir sollten eine positive Antwort geben,
Stellvertreter Rudolf Heß bleibt verboten.
Das Verwaltungsgericht Bayreuth bestä- ?
Also Entwarnung? Da war nur Partyotis-
mus, wie manche Beobachter es nannten,
weniger Patriotismus?
wie wir zu Deutschland stehen. Antwort
auf diese Frage wird mir immer wieder
von Jugendlichen abverlangt. Wenn wir
tigte damit eine Entscheidung des Land-
ratsamtes Wunsiedel. Es bestehe eine un- Dies auch nicht. Denn zusätzlich kräftig uns nicht ins Abseits gestellt sehen wollen,
mittelbare Gefahr für die öffentliche Si- von den Medien gestärkt wurde das, was dann stellen wir uns der Frage, was für uns
cherheit, da eine Straftat drohe, meinten längst da war: Die Kampagne für die deut- das eigene Land bedeutet, in dem wir le-
die Richter. Seit März 2005 ist die Verlet- sche Leitkultur, die Kampagne von Promi- ben und kämpfen, was für uns national
zung der Würde der NS-Opfer strafbar. nenten „Du bist Deutschland“. Man wollte und nationalistisch ist, wie wir mit dem
Dies sei der Fall, wenn Heß als „Märtyrer volksgemeinschaftliche patriotische Ge- Begriffen Vaterland, Vaterlandsliebe, Hei-
des Friedens“ dargestellt werde. Das Tä- fühle wecken, sich zu diesem Deutschland matliebe und Patriotismus umgehen..
ter-Opfer-Verhältnis werde geradezu auf
den Kopf gestellt, „da einer der maßgebli-
chen Repräsentationsfiguren des Dritten
zu bekennen. Das wurde natürlich mit der
WM gefördert, das Wir-Gefühl, wir in ei-
ner Volksgemeinschaft, endlich ohne Be-
?
Und wie antwortest Du auf Deinen vielen
Veranstaltungen? Auch in der WM-Zeit
hast Du ja vor Jugendlichen gesprochen,
Reiches selbst als Märtyrer und Opfer klemmung sich zu Deutschland zu beken- die sind durchaus zahlreich erschienen.
dargestellt wird“. Damit werde die Würde nen. Und dann, immer wieder das
der Opfer in nicht hinnehmbarer Weise Deutschlandlied zu singen, doch nun stolz Zunächst halte ich den „Antideutschen“
beeinflusst, betonte das Gericht.Gegen die sein zu können, ein Deutscher zu sein. Das immer wieder entgegen: Von Karl Lieb-
Entscheidung des Verwaltungsgerichts muss schon Beklemmung auslösen. knecht kam nicht der Spruch: „Der Feind
Bayreuth kann Beschwerde beim Bayeri- ist das eigene Land“. Sondern: „Der
schen Verwaltungsgerichtshof in Mün-
chen eingelegt werden. Im vergangenen ?
Aber knüpft das nicht an ein verständli-
ches wachsendes Bedürfnis vieler Men-
schen an, in einer Gemeinschaft Gebor-
Hauptfeind steht im eigenen Land!“. Das
heißt, alles Reaktionäre, die Kriegstreiber
Jahr hatten alle Gerichte einschließlich im eigenen Land zu bekämpfen. Oft werde
des Bundesverfassungsgerichts die Auf- genheit zu empfinden angesichts von dif- ich gefragt, wie konntest Du in dieses
fassung des Landratsamtes Wunsiedel be- fusen und tatsächlichen Bedrohungen? Land wieder zurückkehren, gleich nach
stätigt und die Heß-Gedenkkundgebung der Befreiung, nach all dem, was dies der
verboten. Quelle: Mittelbayer. Zeitung Ja, die Globalisierung wird als Bedrohung Welt, der jüdischen Bevölkerung angetan
21.7.2006, aktuelle Infos: empfunden. Es gibt das Gefühl, beherrscht hatte, - fast meine gesamte Verwandtschaft
www.ns-verherrlichung-stoppen.tk ■ zu sein von einer Fremdbestimmung, von wurde ja ausgerottet, vor jenem Deutsch-
einer anonymen europäischen Macht. Da land musste ich damals mein zweijähriges
will man im eignen Land, in seiner Nation Kind verstecken. Ich bin deshalb zurück
Aus dem Inhalt: geborgen sein. Natürlich hat die WM dem gekommen, um mit allen anderen überle-
Französische Rechte hat Schwierig- einen neuen Auftrieb gegeben, wenn auch benden Opfern mitzuhelfen, damit ein an-
keiten mit der Nationalmannschaft . .10 nicht alles nachhaltig sein wird nach ders Deutschland entsteht, wie es Johan-
Rückkehr in den tristen Alltag nes R. Becher und Bert Brecht in ihren
Fortsetzung Seite 3
: meldungen, aktionen
Dokumentation im Laufe der Zeit um die
Biografien der Menschen, an die die klei-
nen, glänzenden Messingtafeln erinnern
„Kein Kriegs- und Holo- on – Alternativ-Demo in MA-Käfertal sollen, zu erweitern.
caustgequatsche“: nicht wahrgenommen. Erschlossen wird die lange Liste durch
Stefan Becker zum Rücktritt Das Mannheimer Aktionsbündnis ge- Verzeichnisse der Namen, der Straßen in
gen Rechts war bereit und hatte zu Ge- der Steine liegen, der Stadtteile, in der
gezwungen genaktionen aufgerufen. Nachdem die sich die Straßen befinden, der Gruppen,
Wilhelmshaven. Rücktritt von Stefan Nazis ihre Demonstration abgesagt ha- zu denen die Verfolgten zählten (z.B. Ju-
Becker: Der Chefredakteur und Heraus- ben, waren die Gegenaktionen hinfällig. den, Sinti oder Roma, politisch Verfolgte,
geber des Wilhelmshavener Stadtmaga- scr ■ Zeugen Jehovas, Zwangsarbeiter) und der
zins „Scout“ nahm in seiner Funktion als Deportations- und Todesorte. Erst mit Hil-
Vorsitzender des Vereins Radio Jade den Den Opfern ihre Namen fe dieser „Kataloge“ wird die Größenord-
Hut; Radio Jade ist bereits regelmäßig nung und Monstrosität des Naziterrors
auf Sendung. Zuvor waren seine Aussa- zurückgegeben – „Stolper- deutlich: Kaum ein Stadtteil der damali-
gen in einem der „Scout“-Editorials hef- steine“ jetzt auch im Internet gen Stadt Köln, in dem nicht Menschen
tig kritisiert worden. Zum Rücktritt for- Köln. Wahrscheinlich sind sie nicht nur verfolgt, deportiert oder ermordet wurden,
derte zum Beispiel der Bundesvorsitzen- Kölner(inne)n ein Begriff: die „Stolper- keine wichtige Straße, die nicht mehrmals
de des Deutschen Journalisten-Verban- steine“, die der Künstler Gunter Demnig genannt werden musste. Die „Topogra-
des (DJV), Michael Konken, auf. zum Gedenken an die Opfer des Faschis- phie des Terrors“ erschließt sich erst jetzt
Stefan Becker hatte vor dem Hinter- mus an deren früheren Lebens- oder Ster- so richtig der Vorstellung der Betrachter.
grund der Fußball-Weltmeisterschaft an beorten verlegt. 1.400 sind es mittlerweile Mit Hilfe der Online-Datenbank wird
die Adresse von Charlotte Knobloch, in Köln – und obwohl damit noch lange es nun endlich auch für Menschen außer-
Präsidentin des Zentralrates der Juden, nicht alle Naziopfer aus Köln dem Verges- halb Kölns, z.B, für Angehörige der Op-
formuliert: „Wir wollen kein Kriegs- und sen entrissen werden konnten, macht auch fer, die Nazideutschland rechtzeitig ver-
Holocaustgequatsche bei unserer WM. die jetzige Zahl betroffen. lassen konnten, möglich, Schicksale zu
Wir wollen begeisternden Fußball sehen; recherchieren oder sich die Bilder der
wir wollen gute Gastgeber sein.“ Später Steine und ihrer Umgebung anzusehen.
hatte der Chefredakteur seine Äußerun- Wir haben Gunter Demnig, Karin Richert
gen abgeschwächt und geschrieben: und dem NS-Dokumentationszentrum für
„Endlich braucht man sich nicht mehr zu ihre Arbeit zu danken.
verstecken, nur weil man Deutschland Die Datenbank ist zu finden unter
und seine Fußballnationalmannschaft www.nsdok.de (Rubrik Interaktive Daten-
liebt.“ Und weiter: „Ohne vergessen zu banken). tri ■
wollen, was zwei Generationen vor mir
passiert ist, ist es endlich an der Zeit, Kranzniederlegung für
auch die alten Patriotismus- und Natio-
nalstolz-Debatten verblassen zu lassen. „Opfer des Luftterrors“
Meine Generation und die neue Genera- Hamburg. Wie schon im vergangenen
tion haben keine Lust mehr auf falsche Jahr will die extrem rechte Bürgerinitiati-
Zurückhaltung in diesem Bereich.“ ve „Hamburger Opfer unvergessen“ um
Thomas Klaus ■ Gerhard Teppris am Sonntag, den 30.
Juli, eine Kranzniederlegung für „die
Nazis sagen Aufmarsch ab Hamburger Opfer des Luftterrors“ durch-
führen. Diese soll um 15 Uhr vor dem
Mannheim. Für den 15. Juli 2006 wurde „Mahnmal für die Opfer“ bei der Kapelle
von bekannten Aktivisten der hiesigen 13 auf dem Ohlsdorfer Friedhof stattfin-
Naziszene eine Demonstration unter dem den, wie es in einer Anzeige in der „Deut-
Motto „Stoppt die Kumpanei zwischen schen Nationalzeitung“ des DVU-Chefs
Stadt und militanten Autonomen, keine Gerhard Frey heißt. Im vergangenen Jahr
öffentlichen Gelder für das JUZ Mann- hatten sich – unter massivem Polizei-
heim“ in der Mannheimer Neckarstadt schutz und begleitet von antifaschisti-
mit einer geplanten Zwischenkundge- schen Protesten – „ca.70 Personen“, so
bung am Neuen Messplatz, in unmittel- Teppris in einem in der neofaschistischen
barer Nähe des Jugendzentrum in Selbst- In der vergangenen Woche wurde vom Zeitschrift „Recht und Wahrheit“ abge-
verwaltung „Friedrich Dürr“, angemel- NS-Dokumentationszentrum eine Daten- druckten Beitrag, vor dem Mahnmal ver-
det. (siehe AN 14-06) bank der Öffentlichkeit vorgestellt, in der sammelt. Darunter auch zahlreiche Ver-
Der geplante Aufmarsch des „Akti- Interessierte sich über alle in Köln verleg- treter und Mitglieder von NPD, DVU und
onsbüro Rhein-Neckar“ am 15. Juli fand ten „Stolpersteine“ (und vor allem die sog. „Freien Kameradschaften“. Die Er-
dann aber so nicht statt. Nachdem den hinter ihnen stehenden traurigen Schick- öffnungsrede im vergangenen Jahr hielt
Nazis die ursprünglich angemeldete sale) online informieren können. Dank Thomas Wulff, ehemals Vorsitzender der
Route vom Neuen Messplatz zum Alten der Arbeit der Kölner Fotokünstlerin Ka- 1995 verbotenen Neonazi-Partei „Natio-
Messplatz und zurück vom Ordnungsamt rin Richert ist nicht nur jeder einzelne nale Liste“ (NL), der seit 2004 der neofa-
Mannheim nicht genehmigt wurde (vor Stein im Bild dokumentiert, sondern auch schistischen NPD angehört. Einladungen
allem wurden Sicherheitsbedenken gel- die Plätze, an denen sie verlegt wurden, an die „etablierten Parteien“ in Hamburg
tend gemacht wegen dem gleichzeitig und bei einigen Steinen sogar die mutwil- wurden schon im vergangenen Jahr nicht
stattfindenden Fest der Kulturen am Al- ligen Zerstörungen, denen sie ausgesetzt mehr versandt, so Teppris, seit diese den
ten Messplatz), haben die Nazis ihre An- waren. Dazu kommen die Lebens- und Einladungen im Jahr 2001 bereits „ohne
meldung zurückgezogen. Sie haben die Sterbedaten der aus den unterschiedlichs- Begründung ferngeblieben waren.“
vom Ordnungsamt vorgeschlagene Opti- ten Gründen Verfolgten. Geplant ist, die hma ■
weiter Seite 4
2 : antifaschistische nachrichten 15/2006
Nationalhymen aus- um den Aufmarsch der Neonazis in Berlin grand Patriot!“. Zum 60. Jahrestag der
drückten. Das sah ich zu verhindern, die Unter den Linden mar- Landung in der Normandie gab „Le Mon-
als Deutscher als mei- schieren wollten, Du vorneweg mit einem de“ eine Sonderausgabe heraus, mit dem
ne nationale Pflicht herrlichen Blumenstrauß, den man dir we- Titel: „Die Patrioten und Befreier Frank-
an. Zugleich war es gen deiner Rede in die Hand gedrückt hat- reichs“, darunter das Porträt von drei
und ist es eine Pflicht te, hinter Dir eine große Gruppe von De- Deutschen, u.a. auch meines. Auch als vor
des Internationalis- monstranten mit ihrer Losung „Nie wieder einiger Zeit in ARTE der Film über die
mus, dass von diesem Deutschland!“, was war da Dein Ein- Deutschen in der französischen Résistance
Land keine Bedro- druck? lief, hatte er den Titel „Fremde als Patrio-
hung anderer Völker ten in Frankreich“.
ausgehen kann. Da Das fragten mich auch Journalisten und
kann es keinen Wi-
derspruch geben zwi-
Fernsehleuten in der Annahme, dass ich
mich mit denen identifiziere. Sie fragten,
wie ich zu Deutschland stehe. Meine Ant-
?
Frankreich hat die Weltmeisterschaft eben-
so wenig gewonnen wie Deutschland, aber
dennoch will man uns nun einreden, wir
schen Nationalem
und Internationalis- wort war, dass ich für die jungen Leute seien die Größten und Besten. Gewonnen
mus. Wenn ich es als viel Verständnis habe, wenn sie damit mei- hat Italien. Woran denkst Du da?
Pflicht als Deutscher, nen, nie wieder ein Deutschland, das so-
Peter Gingold
viel Schrecken über die Welt brachte, zu- Zunächst mal ist allen zu gratulieren, die
2004 in Wunsiedel, als Kommunist aus gewonnen haben und allen die faire und
jüdischer Familie be- zulassen. Schade, dass sie es nicht so aus-
drücken. Ich selber steh zu dem Deutsch- schöne Spiele boten. Mir fällt auf, dass
greife – meinetwegen als nationale Pflicht viel Freundliches über Italien geschrieben
begreife -, im eigenen Land für den Fort- land der großen Dichter und Denker, das
von Goethe und Schiller, von Feuerbach und gesagt wird, aber es ist wie in der In-
schritt zu kämpfen, ist es zugleich meine nenpolitik, in der man hinter dem schönen
internationalistische Pflicht. Andererseits und Marx und Engels, der großen Kompo-
nisten, dieses Deutschland, das die Welt Schein uns während der WM schlimme
ist es zum Wohle des eigenen Landes, dass soziale Verschlechterungen bescherte.
wir alles, was es in anderen Ländern an um soviel an Kultur und Wissenschaft be-
reicherte, das der Bauernkriege, der Revo- Auch gegenüber Italien wird verschwie-
fortschrittlichen Bewegungen gibt, unter- gen, dass noch manche berechtigte Rech-
stützen. Das zeichnete die Geschichte der lution von 1848, der Novemberrevolution
von 1918 und vor allem des deutschen an- nung aus dem Süden offen ist. Zum Bei-
Arbeiterbewegung und ihrer Parteien aus. spiel mussten die Massen, die in Dort-
tifaschistischen Widerstandes. Das ist für

?
Woran denkst Du im Besonderen?
Die Deutschen in den Internationalen Bri-
mich das Deutschland. Soweit meine Ant-
wort.
mund zum Italienspiel gingen, an der
Westfalenhalle vorüber. Dort hat man bis-
her versäumt, ein Schild anzubringen, das
gaden in Spanien mit ihrem Spanienlied
„Die Heimat ist weit“, sie kämpften zu-
gleich für die Heimat, auch die Deutschen
?
Also bist Du doch ein deutscher Patriot?
Ich bin kein deutscher Patriot, auch wenn
darauf hinweist, wie sehr auch italienische
Sklavenarbeiter im Stalag in der Westfa-
lenhalle gelitten haben. Viele kamen wäh-
in allen nationalen Befreiungsbewegungen Frau Merkel es nun noch so sehr von uns rend der Bombardierungen ums Leben.
in den von der Hitlerarmee besetzten Län- allen wünscht. Mit der Entstehung Die italienischen Überlebenden wurden
dern Europas. Als ich bei der Zeremonie Deutschlands war der Patriotismus im Un- leider von der Bundesregierung zu Kriegs-
zum 60. Jahrestag der Landung in der Nor- terschied zu dem anderer Nationen ge- gefangenen erklärt, und – da kriegsgefan-
mandie eingeladen war und ich den eben- prägt vom Nationalismus, vom Hass, von gene Zwangsarbeiter nicht berechtigt sei-
falls eingeladenen ehemals deutschen Of- Überheblichkeit und Aggression gegen an- en, Entschädigung zu empfangen – von
fizieren sagte, unter ihnen sei mit mir ein dere Völker, geprägt vom Rassismus, der der Zwangsarbeiterentschädigung ausge-
Deutscher, der jene vertritt, die an der Sei- unter Hitler seinen Höhepunkt fand als das schlossen. Zudem blieben bis heute bei
te der Résistance kämpften, bekam ich zur Vorrecht einer Eliterasse, sich verbreche- uns alle während des Krieges von Deut-
Antwort: „Da haben Sie gegen Deutsch- risch gegenüber allen anderen Völkern schen an Italienern verübten Kriegs- und
land gekämpft!“ Ich antwortete ihnen: Für verhalten zu können, sie auszuplündern, NS-Verbrechen ungesühnt, so dass die ita-
uns war es zugleich ein Kampf, um zu versklaven, sie mit Massenmord vom lienischen Gerichte nun dazu übergingen,
Deutschland vom Krieg und von Hitler zu Erboden verschwinden zu lassen. Doch die betreffenden ehemaligen SS- und
befreien. Die meisten von uns, die wir in einmal konnte ich im Krieg Patriotismus Wehrmachtssoldaten in Italien vor Gericht
den nationalen Befreiungsbewegungen in den Mund nehmen, als ich sagte, der zu stellen. Die dortigen Gerichte sprachen
Europas den Internationalismus praktizier- einzige legitime Patriotismus ist der, dem Höchststrafen aus; da aber die Angeklag-
ten, hatten Sehnsucht nach unserer Hei- eigenen Land die Niederlage zu bereiten. ten nicht ausgeliefert wurden, leben sie
mat. Man kann es Heimatliebe nennen. In anderen Ländern, auch auf Grund ihrer noch immer unter uns. Wir haben kürzlich
Als ich, zurück in meiner Geburtsstadt Geschichte, hat der Patriotismus einen vor den Häusern der in Italien Verurteilten
Aschaffenburg, in der ich meine Kindheit ganz anderen Klang. demonstriert und ihre Bestrafung bzw.
verbrachte, nur einen Trümmerhaufen sah,
das so herrliche, majestätische Schloss,
vor dem ich so gerne verweilte, in Ruinen,
?
Dies gilt besonders für Frankreich und Ita-
lien? Du hast ja sowohl in Deutschland als
auch in Frankreich und Italien am antifa-
Überstellung an die italienische Justiz ver-
langt. In Dortmund sitzt auch die Zentral-
stelle der Staatsanwaltschaft für NS-Mas-
da war ich erschüttert und schämte mich schistischen Widerstandskampf teilgenom- senverbrechen, die zuständig ist für die
meiner Tränen nicht. Ich erinnere mich der men. Verfolgung der Morde an 5000 italieni-
berühmten Rede von Anna Seghers auf schen Kriegsgefangenen im September
dem internationalen Schriftstellerkongress Ja. Die Deutschen, die dort in der Résis- 1943 auf der griechischen Insel Kephallo-
in Paris 1935 über Heimat- und Vater- tance und bei den Partisanen kämpften, nia, – auch dieser Fall kommt nicht voran.
landsliebe, über unsere Landschaften, über waren als Ausländer die Patrioten ihres Ich frage: Soll mit dem „positiven Patrio-
das Gefühl, endlich um uns herum die Landes. Als ich während des Aufstands in tismus“, der „nicht mit dem Endspiel vor-
Laute der deutschen Sprache zu verneh- Paris in dem bereits befreiten Viertel unse- bei sein“ darf, so die Politiker und viele
men, den Geruch der Erde zu spüren. re damalige Wohnung aufsuchte, die Con- Medien, nun endgültig die Geschichte im
cierge (Hausmeisterin) mir als Erste be- schwarz-rot-goldenen Fahnengetümmel
gegnete, die wusste, dass ich an der Résis-
?
Als Du an der Spitze der Demonstration
von fünfzehntausend zumeist Jugendlichen
am 8. Mai voriges Jahr zum Alex gingst,
tance teilnahm, da empfing sie mich als
Ausländer mit den Worten: „Vous êtes un
untergehen? Schlussstrich per Schluss-
pfiff? Das dürfen wir nicht zulassen.
Interview: Ulrich Sander ■

: antifaschistische nachrichten 15/2006 3


„..einfach nur moderne 1986 lobte Breker in einem Leserbrief an see stattfinden. Die diesjährige Tagung
Kunst“ die neofaschistischen „Deutschen Mo- steht unter dem Motto „Die geteilte Welt.
natshefte“ deren „kulturell anspruchsvol- Europa im Spannungsfeld des Ost-West-
Schwerin. Für Klaus Staeck, neuer Prä- len Stil“ und verfasste für die Zeitschrift Konfliktes“. Als Referenten werden u.a.
sident der Berliner Akademie der Künste, noch im selben Jahr einen Beitrag über angekündigt: Wjatscheslaw Daschitschew
war der Bildhauer Arno Breker (1900- den von ihm verehrten französischen (Moskau), Autor in der „Deutschen Natio-
1991) „ein monumentaler Dekorateur der Künstler Aristide Maillol. Breker gehörte nalzeitung“ und Redner bei der DVU;
Barbarei“. Es bestehe der Verdacht, so auch „viele Jahre“ zu den Lesern des Reinhard Günzel, ehemals Brigadegene-
Staeck, „dass in Schwerin in Wahrheit an Neonazi-Blattes „Die Bauernschaft“, das ral a.D.; Günther Pöschel, Konteradmiral
der Rehabilitation Brekers“ gearbeitet von dem ehemaligen SS-Sonderoffizier a.D.; Andreas Naumann, Autor im extrem
werde und sagte eine ihm für 2007 ange- im KZ Auschwitz, Thies Christophersen, rechten „Grabert“-Verlag; Dr. Walter
botene Schau eigener Werke in der Stadt herausgegeben wurde. Nach dem Tod des Post, Interviewpartner des NPD-Organs
aus Protest ab. Kurator Rudolf Conrades in Künstlerkreisen als „Parteistukkateur“ „Deutsche Stimme“; Dr. Olaf Rose, Refe-
vom Schweriner Schleswig-Holstein- bezeichneten Breker erschienen in allen rent beim „Deutsche Stimme“-Kongreß
Haus, in dem Brekers Werke vom 22.7. relevanten neofaschistischen Publikatio- der NPD, und Graf Alexander Urechia.
bis 22.10. gezeigt werden sollen, vertei- nen lobhudelnde Nachrufe auf den frühe- Im „kulturellen Rahmenprogramm“ der
digt hingegen die Absicht, Werke des um- ren NS-Bildhauer. Tagung sollen der Film „Die Nürnberger
strittenen Bildhauers auszustellen, der im Man darf gespannt sein, wann ein deut- Prozesse 1945/46 – Ein Volk auf der An-
Auftrag des Nazi-Regimes heroisierende scher Kurator auf die Idee kommt, auch klagebank“ und Holzschnitte verschiede-
Monumentalplastiken angefertigt hatte. die Frühwerke des „Kunstmalers“ Adolf ner NS-Künstler gezeigt werden. hma ■
Er begründet dies u.a. mit Brekers Hitler öffentlich zeigen zu wollen. Natür-
Freundschaft zu Jean Cocteau und Max lich nur „zur Diskussion gestellt“ und Ex-FAPler wird Presse-
Liebermann und bezeichnet Brekers Ar- selbstverständlich auch nur diejenigen
beiten in der Zeit bis 1935 als „einfach Bilder, die Hitler vor seinem Eintritt in sprecher
nur moderne Kunst“. Teile von Brekers die NSDAP gemalt hat. Ein Schelm, wer Bonn. Neuer Pressesprecher der „Deut-
Werken wurden in den vergangenen Jah- Böses dabei denkt! hma ■ schen Burschenschaft“ ist Norbert Weid-
ren immer wieder ausgestellt. So z.B. auf ner von der Alten Breslauer Burschen-
Schloss Nörvenich im Rheinland, in Aa- NPD kauft Immobilie schaft der Raczeks zu Bonn. Weidner
chen und in Kirchheim/Teck. In letzterer löst damit den Rechtsanwalt Karsten
Stadt wurde die Ausstellung von einem Wie der Internetseite des NPD Landes- Rausch ab, der diesen Posten neun Jahre
ehemaligen Redakteur der „Jungen Frei- verbandes Rheinland-Pfalz zu entneh- lang innehatte. Mit Weidner haben die
heit“ eröffnet. Zum Teil wurden die Aus- men ist, hat die NPD in Kirchheim (bei Burschen eine politikerfahrene Füh-
stellungen von antifaschistischen Protes- Grünstadt) die „Leininger Mühle“ ge- rungskraft. Aus der rechten Skinhead-
ten begleitet. kauft. Neben der Gaststätte „Zur Burg“ Szene wechselte Weidner damals zur
An einer Rehabilitierung Brekers wird in Altleiningen, die vor kurzem vom neonazistischen „Freiheitlichen Deut-
bereits seit Jahrzehnten gearbeitet. Schon NPD Landesgeschäftsführer Sascha schen Arbeiterpartei“ (FAP). 1993 wurde
1954 hatte die „Deutsche Nationalzei- Wagner gepachtet wurde, verfügt die er zum stellvertretenden Landesvorsit-
tung“ über Breker gemeldet: „Offiziell NPD noch über die Räumlichkeiten ihrer zenden der Neonazi-Partei gewählt, die
geschnitten, inoffiziell Hochbetrieb“. Landesgeschäftstelle in Pirmasens. In 1995 verboten wurde. Im März 1995 ver-
Breker, der sein Entnazifizierungsverfah- der Mitteilung der NPD heißt es dazu: kündete er gegenüber der Presse seinen
ren mit einer lächerlichen Geldstrafe von „Kaufabschluß: Das Anwesen ,Alte „Ausstieg“, der wohl eher ein Umstieg
100 Mark überstand, musste nach der Be- gräfliche Leininger Mühle‘ in Kichheim war. Noch zu Beginn des Jahres hatte
freiung vom Hitler-Faschismus nicht endlich im Besitz der NPD Kirchheim. Weidner einen von der „Jungen Freiheit“
hungern. Konzernchefs wie Hugo Henkel Erste Aufräumarbeiten wurden durchge- initiierten Appell „für die Pressefreiheit“
und Hermann Josef Abs gaben Breker führt! ... Der Traum in Kirchheim ein unterzeichnet. hma ■
Aufträge. Für den Kölner Versicherungs- Schulungs- und Freizeitzentrum für na-
konzern Gerling war Breker als Baumeis- tional gesinnte Menschen jeden Alters zu „SDV“ tagte in Fulda
ter und Bildhauer tätig. Die „Wagner- errichten, ist nun Wirklichkeit. Auch der
Stadt“ Bayreuth ließ ihn in den 70er Jah- Brandanschlag vor zwei Monaten konnte Fulda. 25 Jahre nach Veröffentlichung
ren Monumental-Portrait-Büsten u.a. von unsere Pläne nicht stoppen. ... Im Nach- des rassistischen „Heidelberger Mani-
dem Antisemiten Richard Wagner schaf- hinein war der Brandanschlag nur positiv fests“ hat in Fulda eine Jubiläumsveran-
fen. Die Bonner „Galerie Marco“ eröff- für uns, da so der Kaufpreis gemindert staltung des „Schutzbund für das deut-
nete bereits 1972 eine Ausstellung mit werden konnte. Außerdem stehen dem sche Volk e.V.“(SDV) stattgefunden. Auf
Werken Brekers, der auf seinem dortigen nationalen Widerstand in der Rhein-Ne- der Veranstaltung sprachen u.a. Hubert
ersten Empfang nach Ende des zweiten ckar-Region viele Personen aus dem Dröscher (Erlangen), Ehrenvorsitzender
Weltkrieges „rund 400 Repräsentanten Handwerk zur Verfügung, so daß dank des SDV, der „Lebensschützer“ Dr. Sieg-
aus Politik, Diplomatie und Gesellschaft“ deren Geschick und vorhandener Spen- fried Ernst und Prof. Theodor Schmidt-
empfangen konnte, wie die „Deutschen denbereitschaft ein schneller Wiederauf- Kaler (Margretshöchheim), einst Mitver-
Nachrichten“ der neofaschistischen NPD bau zu realisieren ist.“ fasser und Erstunterzeichner des „Hei-
damals begeistert schrieben. Auch an- VVN-BdA Kaiserslautern, delberger Manifests“. Schmidt-Kaler rief
sonsten hielten die alten Seilschaften. vvn-bda-kl@gmx.de ■ in seiner Rede u.a. zur Unterstützung des
Im Jahr 1965 war Breker bereits zum Vereins „Gedächtnisstätte“ im sächsi-
Ehrenmitglied des neofaschistischen „Erlebnis-Wochenende“ bei schen Borna auf. Der SDV, der u.a.
„Deutschen Kulturwerks Europäischen „Rückführung statt Einwanderung“ und
Geistes“ (DKEG) ernannt worden. 1978 Eisenach ein „Repatriierungsgesetz“ fordert, hat
folgte eine Breker-Ausstellung im Bon- Eisenach/Inning. Vom 8. bis 10. Sep- nach eigenen Angaben rund 1000 Mit-
ner Haus des Ärzteverbandes „Hartmann- tember soll im „Großraum Eisenach“ das glieder und Interessenten. In den vergan-
bund“. 1980 verlieh die neofaschistische „6.Erlebnis-Wochenende Geschichte“ genen 25 Jahren will er etwa 4,5 Millio-
„Gesellschaft für freie Publizistik“ Bre- des extrem rechten Druffel&Vowinckel- nen Flugschriften und Rundbriefe ver-
ker ihren „Ulrich-von-Hutten-Preis“. Verlages mit Sitz in Inning am Ammer- breitet haben. hma ■

4 : antifaschistische nachrichten 15/2006


Nein, das „Deutsche Stimme
Pressefest“ welches in Kürze in „Deutsche Stimme Pressefest“
Dresden stattfinden soll, hat sich
nicht im sommerlichen Wohlgefallen – wird Dresden-Pappritz zum
aufgelöst, obwohl das die aufmerksamen
Zeitungs- und Rundfunkkonsument_in- Nazi-Zentrum?
nen annehmen könnten. Abgesehen von 5. August 06: antifaschistische Demonstration gegen das „Deutsche Stimme
ein paar mageren Zeilen, waren der säch- Pressefest“
sischen Presse keine Informationen über
die bevorstehende Anwesenheit einiger haltenden Proteste in Sinning/Neuburg Nun bekamen wir die Information,
Tausend Neo-Nazis in Dresden zu ent- und das günstige Klima, das für völki- dass der Grundstückseigner Wolfgang
nehmen. Momentan ist das NPD-Event sche Projekte in Sachsen herrscht. Mit Jürgens erneut seine Tennishalle an die
als Versammlung angemeldet, womit die ihr zogen etliche Kader nach Sachsen, NPD eventuell verkaufen, zumindest
NPD versucht Auflagen, die ein solches welche die hier weitgehend vorhandene aber vermieten will.
Fest üblicherweise erfüllen muss, zu um- Akzeptanz nazistischen Gedankenguts in Am 5. August soll laut einer Bekannt-
gehen. Anders als in den letzten Jahren der Gesellschaft und die ohnehin schon machung der NPD das „Deutsche Stim-
wird die NPD allerdings nicht al- me“-Pressefest in Sachsen stattfin-
lein bei ihrem Treiben sein, denn den. Nach uns vorliegenden Infor-
neben einem BürgerInnenfest .DPSDJQHÅ.HLQH*HVFKlIWHPLW1D]LV'HU13'GHQ%RGHQHQW]LHKHQ´ mationen soll es auf dem Grund-
wurde eine antifaschistische De- stück von Jürgens in Dresden-Pap-

$XJXVW
monstration gegen das Pressefest pritz stattfinden.
angemeldet. Sie soll dazu beitra- ... Sollte es zu dem Verkauf der
gen, dem zusammengetrommel- Pappritzer Tennishalle kommen,
ten Nazimob die Feierlaune zu wird es nicht nur bei der einmali-
vermiesen und das „DS-Presse-
DQWLIDVFKLVWLVFKH'HPRQVWUDWLRQ gen Nutzung durch das NPD-Pres-


fest“ nicht länger ungestört statt- sefest bleiben, sondern es werden
finden zu lassen.
JHJHQGDV'HXWVFKH6WLPPH3UHVVHIHVW noch häufiger als bisher Nazikon-
zerte, Versammlungen und Veran-
Demo Start: 5.8.06, 12. 30 Uhr LQ'UHVGHQ3DSSULW] staltungen der Nazi-Szene in Dres-
Bautzner Str. / Haltestelle den stattfinden. Es kann davon
Weißer Adler der Linie 11 ausgegangen werden, dass ver-
'HPRVWDUWHW
'DWHV

Infotelefon: 0341 - 4234014 mehrt Übergriffe auf Menschen er-


8KU
%DXW]QHU6WU+DOWHVWHOOH folgen werden, die nicht in das
Die Demonstration endet beim :HLVVHU$GOHUGHU/LQLH menschenverachtende Weltbild
BürgerInnenfest „Ob Sonne ob ,QIRWHOHIRQ der Nazis passen. Darüber hinaus
Regen – wir sind dagegen“ am  könnte diese Immobilie auch im
Ullersdorfer Platz (Haltestelle Li- 7UHIISXQNW]XUJHPHLQ Falle einer nicht erfolgenden Wie-
nie 11, 61) welches sich ebenfalls VDPHQ$QUHLVH]XU derwahl in den sächsischen Land-
gegen das Pressefest richtet. $//<28 'HPR
8KU$OEHUWSODW] tag und den somit geringeren fi-
Im Aufruf zur antifaschisti- 'LH'HPRQVWUDWLRQHQGHW nanziellen Ressourcen der Partei
schen Demonstration am 5. Au-
gust in Dresden heißt es:
% &$1 ($7 EHLP]LYLOJHVHOOVFKDIWOLFKHQ
%UJHUBLQQHQIHVWÅ2E6RQQH
weiterhin genutzt werden – einer-
seits als Veranstaltungsort, ande-
RE5HJHQZLUVLQGGDJHJHQ´
DP8OOHUVGRUIHU3ODW] +DO
Die „Deutsche Stimme“ ver- WHVWHOOH/LQLH ZHOFKHV
rerseits aber auch als Geldanlage.
stummen lassen! VLFKHEHQIDOOVJHJHQGDV'6 Aus diesen Gründen gilt es, den
3UHVVHIHVWULFKWHW
Verkauf der Tennishalle zu verhin-
Über der dörflichen Ruhe Dres- dern und den Nazis ihr „Presse-
PRUHLQIRVKWWSYHQFHUHPRVDQWLIDQHW
den Pappritz‘ liegt ein dunkler fest“ zu verunmöglichen. Hier
Schatten. Verursacht wird dieser sind alle gesellschaftlichen Kräfte
nicht, wie mensch vielleicht ver- gefragt, den Nazis auf die Finger
muten könnte, durch den Dresdner Fern- bestehenden Nazistrukturen nutzten und zu schauen. Es muss im Weiteren den
sehturm, sondern durch das am 5. August letztere weiter ausbauten. Mit dem Ein- Immobilien-Kaufbestrebungen der neo-
dort stattfindende „Pressefest“ der NPD- zug der NPD in den Landtag und in etli- nazistischen NPD aktiv entgegengetreten
Parteizeitung „Deutsche Stimme“. che Kommunalparlamente manifestierte werden.
Das für Nazis aus der gesamten Bun- Sachsen sich endgültig als Basis für die Wir fordern daher alle BürgerInnen,
desrepublik attraktive Fest zeichnet sich Partei. Organisationen, Vereine, politische Ini-
nicht nur durch politische Reden, son- Das DS-Pressefest war bisher nur mit tiativen und AntifaschistInnen auf, viel-
dern vor allem durch ein Kinderfest, Ro- marginalem Widerstand konfrontiert. fältig, kreativ und entschlossen aktiv zu
deoreiten und am Abend stattfindende Dies wird sich in Dresden ändern. Bietet werden, gerne auch in Zusammenarbeit
Rechtsrockkonzerte aus. Diese geben der doch die Landeshauptstadt vielfältige mit uns.
Veranstaltung ihren besonderen Charak- Möglichkeiten, unseren Protest auszu- Die unseriöse Praxis, Geschäfte mit
ter. So zog es 2004 zum letzten Presse- drücken! Nazis zu machen bzw. deren Skandalfak-
fest über 7.000 Nazis in das ostsächsi- Offener Brief der Kampagne tor zur Gewinnmaximierung zu nutzen,
sche Dorf Mücka. Damit ist das NPD- „Keine Geschäfte mit Nazis – kann und darf nicht akzeptiert werden.
Open-Air eine der größten Naziveran- der NPD den Boden entziehen!“ Keine Geschäfte mit Nazis!
staltungen bundesweit. Der NPD den Boden entziehen!
Die „Deutsche Stimme“ fühlt sich in ... Die Kampagne „Keine Geschäfte mit „Deutsche Stimme“- Pressefest am 5. 8.
Sachsen schon lange heimisch. Sie zog Nazis – der NPD den Boden entziehen!“ verhindern!
bereits im Jahr 2000 vom bayrischen gründete sich, als bekannt wurde, dass contact: bodenentziehen-at-
Sinningen in die sächsische Stadt Riesa. die NPD Kaufinteressen in Dresden und mailup.net
Grund für den Ortswechsel waren die an- Umgebung hat. http://venceremos-antifa.net ■

: antifaschistische nachrichten 15/2006 5


Mit Ultrarechten Seite an Seite
Niedersachsens Finanzminister Möllring moderierte Arbeitsgruppe eines
Buchprojektes, in dem auch bekennende Rechtsextremisten zu Wort kommen
von Peter Riggers
Professor Dr. Eberhard Hamer ist 1998 eine Festschrift mit dem Titel im Herbst 2004 mit Vertretern des rechts-
sich sicher. Die Welt steckt be- „Wagnis Wahrheit – Historiker in Hand- terroristischen „Kampfbundes Deutscher
reits jetzt mitten in einer verhee- schellen?“. Damit sollte der berühmt-be- Sozialisten“ (so Informationen des DÖW
renden Wirtschaftskrise. Der Präsident rüchtigte Holocaust-Leugner David Ir- in Wien).
der Deutschen Mittelstandsstiftung und ving geehrt werden. Der Sammelband er- Für Juli 2004 war Reisegger als einer
Wissenschaftliche Leiter des Mittel- schien im ultrarechten, vom Verfassungs- der Referenten eines Tagesseminars der
standsinstitutes Niedersachsen stellt schutz beobachteten Arndt-Verlag. Burschenschaft Normannia Heidelberg
landauf und landab sein Buch „Was pas- 2003 solidarisierte sich der SWG- vorgesehen, das allerdings später wieder
siert, wenn der Crash kommt?“ vor. Das Chef – so wie auch Eberhard Hamer – abgesagt wurde. Vom thüringischen Ver-
ist mit Hilfe mehrerer Arbeitsgruppen mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten fassungsschutz wird diese Burschen-
entstanden, die Hamer zufolge nach wie Martin Hohmann. Der wurde aufgrund schaft als „rechtsextremistisch ausge-
vor tagen. einer als antisemitisch verstandenen richtet“ bewertet. Sie wurde 1999 von
Wer sich deren Mitglieder genauer an- Rede aus der Partei ausgeschlossen; Ha- Studenten gegründet, die man zuvor an-
sieht, stößt auf einige Personen mit ei- mer war 1997 unter anderem zusammen gesichts rechtsextremistischer Aktivitä-
nem rechtsextremistischen Hintergrund mit MdB Hohmann und anderen Grün- ten aus einer anderen Burschenschaft
– und auf den jetzigen niedersächsi- der der erzkonservativen Sammlungsbe- „gefeuert“ hatte.
schen Finanzminister Hartmut Möllring, wegung „Stimme der Mehrheit“. Die anderen Referate sollten der ehe-
der in diesem Jahr als Vorsitzender der Allerdings: Gerhoch Reisegger zählt malige NPD-Spitzenfunktionär Dr. Mi-
Tarifgemeinschaft der Länder bundes- in punkto „Holocaust-Leugnung“ zu ei- chael Nier und Karl Richter halten, der
weit bekannt geworden ist. ner ganz anderen, weitaus gefährlicheren 1995 wegen Volksverhetzung verurteilte
Der moderiert(e) beziehungsweise lei- Kategorie als Reinhard Uhle-Wettler. frühere Chefredakteur des Parteiorgans
tet(e) die Arbeitsgruppe 2 („öffentliche Das Bundesamt für Verfassungsschutz „Der Republikaner“. Ebenfalls als Refe-
Finanzen“). nennt den selbstständigen Unterneh- rent angekündigt: Professor Eberhard
Als Möllring im Jahre 2002 den mensberater „einen der bekanntesten Hamer, der Reisegger in dem Buch „Wie
Schulterschluss mit Eberhard Hamer und Vertreter rechtsextremistischer Ver- kann der Mittelstand die Globalisierung
dessen Crash-Theorie suchte, war er schwörungstheorien“. bestehen?“ breiten Raum gibt.
noch stellvertretender Vorsitzender der In Deutschland war beziehungsweise „Arbeitskreis Demokratiereform“:
niedersächsischen CDU-Landtagsfrakti- ist er Autor der rechtsextremistischen Professor Hamer und der Hass auf
on. Im März 2003 wurde der amtierende Blätter „Staatsbriefe“, „Nation & die Juden
Hildesheimer CDU-Bezirksvorsitzende Europa“, „Deutsche Stimme“ (offizielles
Finanzminister im CDU/FDP-Kabinett Organ der NPD) und der „Werkstücke“ An zufällige Tritte des Professors in anti-
von Christian Wulff. Als Vorsitzendem (verantwortlich: der bekannte Rechtsex- semitisch gefärbte Fettnäpfchen mag
der Tarifgemeinschaft der deutschen tremist Horst Mahler, mit dem Reisegger man fast schon nicht mehr glauben,
Länder wurde ihm vorgeworfen, er sei laut Dokumentationsarchiv des österrei- wenn man sich Hamers Mitgliedschaft
ein kompromissloser Hardliner und wol- chischen Widerstandes, DÖW, einen re- im „Arbeitskreis Demokratiereform“
le die Gewerkschaften in die Knie zwin- gen Austausch pflegt). Die Reisegger- vor Augen führt. Nach Informationen des
gen. Der fünfköpfigen Arbeitsgruppe 2 Bücher werden in Deutschland vom „Informationsdienstes gegen Rechtsex-
unter Möllrings Regie gehört auch Pro- rechtsextremistischen Grabert-Verlag tremismus“ zählte oder zählt dieser Zu-
fessor Dr. Rainer Gebhardt an. Das Vor- unter die Leute gebracht. Zuletzt er- sammenschluss zum Umfeld der
standsmitglied des Mittelstandsinstitutes schien dort 2005 „Die Türken kommen!“ „Deutschland-Bewegung“ (DB) von Dr.
Niedersachsen ist Vorsitzender der Prü- Bei Grabert wurden diverse Bücher Alfred Mechtersheimer. Der ehemalige
fungskommission für den Studiengang verlegt, die Holocaust-Leugnern zuzu- Friedensforscher und Grünen-Bundes-
„Verwaltungs-BWL“ an der Fachhoch- ordnen sind, darunter zum Beispiel „Der tagsabgeordnete Mechtersheimer pflegt
schule für öffentliche Verwaltung in Bie- Auschwitz-Mythos“ des zwangsweise in enge Beziehungen in das rechtsextremis-
lefeld. Als einer der acht Autoren des Bu- den Ruhestand versetzten Finanzge- tische Lager. Er gilt als wichtiger Ver-
ches „Wie kann der Mittelstand die Glo- richtsrates Wilhelm Stäglich und das fechter einer „nationalen Sammlungsbe-
balisierung bestehen?“ taucht das Mit- Buch „Grundlagen zur Zeitgeschichte“ wegung“ und wird als solcher in Verfas-
glied der Möllring’schen Arbeitsgruppe des Pseudo-Historikers Germar Rudolf. sungsschutzberichten erwähnt.
ebenfalls auf. Rudolf wurde wegen Volksverhetzung Weitere Angehörige dieses Arbeits-
Zwei weitere Verfasser des 2005 von und Verunglimpfung des Andenkens Ver- kreises mit einer Handvoll Mitglieder
Eberhard Hamer und Sohn Eike heraus storbener rechtskräftig verurteilt. sind unter anderem Brigadegeneral a.D.
gegebenen Werkes sind der frühere Bri- Bereits mehrfach wurden Grabert-Bü- Uhle-Wettler und der Rechtsanwalt Dr.
gadegeneral Reinhard Uhle-Wettler und cher wegen Volksverhetzung und ähnli- Hans-Georg Hess. Ritterkreuzträger
der österreichische Holocaust-Leugner cher Straftaten eingezogen oder von der Hess, in den neunziger Jahren Landes-
Gerhoch Reisegger. Bundesprüfstelle für jugendgefährdende vorstandsmitglied der niedersächsischen
Holocaust Leugner Reisegger: Medien indiziert. CDU-Senioren-Union. war Unterzeich-
Gemeinsame Sache mit Professor Gerhoch Reisegger, der also für Eber- ner des seit 1997 verbreiteten rechtsex-
Hamer hard Hamer zur Computertastatur greift, tremistischen „Aufrufes an alle Deut-
belässt es aber nicht beim Schreiben. Er schen zur Notwehr gegen Überfrem-
Uhle-Wettler, Vorsitzender der stramm redet auch einschlägig – etwa im Januar dung“. In ihm werden „alle volkstreuen
rechten „Staats- und Wirtschaftspoliti- 2002 auf einer internationalen Konferenz Deutschen zur Notwehr“ gegen den „von
schen Gesellschaft“ (SWG), publizierte von Holocaust-Leugnern in Moskau oder der Staatsführung amtlich geplanten und

6 : antifaschistische nachrichten 15/2006


Gedenken auf Bahnhöfen wieder verschoben...
Berlin. Es bleibt weiter offen, ob die Ausstellung über die Rolle der Reichsbahn bei der
Deportation jüdischer Kinder in deutschen Bahnhöfen gezeigt werden darf. Zu einem
Zeitpunkt, als bereits alle Teilnehmer eines Vermittlungsgespräches in Berlin angereist wa-
ren, sagte das Bundesverkehrsministerium den Termin kurzfristig ab. Nach Angaben von
Beate Klarsfeld wurde jetzt ein Treffen nach der Sommerpause vorgeschlagen und auch
Unterstützung für das Projekt zugesichert.
Bahnchef Mehdorn lehnte bisher aus „Sicherheitsgründen“ ab, Flächen in den Bahnhö-
fen zur Verfügung zu stellen. Ein anderes Mal hatte er sich auf die Position zurückgezo-
gen, kein Rechtsnachfolger der Reichsbahn zu sein und deshalb nicht in Zusammenhang
mit NS-Verbrechen gebracht werden zu wollen. Nachdem sich Bundesverkehrsminister
Wolfgang Tiefensee einschaltete und Mehdorn zum Einlenken aufforderte, besteht jetzt
zumindest Gesprächsbereitschaft. Bisher will die Bahn die Ausstellung aber nur im Eisen-
bahnmuseum Nürnberg und in Standorten in der Nähe von Bahnhöfen akzeptieren. Da-
mit werden sich die Initiatoren der Ausstellung und das Unterstützernetzwerk „Elftausend
Kinder“ nicht zufrieden geben. „Wir lassen uns nicht auf ein Abstellgleis schieben“, so
Beate Klarsfeld. Nach Neues Deutschland,12.7.2006 ■

mit brutalen Methoden durchgeführten kulationskapital“ an der US-amerikani- daten-sind-Mörder“-Urteils mit dem
Völkermord“ aufgerufen Die Bundesre- schen Ostküste sitze – eine unter Rechts- Volksgerichtshof der Nazis verglichen
gierung habe „die Wehre zur Einleitung extremisten populäre Umschreibung für hatte, wurde der ranghohe Militär 1996
fremden Blutes sperrangelweit geöffnet“ das wirtschaftlich operierende Judentum. in den einstweiligen Ruhestand versetzt.
(„Hochverrat“). Möglicher Crash wäre wie ein Zuletzt hatte Schulze-Rhonhof als Terri-
Die Pressemitteilungen und sonstigen „reinigendes Gewitter“ toritaler Befehlshaber für Niedersachsen
„Verlautbarungen“ des von Professor und Bremen gedient.
Hamer aktiv unterstützten „Arbeitskrei- Wer genau sich angeblich hinter dem Aus der Feder von Gerd Schultze-
ses Demokratiereform“ werden über die „internationalen Spekulationskapital“ Rhonhof stammt das Buch „1939 – Der
Internet-Seiten des „Fürstentums Sea- verbirgt, dem geht die Arbeitsgruppe 1 Krieg, der viele Väter hatte“. Die vierte
land“ verbreitet. Besagtes Fürstentum („Finanzmärkte, Währungen, Weltwirt- Auflage ist unlängst im Olzog-Verlag er-
wurde 1967 auf einer ehemaligen briti- schaft“) auf den Grund, die für das Buch schienen; der Olzog-Verlag zeichnet
schen Hochseefestung auf hoher See ge- „Was passiert, wenn der Crash kommt?“ auch für „Was passiert, wenn der Crash
gründet. Seine „Regierung“ nimmt für gebildet wurde. Sie behauptet, dass die kommt?“ verantwortlich. Das Buch von
sich in Anspruch, über einen souveränen Rothschilds und die Rockefellers als die Schultze-Rhonhof erweckt den Ein-
Staat zu gebieten. führenden Finanzgruppen der Welt nicht druck, als sei die Nazi-Regierung gewis-
In einem Handbuch der „Regierung nur die mächtigste Zentralbank der Welt sermaßen in den Krieg „gezwungen“
des Fürstentums Sealand“ vom Februar beherrschten. Sie könnten über diese worden. Außerdem wird Deutschland als
2004 wird unter anderem behauptet, das Bank auch ihre Zinsen, die Wechselkurse ein Zufluchtsort für viele Juden aus Po-
„Judentum“ habe bereits die Vereinigten und sogar den Zeitpunkt eines Crashes len dargestellt. Werbung für sein Buch
Staaten unterwandert und strebe die bestimmen. „Parallel zu den Finanzmaß- macht der Verfasser in diesem Jahr auch
„Weltherrschaft“ in Form eines „zentral nahmen der führenden Finanzmächte“, in einem ausführlichen Interview mit der
regierten Weltstaates mit Jerusalem als resümiert die Arbeitsgruppe 1, „läuft die „National-Zeitung“.
Hauptstadt“ an. Das „Judenproblem“ sei Weltbeeinflussung durch gezielte Propa- Der mögliche Crash – er wäre nicht
„das mit Abstand größte Problem der ganda aus den von der gleichen Macht durch und durch „böse“ oder „schlecht“,
Menschheit“. Es könnte höchstens dann beherrschten Medien. Die Hochfinanz philosophiert Eberhard Hamer, nach ei-
noch friedlich gelöst werden, wenn die kann international über die von ihr be- genen Angaben Mitglied verschiedener
Staaten Israel und USA aufgelöst und herrschten Medien jederzeit positive Aufsichtsräte mittelständischer Unter-
den Juden „ein Stück Land an der Ost- oder negative Meldungen verbreiten las- nehmen und viel beschäftigter Berater
küste Nordamerikas für einen eigenen sen.“ Ihr gehöre sogar das größte Tele- mehrerer Regierungen. Vielmehr könne
kleinen Staat zur Verfügung“ gestellt kommunikationssystem der Welt. Über man in ihm auch eine „schöpferische
würde. das könnten jederzeit Nachrichten durch- Zerstörung“ und ein „reinigendes Gewit-
Streckenweise sehr ähnlich klingt das, gelassen oder unterdrückt werden. ter“ sehen. Schließlich würden „alte und
was Professor Hamer sowohl bei seinen Für das Buch „Was passiert, wenn der hinderliche Strukturen weggespült“.
öffentlichen Auftritten als auch in seinen Crash kommt?“ hatten etwa 40 Wissen- Eine gewisse Zuversicht aus dem an-
Büchern propagiert. Der Crash der glo- schaftler, Unternehmer und Politiker geblichen Crash scheinen auch die Mit-
balisierten Wirtschaft werde von mindes- zehn Arbeitsgruppen gebildet. In sämtli- glieder der Arbeitsgruppe 7 („Gesell-
tens zehn Millionen Arbeitslosen, sin- chen AGs wirkte Professor Hamer mit. schaftliche und politische Ordnung“) zu
kenden Arbeitnehmereinkommen und Die Arbeitsgruppen-Mitglieder beschrei- schöpfen. Die traditionellen Parteien hät-
neuen Rekorden bei den Firmenpleiten ben die möglichen Konsequenzen der ten „politische Tabus“ unterdrückt und
begleitet, so der 73-jährige Bundesver- Krise unter anderem für die Innere Si- verschwiegen. Darunter seien „Asyl-
dienstkreuz-Träger. cherheit, die Kultur, den Staatshaushalt missbrauch“, Sozialimmigration, natio-
Das weltweit vernetzte und zusam- und die Sozialsysteme. Unter den Ar- nale Identität, Werteorientierung, Famili-
mengewachsene Großkapital ist nach beitsgrüpplern findet man ausgewiesene enstruktur, Elitebildung, Geschichtsbe-
seiner Ansicht der Drahtzieher. Unter Ultarechte wie beispielsweise den bereits wusstsein, preußische Tugenden, Verant-
seiner Leitung habe sich die Globalisie- erwähnten Reinhard Uhle-Wettler oder wortung vor Gott“. Wer diese Themen
rung „zu einer neuen Weltdimension, ei- Ex-Generalmajor Gerd Schultze-Rhon- nach dem Crash überzeugend vertreten
nem Weltfinanzgeflecht, einer Weltmei- hof. Der macht aus seiner Vorliebe für könne, der werde „den Neuaufbau des
nungsmacht und Weltherrschaft entwi- bräunliches Gedankengut gleichermaßen politischen und gesellschaftlichen Le-
ckelt“. Augenzwinkernd verweist Ha- keinen Hehl. Nachdem er das Bundes- bens bestimmen können“.
mer darauf, dass das „internationale Spe- verfassungsgericht wegen dessen „Sol- Peter Riggers ■

: antifaschistische nachrichten 15/2006 7


D
ie israelische Friedensbewegung
Gush Shalom hat einen Hilferuf
an alle europäischen Botschaften
Flächenbrand im Nahen
in Israel und an die Weltöffentlichkeit
gerichtet: Europa soll helfen, den israe- Osten verhindern!
lisch-palästinensischen Konflikt zu ent-
schärfen. Es soll die Regierung Israels Gegen diesen Wahnsinn bleibt zu erin- Problem nicht. Die Eskalation der Ge-
endlich dazu bewegen, mit der – demo- nern: Bei einer Entführung geht es da- walt in dieser Region wird durch die Sta-
kratisch gewählten – Hamas-Regierung rum, das Leben des Entführten zu retten. tionierung von noch mehr Soldaten nicht
der autonomen palästinensischen Gebie- Dazu gibt es einzig und allein den Weg enden, im Gegenteil.
te zu verhandeln, auch über den entführ- der Verhandlungen. Nur so ist die Frei- Die Bundesregierung und mit ihr die
ten israelischen Soldaten, dessen Befrei- lassung der entführten israelischen Sol- EU müssen sich einsetzen für
ung der angebliche Grund für die Bom- daten sowie von palästinensischen und
bardierung des Gazastreifens ist. arabischen Gefangenen aus israelischen ◗ einen sofortigen Waffenstillstand
Inzwischen hat die israelische Armee Gefängnissen zu erreichen. ◗ den Rückzug israelischer Truppen ins
den souveränen Nachbarstaat Libanon Präsident Chirac hat die Kriegshand- eigene Territorium
von Land, Luft und See aus angegriffen, lungen der israelischen Armee als unan- ◗ sofortige Verhandlungen mit Hamas
weil von dort aus ebenfalls zwei Solda- gemessene Reaktion bezeichnet. Das und Hisbollah
ten entführt wurden. Die zivilen Opfer in wäre ein Ansatzpunkt für ein Eingreifen ◗ Verhandlungen aller Staaten der Regi-
beiden Gebieten sind nicht genau zu zäh- im Sinne der israelischen Friedensbewe- on mit dem Ziel gegenseitiger Nichtan-
len. Es sollen bereits mehrere Hundert gung. Präsident Bush hingegen plädiert griffsgarantien und normaler nachbar-
sein. Es herrscht Krieg zwischen Israel für das „Recht Israels auf Selbstverteidi- schaftlicher Beziehungen
und zwei seiner Nachbarn. Auch Syrien gung“ (jenseits der eigenen Grenzen, wie ◗ den Abzug aller fremden Truppen aus
wird schon verbal bedroht. Folgt man der es die USA praktizieren). Frau Merkel dem Nahen Osten,
irrationalen Argumentation der Regie- schließt sich an. So kommt es zu einer ◗ den Beginn von Abrüstungsverhand-
rung Olmert, würden auch der Iran und verwaschenen Erklärung der G8, und es lungen und die Einrichtung einer kern-
Irak in diesen Krieg hineingezogen – die kommt zu keiner EU-Initiative, die mit waffenfreien Zone.
ganze Region droht in Flammen aufzu- den richtigen Forderungen in den Kon- Kölner Friedensforum
gehen. flikt eingreift. UNO-Soldaten lösen das Elvira Högemann ■

Flugblattaktion zur Gehorsamsverweigerung am


Nörvenicher Fliegerhorst
Am 14. Juli, dem denkwürdigen Tag des Am Rande gab es interessante Gespräche. tiative ging von Hanna Jaskolski aus, die
Pariser Bastillesturms, haben 11 Aktivis- Der am Tor diensttuende Offizier schlug per Telefon für die Aktion warb. Da diese
tInnen am Eingang des Nörvenicher Flie- sogar vor, demnächst einmal ein Seminar so gut gelang, wurde eine dauerhafte Ver-
gerhorstes zum ersten Mal den neuen Fly- mit Friedensleuten und Soldaten zum netzung angeregt. Die Einrichtung eines
er der GAAA zum Thema Gehorsamsver- Thema Gehorsamsverweigerung zu orga- E-Mail-Verteilers („Rheinisches Frie-
weigerung an Soldaten eines Standortes nisieren. Als er jedoch gebeten wurde, die densnetz“) ist geplant.
der Bundeswehr verteilt. Obwohl es Verteilung des Flugblattes in der Kantine Die beteiligten Friedensleute hoffen,
schwer war, an diese heranzukommen, da des Fliegerhorstes zu ermöglichen, wurde dass die Aktion in Nörvenich der Auftakt
das von einem hinzu- war für die Verteilung des Flyers an allen
kommenden Militär Standorten der Bundeswehr, und außer-
entschieden verwei- dem, was die Intention des Flugblattes ist,
gert. auch an Bürgerinnen und Bürger, damit
Die Teilnehmer re- sie nicht gleichgültig neue Kriege und
krutierten sich aus ver- atomare Rüstung hinnehmen. Zivilcoura-
schiedenen Gruppen ge ist von allen dringend gefordert. Bei
des Köln-Bonner Be- der GAAA können größere Mengen des
reichs. Vertreten waren Flyers angefordert werden.
so die Paxan-Gruppe Auf ein Neues: Allons enfants de la
Köln, das Kölner Frie- paix! Helmut Jaskolski ■

zum Wochenende fast alle im Auto das densforum, die


Tor passierten, gelang es, einen dicken Erftstädter pax
Packen von Flyern an die Adressaten zu christi-Gruppe,
bringen. Wer weiterfuhr, sah wenigstens das Bonner Frie-
das Transparent der Kölner Paxan-Grup- densbündnis und
pe mit Hannah Arendts Satz „Kein eine Dürener
Mensch hat das Recht zu gehorchen“. Gruppe. Die Ini-

8 : antifaschistische nachrichten 15/2006


WM-Performance des Aktionskünstlers Günter Wangerin KSK auflösen!
Gegen Bundeswehr- Am 17. Juli besuchte Tobias Pflüger, Eu-
ropaparlamentarier für die Linkspar-

einsatz im Inneren tei. PDS, die Elitetruppe der Bundes-


wehr, das Calwer Kommando Spezial-
kräfte (KSK). Tobias Pflüger zu seinem
München. Auf dem Karlsplatz/Stachus Besuch:
war am Donnerstag, den 6. Juli eine
WM-Performance in Oliv gegen Bundes- Mein Besuch beim KSK verlief in
wehreinsätze im Inneren zu sehen. Dabei freundlicher Atmosphäre, hat aber meine
spielten stahlhelmbewehrte Jugendliche deutliche Kritik am Kommando Spezial-
in olivfarbenen Trikots und Hosen auf ei- kräfte bestätigt, wie ich sie im Rahmen
nem abgegrenzten Feld Fußball. Das meiner Arbeit für die Informationsstelle
Match wurde gepfiffen von einem Double Militarisierung (IMI) immer wieder ana-
des Bundespräsidenten Horst Köhler lysiert habe: Die Spezialtruppe KSK hat
(Günter Wangerin), der immer wieder einen reinen Kampfauftrag und agiert de
rote Karten verteilte. An den Ecken des facto außerhalb parlamentarischer Kon-
Feldes waren Abfallkörbe aufgestellt, in trolle. Das KSK ist damit eine Truppe
denen jeweils ein großes Grundgesetz zu der Exekutive. Die Forderung nach so-
erkennen war. WM-Touristen beobachte- fortiger Auflösung dieser Elitekampf-
ten die Vorgänge mit Interesse und feuer- truppe ist dringeder denn je.
ten die „Spieler“ immer wieder an oder KSK-Chef Brigadegeneral Rainer
gaben kritische Kommentare ab. Hartbrod, der mich beim Kommando
Die Kunstaktion war organisiert vom Spezialkräfte empfangen und begleitet
„Arbeitskreis gegen Rechts“ in der Ge- hat, hat leider einige Kernfragen im Zu-
werkschaft Verdi und knüpfte an den sammenhang mit dem KSK nicht beant-
grundgesetzwidrigen Einsatz der Bundes- wortet. So dürfe er grundsätzlich keine
wehr bei der Fußballweltmeisterschaft an. Aussagen zu Einsätzen machen.
Bezüglich der parlamentarischen Kon-
trolle des KSK sprach Hartbrod davon,
dass er nicht wisse, wie die parlamentari-
sche Kontrolle genau ablaufe, er sich
aber sicher sei, dass sie gesichert wäre.
Sie richtete sich im Das kann nicht angehen, dass der KSK-
weiteren Sinne ge- Chef Hartbrod nicht einmal sagen kann
gen die geplante (oder darf?), wem gegenüber er über die
Umdefinition des aktuellen Einsätze berichtspflichtig ist.
Begriffs Verteidi- Die Frage, was das KSK bei seinen
gung, die den Ein- Kampfeinsätzen mit Gefangenen macht,
satz der Bundes- konnte mir Brigadegeneral Hartbrod
wehr gegen die ei- nicht schlüssig beantworten. Dass Ge-
gene Bevölkerung fangene örtlichen Gerichtsbarkeiten oder
auch ohne vom Sicherheitsleuten übergeben würden, ist
Parlament be- in Bezug z.B. auf Afghanistan wenig
schlossene Grund- glaubwürdig. Was US-amerikanische
gesetzänderung Truppen, die auch den Oberbefehl bei
vorsieht. der Operation Enduring Freedom inne-
Hedwig Krimmer, haben, mit einigen Gefangenen machen
Verdi-Arbeitskreis (Stichworte: Bagram und Guantanomo),
gegen Rechts ■ ist bekannt. Somit gibt es einen (völker-
rechtlichen) Graubereich, in dem das
Eine Ausstellung KSK operiert. Auch Brigadegeneral
des engagierten Hartbrod schloss nicht aus, dass es in
Künstlers Günter kriegerischen Auseinandersetzungen zu
Wangerin („Mas- Dingen kommt, die nicht sein sollten.
ken und Bilder fürs Die KSK-Einsätze werden vom
Wohnzimmer“) ist „Kommando Führung Operationen von
derzeit in Mün- Spezialkräften (Kdo FOSK) in Potsdam
chen in der Galerie geleitet. Dieses Kommando ist eine pa-
Pich zu s rallele Kommandozelle, parallel zur Lei-
ehen. tung aller anderen Auslandseinsätze der
(www. Peterpich. Bundeswehr im Einsatzführungskom-
de/galerie/aktuell) mando.
Das politische Resultat meines Besu-
ches beim KSK ist sowohl für mich, als
Fotos von der auch für die Anti- und Friedensbewe-
Aktion auf dem gung völlig klar: Wir müssen weiterhin
Stachus auf die Auflösung des KSK hin arbeiten.
PM Tobias Pflüger ■

: antifaschistische nachrichten 15/2006 9


Nein, nicht alle Franzosen sind
über den Ausgang des Endspiels
der Fußball-WM traurig. Manche
„Ciao, voyou!“
Franzosen, obwohl just als Nationalisten
bekannt, freuen sich geradezu über die Die französische Rechte hat Schwierigkeiten mit der National-
Niederlage. Ihre Diagnose: Zu viele „Min- mannschaft, die „zu großen Teilen aus Söldnern“ bestehe
derwertige“ waren in dieser National- Diktators Francesco Franco gilt und das öf- lig vertreten sehen“. Denn, so fuhr Le Pen
mannschaft. Den Begriff würden sie so fentliche Leben gern einer dem Katholizis- fort, ohne ein Blatt vor den Mund zu neh-
nicht verwenden, aber sinngemäß ist genau mus entsprungenen Zwangsmoral unter- men, „der Trainer hat den Anteil farbiger
dies gemeint; denn von „Ausländern“ etwa ordnen würde, benutzte früher das Auto- Spieler übertrieben, vielleicht hätte er auf
lässt sich nun wirklich kaum sprechen. Ob renpseudonym Romain Marie (Römisch diesem Gebiet mehr Maß walten lassen
schwarze Franzosen aus den Übersee-Dé- Marie), um seinen römisch-katholischen sollen, vielleicht sind seine ideologischen
partements (DOM), in Frankreich gebore- Anspruch besonders zu betonen. An „rö- Vorlieben mit ihm durchgegangen“. Der
ne Kinder von Einwanderern oder Linke – mische Größe“ fühlt er sich im Moment französische Nationaltrainer Raymond
sie alle gehören zweifellos zur Nation im zurück erinnert: „Man wird den Sieg (der Domenech ist als konsequenter Linker be-
traditionellen französischen Sinne, zur Na- italienischen Mannschaft) im Circus Maxi- kannt; seine Vorfahren waren katalonische
tion aller ihrer Staatsbürger unabhängig mus feiern, wie in den besten Epochen des Franco-Gegner, die nach dem Ende des
von Herkunft und Abstammung dazu. Aber Reiches. Es wird nur Zidane der Afrikaner Spanischen Bürgerkriegs (1936-39) nach
das hindert Einige nicht daran, gleichwohl fehlen, in Ketten gelegt wie dereinst Ver- Frankreich hatten fliehen müssen. Dome-
nicht von ihnen repräsentiert werden zu cengetorix der Gallier.“ Ansonsten, so fügt nech dankte im übrigen dem dienstältesten
wollen, ja sich hämisch über ihr Scheitern Bernard Antony in seiner Erklärung hinzu, Politiker der Fünften Republik – Le Pen
kurz vor dem Ziel zu freuen. fühle er sich nicht „von irgendeinem Sport- saß zum ersten Mal 1956 im französischen
„Ciao, voyou!“ (Tschüs, Ganove!) hatte patriotismus (berührt), der eine zu großen Parlament – und Präsidentschaftskandida-
die rechtsextreme Wochenzeitung Minute Teilen aus Söldnern bestehenden Mann- ten für seine Äußerungen, indem er Jean-
am12.7. auf ihr Titelblatt geschrieben – schaft gilt, die man die Bleus nennt. Ich Marie Le Pen kurzerhand öffentlich als
und hatte es nicht freundlich gemeint. Da- sehe also nicht mit totaler Zerknirschung „Volldeppen“ bezeichnete. Und hinzufüg-
mit meinte das Blatt den nunmehr pensio- auf den italienischen Sieg.“ te: „Es gibt zu viele Idioten in der Politik,
nierten Nationalspieler Zinedine Zidane. Diese Zitate belegen anschaulich, dass ihn vor allem.“
Der scheidende französische Mannschafts- die Rechtsextremen sich in Wirklichkeit Am 5. Juli hatte die rechtsextreme Wo-
führer habe seine Herkunft aus einer Vor- nicht so sehr auf die Nation beziehen – je- chenzeitung Minute nachgelegt und, den
stadt (Banlieue) nicht ablegen können, denfalls nicht jene im französischen repu- Vorstoß Le Pens unterstützend, von ihrem
heißt es im Hinblick auf seinen Kopfstoß blikanischen Sinne, dem ja ansatzweise ein Titel herab gefragt: „Gibt es zu viele
kurz vor Spielende gegen den italienischen universalistischer Anspruch zugrunde liegt Schwarze in der Mannschaft Frankreichs?“
Spieler Marco Materazzi. In Wirklichkeit –, sondern viel mehr auf die Idee einer Das Blatt gab drei Gründe an, warum an-
stammt Zidane gar nicht aus einer Ban- Rassennation, einer Gemeinschaft der an- geblich ein Problem mit den Bleus beste-
lieue, sondern aus einem ärmeren Viertel geblich „Höherwertigen“. Schon ihre his- he: Erstens könnten die Zuschauer am an-
innerhalb von Marseille, La Castellane: torischen Vorläufer zogen es vor, ange- deren Ende der Welt, die nicht wüssten,
Die Mittelmeermetropole kennt, anders als sichts einer „Mischlingsrepublik“ und der „wie ein Franzose aussieht“, glauben, dass
andere französische Großstädte wie Paris in den späten 30er Jahren amtierenden die typischen Franzosen schwarz seien.
und Lyon, nicht die strikte Trennung zwi- Linksregierung lieber die Kollaboration Zum Zweiten könnten die Weißen sich
schen „eigentlicher“ Stadt im Zentrum und mit dem stärkeren Nazideutschland vorzu- beim Anblick der Mannschaft diskrimi-
Banlieue als Peripherie um sie herum, son- bereiten, schon vor dem Eintritt der militä- niert fühlen, da sie nicht glauben könnten,
dern die Unterschichtsbezirke liegen inner- rischen Niederlage. In jüngerer Zeit hat die dass auch sie es zu Fußballstars bringen
halb des Stadtgebiets. (Viele Beobachter extreme Rechte sich zwar vor allem als können, sondern man dafür einer Minder-
sind sogar der Auffassung, diese unter- „national“ oder „nationalistisch“ bezeich- heit angehören müsse. Und drittens gebe es
schiedliche Struktur habe in Marseille net, da der Ausdruck des Rassismus, wird eine politische Instrumentalisierung, da
während der Vorstadt-Unruhen vom vori- er explizit als Begriff benutzt, in breiten man 1998 infolge des damaligen WM-
gen November größere Ausschreitungen Kreisen eher verpönt ist. Aber in Situatio- Siegs der Bleus in den Medien (und auf
verhindert, im Gegensatz zu den Banlieues nen wie der jetzigen kommt ihre Präfenz den Straßen) „La France black, blanc,
von Paris und Lyon.) für die „Rasse“ statt für die Nation, die von beur“ gefeiert habe, also das Frankreich
Ein ungenannt bleibender Funktionär Herkunft und Hautfarbe ihrer Staatsbürger der Schwarzen, der Weißen und der Ara-
des rechtsextremen Front National (FN) abstrahiert, klar zum Vorschein. bischstämmigen.
wird in der Mittwochsausgabe der Tages-
zeitung Libération mit den Worten zitiert: Nicht die erste Pöbelei Keine Grundlage in der Realität
„Die Römer haben Gallier besiegt, die Schon im Juni 1996 hatte FN-Parteichef In Wirklichkeit war die diesjährige franzö-
nicht wirklich Galliern ähneln.“ Es ist in Jean-Marie Le Pen während der damaligen sische Nationalauswahl keineswegs eine
Frankreich seit einigen Jahren üblich, um- Europameisterschaft erklärt, er halte es für „Ausländermannschaft“, wie manche
gangssprachlich oder spaßend die Her- „künstlich, dass man Leute aus dem Aus- Stimmen den Eindruck zu erwecken ver-
kunftsfranzosen als „Gallier“ zu bezeich- land kommen lässt und sie ,französische suchten. Von 23 Spielern, die nach
nen, was einen ironischen oder selbstironi- Nationalmannschaft‘ tauft“. Damals hatte Deutschland fuhren, sind sieben in Frank-
schen Zug hat. er sich noch nicht unmittelbar über ihre reich geborene Söhne französischer Vor-
Ein ehemaliger Parteifreund von ihm Hautfarbe ereifert, sondern darüber, dass fahren. Ein achter, David Trézéguet, kam
verbreitet solcherlei Vorstellungen öffent- die meisten Spieler angeblich nicht die zwar in Argentinien auf die Welt, aber sei-
lich unter seinem vollen Namen: Bernard Marseillaise trällern mochten, also „zum ne Familie war einige Jahrzehnte zuvor aus
Antony, der bis vor kurzem den katholisch- Großteil nicht die Nationalhymne singen Frankreich dorthin ausgewandert. Insofern
fundamentalistischen Flügel innerhalb des oder sie offenbar nicht beherrschen“. Die- handelt es sich in gewissem Sinne um ei-
FN anführte und wegen innerparteilicher ses Jahr hatte er wieder zu poltern begon- nen französischen Familienhintergrund,
Querelen derzeit seine Mitgliedschaft ru- nen: Am 26. Juni gab Le Pen ein Kommu- mit spezifisch baskischen und jüdischen
hen lässt. Seine Anhänger sind in der aufla- niqué heraus, in dem er sich darüber aus- Wurzeln. Fünf weitere Spieler sind Über-
genschwachen, rechtsextrem-katholischen lässt, dass die Franzosen sich nicht zuguns- seefranzosen, d.h. französische Staatsbür-
Tageszeitung Présent sehr präsent. Antony, ten ihrer Nationalelf mobilisierten, „weil ger wie etwa Thierry Henry oder Lilian
der als Verehrer des früheren spanischen (sie) sich durch die Mannschaft nicht völ- Thuram, deren Familien aus den Übersee-

10 : antifaschistische nachrichten 15/2006


Départements (von den Antilleninseln Nachrichtensprecher in den 20-Uhr-Nach- schung“ aus „einheimischer“ Unterschicht
Guadeloupe und La Martinique und aus richten beim ersten Fernsehkanal zählt. und Migrationsbevölkerung erlebt hat wie
Französisch-Guyana) stammen, die aber in Eine Sportkarriere ist vielleicht noch im- anderswo. In anderen Regionen – wie teil-
zwei Fällen selbst im europäischen Frank- mer jene gesellschaftliche Perspektive, die weise im Gürtel rund um Paris – konnten
reich auf die Welt kamen. Sieben Spieler für jene, die die notwendigen Vorausset- die Weißen noch rechtzeitig wegziehen,
stammen zwar aus Einwandererfamilien, zungen dafür mitbringen, am wenigsten wenn der soziale Absturz einer Region
sind aber alle in Frankreich geboren und durch Diskriminierungen verbaut wird. oder Ortschaft drohte, und leichter anders-
nach dem dort vorwiegend geltenden ius Eine gewisse „Überrepräsentanz“ in die- wo Arbeitsplätze finden als die Migranten,
soli (Bodenrecht) fraglos französische sem Bereich ist daher allenfalls der schwa- die in einer Verarmungsspirale gefangen
Staatsbürger. Das gilt für Zidane ebenso che Schatten, den die „Unterrepräsentanz“ wurden.
wie etwa für die schwarzen Spieler Alou derselben Gruppen in vielen anderen Be- Am Dienstag legte der Rechtsaußenpo-
Diarra oder Eric Abidal. Schließlich sind reichen wirft. Daher sind Kritiken, die ers- litiker nochmals nach. Ganz im Sinne sei-
nur drei Spieler im Ausland geboren, wie tere zu skandalisieren versuchen, über letz- ner Äußerungen vom Vortag sagte Calde-
etwa der Mittelfeldspieler Claude Makélé- tere aber schweigen, unqualifizierte Vor- roli: „Es ist nicht mein Fehler, wenn Bar-
lé, der im damaligen Zaire – der heutigen würfe, ob sie nun von der extremen Rech- thez lieber die ,Internationale‘ singt als die
Demokratischen Republik Kongo – das ten oder von anderer Seite kommen. ,Marseillaise‘, und wenn einige Spieler
Licht der Welt erblickte. Aber keiner von Mekka gegenüber Bethlehem vorziehen.“
Auch italienischer Ex-Minister hetzt mit
ihnen ist ein „frisch Eingebürgerter“, son- Ob seine Behauptung über die Vorliebe
Einer durfte nicht fehlen, um seinen Senf
dern alle haben seit langen Jahren die fran- von Barthez für die „Internationale“ zu-
zu den in Frankreich anschwellenden Pole-
zösische Staatsangehörigkeit individuell trifft, ist ungewiss. Fest steht bisher nur,
miken dazu zu geben. Der ehemalige „Re-
erworben. dass Jean-Marie Le Pen sich im Juni dieses
formminister“ der rechtsradikal-regionalis-
Den Vorwurf, es handele sich um eine Jahres bereits darüber ereifert hatte, dass
tischen Lege Nord im abgewählten Kabi-
„Söldnermannschaft“, die man künstlich der Mann die französische Nationalhymne
nett von Silvio Berlusconi, Roberto Calde-
rund um den Globus zusammengestellt nicht mitsinge. Ob dies aber darauf zurück-
roli, derzeit immerhin Vizepräsident des
habe, muss man daher als Fantasievorwurf zuführen ist, dass der Mann andere eindeu-
italienischen Senats, kommentierte den
abstempeln. In einem Teil der Gesellschaft tige politisch-musikalische Vorlieben hat –
Ausgang des Endspiels Italien/Frankreich
mag diese Diagnose noch mit einem Fra- oder aber an mangelndem „Bock“ oder an
auf seine ureigene Art. Eine Mannschaft
gezeichen versehen werden, da die Haut- dem ihm manchmal nachgesagten gries-
aus Piemontesen und Kalabresen, so mein-
farbe nun einmal sichtbarer ist als die grämig-einzelgängerischen Temperament,
te der auf regionale und (angeblich) rassis-
Staatsbürgerschaft. Aus der Ferne betrach- ist nicht geklärt.
tische Eigenheiten spezialisierte Politiker,
tet mag ein schwarzer Überseefranzose
mit „italienischer Identität“ habe über die Frankreich hält zu Zidane
von den Antilleninseln einem afrikanisch-
eines Frankreich siegen können, „das seine Unklar ist auch, ob eventuell Aussprüche,
stämmigen Einwandererkind ähneln. In
eigene Identität aufgeopfert hat, indem es die von ähnlichem Geiste zeugen, seitens
Wirklichkeit gibt es aber gar keine oder so
Schwarze, Islamisten und Kommunisten des Spielers Marco Materazzi zum Aus-
gut wie keine „rein schwarzen“ Bewohner
aufgestellt hat“. bruch Zinedine Zidanes kurz vor dem
auf den Antillen, da die gesamte Bevölke-
Nach Anhaltspunkten in der Realität Spielende geführt haben. Das Onlineportal
rung dort sich längst vermischt hat – ganz
muss man bei einem Provokateur wie Cal- des Wochenmagazins ,Le Nouvel Obser-
am Anfang aufgrund von Vergewaltigun-
deroli gar nicht erst suchen. Von keinem vateur‘ bot fünf alternative Interpretationen
gen schwarzer Sklavinnen durch ihre „Her-
der Spieler ist bekannt, dass er auch nur zur Auswahl an, und mancher Beobachter
ren“ oder weiße Bewohner der Inseln, spä-
entfernte Sympathien für den Islamismus wollte in den Bildmitschnitten von der
ter durch freiwillig eingegangene Bezie-
hätte. Zur moslemischen Konfession zuge- Szene auf den Lippen des italienischen
hungen, auf jeden Fall dauert das Ganze
hörig ist wahrscheinlich Zidane – der aller- Spielers lesen können. In Wirklichkeit
seit Jahrhunderten. Aus der Nähe betrach-
dings Kabyle ist, also zur algerischen Ber- wusste man dagegen tagelang wenig darü-
tet unterschieden sich auch viele Antillais
berminderheit gehört, die weitaus eher lai- ber, was wirklich vorgefallen war.
einerseits und der Großteil der Afrikaner
zistische als religiöse Neigungen hat –, Wenn die Beobachter auch nicht wirk-
andererseits vom physischen Aussehen er-
aber mit Bestimmtheit ein „weißer“ Spie- lich wussten, was vorgefallen waren, so
kennbar. Aber in den Augen eines Europä-
ler: Franck Ribery. Der 23-jährige Ribery konnten sie doch benennen, was in medi-
ers, der unachtsam bleibt, mag vielleicht
ist zum Islam konvertiert und mit einer terranen Gesellschaft – ob in der italieni-
einzig die – im Vergleich zu ihm selbst –
maghrebinischstämmigen Frau verheiratet, schen oder kabylischen, südfranzösischen
dunklere Hautfarbe ins Auge stechen.
die allerdings kein Kopftuch trägt, sondern oder gar korsischen übrigens – als gravie-
Richtig ist, dass der Anteil der Men-
blond gefärbte Haare. Der aus Boulogne- rendster Ehrverstoß gilt, nämlich der abfäl-
schen mit (etwas) dunklerer Hautfarbe in
sur-Mer in der industriellen Krisenregion lige Hinweis (unter Männern) auf die Mut-
der französischen Nationalmannschaft grö-
Nord-Pas de Calais stammende Spieler re- ter oder die Schwester des anderen. Am
ßer ist, als er ihrem Prozentanteil an der
präsentiert jenen Teil der weißen Unter- Dienstag verbreitete France Soir die Versi-
Gesamtbevölkerung entsprechen dürfte.
schicht im ehemaligen französischen Koh- on, die beide Aspekte kombinierende Be-
Dies kann aber nur im Zusammenhang mit
le- und Stahlrevier, der in den letzten 20 zeichnung „Sohn einer terroristischen
der sonstigen Repräsentation dieser Bevöl-
Jahren einen rasanten sozialen Abstieg zu- Hure“ habe Zidane aus der Fassung ge-
kerungsgruppe auf den verschiedenen ge-
sammen mit den Arbeitsimmigranten in bracht. Die Vereinigung SOS Racisme hat
sellschaftlichen Ebenen betrachtet werden:
dieser Region erlebt hat. Ein Teil dieses in Paris bereits angekündigt, bei der FIFA
In zahlreichen, vor allem besseren Jobs
„white trash“, der vom wohlhabenden Teil Beschwerde gegen Materazzi zu erheben,
und Stellungen sind diese Menschen
der Mehrheitsgesellschaft sozial und le- falls der rassistische Charakter der Beleidi-
schlichtweg krass unterrepräsentiert. Für
bensweltlich weiter entfernt ist als von sei- gung erwiesen werden könne.
einen Dunkelhäutigen oder ein Einwande-
nen eigenen Nachbarn mit Migrationshin- Zinedine Zidane selbst hat im französi-
rerkind bleibt es eben vielfach schwerer als
tergrund, hat sich auch auf der Ebene der schen Fernsehsender Canal + nur bestätigt,
für einen hellhäutigen Franzosen (oder
kulturellen und (zum Teil) der religiösen es habe sich um eine schwere Beleidigung
auch Europäer aus einem anderen EU-
Werte an die Einwanderer angenähert. Die- „für meine Mutter und meine Schwester“
Land), eine qualifizierte Position zu erlan-
ses Phänomen trifft man vor allem im gehandelt, ohne aber deren Inhalt benen-
gen – auch wenn in den letzten Jahren
Nord-Pas de Calais an, da diese Region nen zu wollen. Damit müssen vorläufig
manche Bemühungen um Verbesserungen
durch ihr sehr schnelles Umkippen in eine alle Spekulationen offen bleiben. Aber
gewirkt haben, zu deren spektakulärsten
Krisenregion – infolge des Abbaus der vielleicht ist das sogar besser so...
vielleicht die im März erfolgte Einsetzung
Stahlindustrie – nicht so stark die „Entmi- Bernhard Schmid, Paris ■
eines „farbigen“ Antillenfranzosen als

: antifaschistische nachrichten 15/2006 11


Nazidemo Weimar Proteste gegen Sozialabbau Verfolgtenorganisation
Weimarer Nazis haben sich nun einen mit Nazibeteiligung fordert Gerechtigkeit für
„neuen Namen“ gegeben und nennen sich
nun auch „Anti-Antifa“. Sie mobilisieren Haldensleben. Etwa 40 Menschen ver- italienische Nazi-Opfer
überregional zur Teilname an einer „Dop- sammelten sich am 10. Juli in Haldensle- Die Vereinigung der Verfolgten des Nazi-
peldemo“ am 12.8. in Weimar, die sich ben, Sachsen-Anhalt, am Mahnmal der regimes – Bund der Antifaschisten
gegen das „Antifacamp“ und gegen die Opfer des Faschismus zu einer Kundge- (VVN-BdA) hat Justizminister Goll in
„Gerberstraße“ wendet. Allerdings rech- bung gegen Sozialabbau und Hartz IV. einem Brief aufgefordert, endlich für die
nen sie wohl selber nicht mehr mit einer In den vergangenen Wochen hatte statt- Eröffnung des Verfahrens gegen die be-
„Doppeldemo“ da sie auf ihrer Website an dessen eine „Montagsdemo“ zum Thema reits in Italien verurteilten SS-Mörder
anderer Stelle von nur einer Demo spre- statt gefunden. Die Anmelderin verzichte- des Massakers von St’Anna die Stazze-
chen, die am 12.8. / 10 Uhr am Haupt- te an diesem Tag auf eine Demonstration, ma zu sorgen.
bahnhof beginnen soll. da Nazis permanent versucht hatten bei Staatsanwaltschaft und Kriminalpoli-
Ein weiterer Grund am diesjährigen dieser mitzulaufen. zei ermitteln seit vier Jahren ergebnislos
„Antifacamp Weimar/Buchenwald“ teil- Auch Proteste bei Polizei und dem für gegen zehn im letzten Jahr in La Spezia
zunehmen, da dies zum Abschluss auch die Anmeldung zuständigem Ordnungs- in Italien verurteilte Täter der 16. SS-
noch die Aufgabe hat diese Provokation amt hatten an der Situation nichts geän- Panzergrenadierdivision „Reichsführer
der Nazis zu verhindern. dert. Polizei und Ordnungsamt bestanden SS“, darunter die in Baden-Württemberg
Das Antifacamp bietet allen Antifa- vielmehr darauf, dass den Nazis eine Teil- lebenden Georg Rauch aus Rümmingen
schisten die Möglichkeit, auch schon Tage nahme an der Demonstration ermöglicht und Ludwig Göring aus Karlsbad-Itters-
vorher anzureisen und sich ohne Anreise- werden müsse. bach.
stress und Zeitdruck im größeren Kreis Kurz vor Beginn der Versammlung um Am 12. August 1944 hatten 300 Ange-
besser als sonst gründlich auf die antifa- 18:30 Uhr näherte sich eine Gruppe von hörige der 16. Panzergrenadier-Division
schistischen Widerstandsaktionen vorzu- etwa 15 Nazis aus dem Ohrekreis und „Reichsführer SS“ das toskanische Dorf
bereiten. Deshalb rufen wir alle Antifa- dem Jerichoer Land geschlossen dem Ort Sant’Anna di Stazzema überfallen und
schistInnen auf zum Antifacamp zu kom- der Kundgebung. Die anwesenden Men- 560 Einwohner ermordert.
men und mit uns gemeinsam am 12.8. den schen gingen auf Distanz und versammel- Für die VVN-BdA erscheint das bishe-
geplanten Naziaufmarsch mit allen not- ten sich daraufhin um das Mahnmal. Die rige Verhalten der zuständigen Staatsan-
wendigen Mitteln zu verhindern. Nazis blieben neben der Kundgebung ste- waltschaft Stuttgart eher als Verschlep-
Unter www.antifacamp.de.vu fin- hen und fotografierten mehrmals deren pungstaktik, denn als die gebotene zügige
det ihr Informationen über das Antifa- Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Die Po- Strafverfolgung.
camp und auch neueste Infos zur Nazide- lizei war zu diesem Zeitpunkt nicht direkt „Anders als z.B. bei der Verfolgung von
mo. mag vor Ort und bemühte sich erst dorthin, jugendlichen Nazigegnern wegen des Tra-
Vorbereitungskreis des Antifacamps nachdem sie telefonisch verständigt wur- gens von Anti-Nazi-Symbolen wie durch-
Weimar/Buchenwald ■ de. Während die Menschen auf der Kund- gestrichenen Hakenkreuze ist in dieser
gebung auf das Eintreffen der Polizei war- wesentlich wichtigeren Sache bei der
teten, kamen weitere Nazis hinzu. Stuttgarter Staatsanwaltschaft keinerlei
Der Polizei ist bekannt, dass es auf den Verfolgungseifer zu erkennen“, erklärte
vorangegangenen Demonstrationen min- Dieter Lachenmayer, der Geschäftsführer
destens zu Anfeindungen von Seiten der der ältesten Organisation von NS-Verfolg-
Nazis gegenüber den anderen, eher alter- ten in der Bundesrepublik Deutschland.
nativen und linksorientierten, Teilneh- Es bedurfte offensichtlich erst einer Pro-
mern und Teilnehmerinnen kam. Dass aus testaktion gegen die Verschleppung des
den verbalen Anfeindungen körperliche Verfahrens am 8. Mai vor der Staatsan-
Attacken werden können, damit muss die waltschaft, dass überhaupt die Prozessak-
Polizei rechnen. Somit besteht eine Be- ten an die Anwältin der italienischen Ne-
drohung durch die Anwesenheit der Nazis benkläger übermittelt wurden.
für die restlichen Menschen auf den De- Die VVN-BdA zählt auch auf Unter-
monstrationen und der Kundgebung. An- stützung aus den Landtagsfraktionen, de-
gesichts der drei abgestellten Polizisten nen das Schreiben an Justizminister Goll
und den letztendlich fast 30 Nazis war ebenfalls zugestellt wurde. Der SPD
wahrscheinlich, dass es keinen Aus- Landtagsabgeordnete Stephan Braun hat-
Die Gegendemonstration mit „open mic“, schluss der Nazis durch die Polizei geben te bereits früher sein Unverständis über
Protest und buntem Kulturprogramm be- würde, um die Menschen auf der Kundge- die Verschleppung des Verfahrens geäu-
ginnt um 8.30 Uhr auf dem Goetheplatz. bung zu schützen. Die Anmelderin ent- ßert.
Gemeinsam treten wir dann den Nazis schloss sich trotz Anwesenheit der Nazis Am 12. August wird der Verband der
entgegen – erscheint zahlreich: Weimar, die Kundgebung durchzuführen. Opfer von St’Anna den 62. Jahrestag des
the city they never sleeps gegen Nazis - Nach Beendigung der Kundgebung Massakers begehen. Die VVN-BdA er-
erst recht am Samstag morgen, den wurde die Anmelderin mehrfach von den klärt, dass es eine überzeugende Bot-
12.08.2006 um 8.30 Uhr! Wer sich mit Nazis beleidigt. Als sich eine Mitarbeite- schaft der Landesregierung wäre, wenn
Ideen, Redebeiträgen, Slam Poetry, Tanz, rin des Magdeburger Vereins Miteinander bis dahin die Eröffnung des Verfahrens
Musik, Protest oder Rap einbringen e.V. dagegen aussprach, versuchte einer mitgeteilt würde. Um der Forderung nach
möchte, die/der wende sich an die Netz- der Nazis ihr ihre Kamera zu entreißen. Eröffnung des Verfahrens Nachdruck zu
werkstelle in Weimar – entweder per Dabei wurde das Objektiv der Kamera be- verleihen, ist eine landesweite Unter-
Mail: weimar-gegen-rechts@web.de schädigt. Der Täter konnte entkommen. schriftensammlung gestartet worden.
oder: per Telefon: 03643 – 77 73 60 Pressemitteilung 10.7.06 Unterschriftenlisten bei VVN-BdA
BgR/Netzwerkstelle Antifa Infoportal Magdeburg Baden-Württemberg, Böblingerstr. 195,
gegen Rechtsextremismus bei Radio die-perfekte-welle@gmx.de 70372 Stuttgart
„Lotte in Weimar“ http://www.a-i-p.tk ■ Mehr Informationen unter
www.weimar-zeigt-sich.de ■ http://www.partigiani.de/ ■

12 : antifaschistische nachrichten 15/2006


: ausländer- und asylpolitik

Gericht lehnt Kopftuch- Bayern muss Kopftuch-


Verbot ab Verbot jetzt abschaffen!
Stuttgart. Eine muslimische Lehrerin München. Das Urteil des Verwaltungs-
an einer Stuttgarter Grund- und Haupt- gerichts Stuttgart ist für die Grünen im
schule kann weiterhin mit Kopftuch un- Bayerischen Landtag ein Anlass, die Ab-
terrichten, wie sie es seit 1995 tut, ohne schaffung des Kopftuchverbots an baye-
dass es je zu Konflikten mit den Eltern rischen Schulen zu fordern. Die Land-
oder im Lehrerkollegium kam. Frau Gra- tagsfraktion wird beantragen, das Erzie-
ber unterrichtet seit 1976 an dieser Schu- hungs- und Unterrichtsgesetz entspre-
le; sie war 1984 zum Islam konvertiert. chend zu ändern. „Die Bayerische
Frau Graber ist Ansprechpartnerin für Staatsregierung hat sich mit dem Gesetz
muslimische Mädchen und Eltern. Sie in dieselben Fallstricke begeben wie der
trat stets für religiöse Toleranz ein und Gesetzgeber in Baden-Württemberg“,
sagte jetzt nach dem Urteil: „Ich werde sagt Christine Stahl, rechtspolitische
auch weiterhin versuchen, muslimischen Sprecherin der grünen Landtagsfraktion.
Mädchen zu mehr Selbstbewusstsein zu „Bayern hat sich für eine Ungleichbe- Polizisten in Zivil und Uniform befuh-
verhelfen.“ handlung der verschiedenen religiösen ren am14. Juli immer wieder das Unter-
Einen Konflikt hatte erst die Schulauf- und weltanschaulichen Symbole ent- kunftsgelände und hielten nach der „Ver-
sicht geschaffen: Ähnlich wie in dem schieden. Wie das Verwaltungsgericht sammlung“ Ausschau. Die Heimleitung
Fall der Referendarin Frau Ludin hatte Stuttgart nun deutlich gemacht hat, ist betrat mit Uniformierten das Zimmer ei-
die Schulaufsicht Frau Graber das Kopf- dies nicht zulässig“, sagt Christine Stahl nes vermeintlichen Aktivisten, der je-
tuchtragen im Unterricht untersagt; das weiter. Das bayerische Gesetz wider- doch nicht zu Hause war. Unterdessen
Verfahren ruhte allerdings, bis im letzten spreche dem Urteil des Bundesverfas- trafen sich die Flüchtlinge nahe der Un-
Jahr der baden-württembergische Land- sungsgerichts vom September 2003, das terkunft, doch nur eine Handvoll Bewoh-
tag ein gesetzliches Kopftuchverbot ver- es dem Landesgesetzgeber nicht erlaubt, nerInnen kam zu der Versammlung.
hängte. zwischen „guten“ und „bösen“ Religio- „Die Leute haben jetzt Angst“ erzählt
Jetzt hat das Verwaltungsgericht Stutt- nen zu unterscheiden, sondern eine ein Mann aus Nigeria, der namentlich
gart das Verbot gegenüber Frau Graber Gleichbehandlung für alle Glaubensbe- nicht genannt werden möchte. Schon An-
aufgehoben. Das Gericht griff dabei kenntnisse eingefordert hat. Nicht nur fang 2004 zeigten Menschenrechtsakti-
nicht das Gesetz selber an, sondern die aus juristischen Gründen wollen die Grü- visten dem Leiter Peter Vogt symbolisch
Behördenpraxis. Das Land Baden-Würt- nen das Landesgesetz für ein Kopftuch- die „Rote Karte“, nachdem sich die Be-
temberg würde christliche und muslimi- verbot abschaffen: Das Kopftuch sei von schwerden über ihn häuften. ■
sche Lehrerinnen ungleich behandeln; der bayerischen Staatsregierung von An- Orginialtext des Aushanges:
das verstoße gegen Artikel 14 der Euro- fang an zum Symbol für Fundamentalis- (siehe auch Bild)
päischen Menschenrechtskonvention. mus stilisiert worden, kritisiert Christine
Das Gericht führte als Beispiel an, dass Stahl. Es sei populistisch, Lehrerinnen An alle Bewohner Schwankhardtweg 2
an einer öffentlichen Schule in Baden- allein aufgrund des Kopftuchs eine ver- Aufruf zur Versammlung
Württemberg verbeamtete Ordens- fassungsfeindliche Grundhaltung zu un- am Freitag 14. Juli 2006
schwestern in Nonnentracht unterrich- terstellen. Die von unbekannten angekündigte
ten, also müsse auch das Kopftuch einer www.gruene-fraktion-bayern.de ■ Versammlung auf dem Gelände hier am
muslimischen Lehrerin toleriert werden. Schwankhardtweg 2, 81829 München-
Die Behauptung des Landes, bei den Lagerleitung verbietet Riem wird von uns als Hausherren nicht
Nonnen handle es sich um eine „Berufs- gestattet. Die nötige Erlaubnis wurde
kleidung“, während das Kopftuch ein Flüchtlingsversammlung nicht eingeholt. Mit diesem Vorgehen ist
Symbol der Frauenunterdrückung und München/Riem. In einer Asylunter- die Regierung von Oberbayern nicht
des politischen Islams sei, ließ das Ge- kunft in Riem werden Flüchtlinge von einverstanden. Ein Verstoß gegen dieses
richt nicht gelten. Die Bescheide des der Leitung eingeschüchtert. Die Bewoh- Verbot wird zur Anzeige gebracht.
Landes seien rechtswidrig. Eine Beru- nerInnen wollten bei einem Treffen über Die Heimleitung
fung ließ das Gericht nicht zu. die Teilnahme an der „International Re- Regierung von Oberbayern
Die Landesregierung hat angekündigt, fugee Human Rights Tour“, die Ende des GU für Asylbewerber, Schwankhardt-
mit einer Nichtzulassungsbeschwerde Monats stattfindet, beraten – um Miss- weg 2, 81829 München-Riem
weiter zu klagen. Frau Schavan, Bundes- stände in der Unterkunft öffentlich zu Quelle: Lokalberichte München 15-06
bildungsministerin, und damals als Kul- machen.
tusministerin von Baden-Württemberg In einem Aushang teilte die Leitung
und Mitglied des ZK der Katholiken der Unterkunft mit, dass die Versamm-
energische Betreiberin eines Kopftuch- lung nicht angemeldet und daher nicht
verbots, hat sich „verwundert“ über das erlaubt sei. Eine Anmeldung ist jedoch
Gericht geäußert. gar nicht nötig: Die BewohnerInnen dür-
Die CDU ist in der Klemme: ein Ver- fen sich egal ob zum Fußballspielen,
bot der Nonnentracht würde die Intenti- Picknicken oder politischem Treffen je-
on des baden-württembergischen Kopf- derzeit versammeln – Schließlich ist es
tuchverbots konterkarieren, der Zweck ihr zu Hause. Trotzdem drohte Unter-
war ja ausdrücklich, christliche religiöse kunftsleiter Peter Vogt in dem Aushang,
Symbole weiterhin zu erlauben. dass ein „Verstoß gegen das Verbot zur
alk ■ Anzeige gebracht wird“.

: antifaschistische nachrichten 15/2006 13


ie Christliche Union, insbeson- SL redet von „Völkermord“ – Warum solch ein
D dere die CSU, investiert seit
Jahrzehnten viel Geld und Kraft aggressives Motto beim Sudetendeutschen Tag?
in die Pflege der Sudetendeutschen
Landsmannschaft (SL). Sie tut das, weil
diese Klientel und deren Umfeld einen
Landsmannschaft gegen
beträchtlichen Anteil der bayerischen
Wählerschaft ausmacht – vor allem aber, Prag-Besuch Stoibers
weil es für die Verfolgung bayerischer
Außen- und christlichsozialer Vergan- mung im Bundestag stimmten dann zahl- Dem bisherigen tschechischen Pre-
genheitspolitik kein nützlicheres Instru- reiche Vertreter von SL und anderen Ver- mierminister Jiæí Paroubek (CSSD)
ment gibt. Wie könnte man die Verbre- triebenenverbänden, die für die Union im blieb diese Sachlage natürlich nicht ver-
chen der Nazis besser relativieren als Bundestag saßen, gegen die Erklärung, borgen, höflich lud er Stoiber zu einem
durch die Behauptung, die Deutschen wohl wissend, dass sie trotzdem verab- Treffen ein. Politisch angeschlagen und
seien Opfer der „größten ethnischen Säu- schiedet werden würde. Kurz darauf be- bedrängt von Rivalen in der eigenen Par-
berung der Menschheitsgeschichte“ ge- gannen die Aktivitäten, die später zur tei, blieb Stoiber gar nichts anderes üb-
worden? Und wäre Bernd Posselt im Eu- Gründung der Sudetendeutschen Initiati- rig, als die Einladung anzunehmen.
ropaparlament mehr als ein tragikomi- ve und der Preußischen Treuhand führ- SdT: Kritik von innen und außen
scher Held, wenn er nicht gleichzeitig ten, Organisationen, die ihre Aufgabe da-
Bundesvorsitzender der SL wäre und für rin sehen, Maßnahmen zur Durchsetzung Der Sudetendeutsche Tag (SdT) 2006
seine Forderung nach einem „europäi- von Vermögensansprüchen zu organisie- stand im Zeichen dieses Konflikts. Für
schen Volksgruppenrecht“ nicht das ren – und mit den Landsmannschaften das traditonell zu Pfingsten stattfindende
Schicksal der „sudetendeutschen Volks- angeblich gar nichts zu tun haben. Großereignis wählte die Bundesver-
gruppe“ ins Feld führen könnte? Die For- Stoiber muss nach Prag sammlung der SL (nach eigenem Ver-
derung – und die dahinter stehende Poli- ständnis das „Exilparlament der sudeten-
tik – dient dazu, geeignete Instrumente Zurzeit spielt sich ein ähnlicher Konflikt deutschen Volksgruppe“) im November
zu schaffen, um sich scheinbar rechtmä- zwischen CSU und SL ab: Bis zu den das Motto „Vertreibung ist Völkermord –
ßig in die Angelegenheiten anderer Län- Bundestagswahlen 2005 bzw. der darauf Dem Recht auf die Heimat gehört die
der einzumischen und, unter Ausnutzung folgenden Bildung der großen Koalition Zukunft“. „Selbst in den Jahren des Kal-
vorhandener und künstlich geschürter und dem plötzlichen Rückzug von CSU- ten Krieges war das Motto eines Sude-
ethnischer Konflikte, in diese hineinzu- Chef Edmund Stoiber aus Berlin hatte tendeutschen Tages nie so aggressiv wie
regieren. die SL-Führung gehofft, der bayerische diesmal“, urteilte Martin Schulze Wes-
Manchmal gibt es höhere Ministerpräsident und Schirmherr der sel, Professor für Osteuropäische Ge-
Interessen „sudetendeutschen Volksgruppe“ werde schichte an der Universität München,
neuer deutscher Außenminister werden. Ko-Vorsitzender der Deutsch-Tsche-
Die SL erfreut sich also eines besonde- Dieser Hoffnung wurde in der Sudeten- chischen Historikerkommission und Lei-
ren Artenschutzes, der sie vor dem Aus- deutschen Zeitung mehrfach Ausdruck ter des Collegium Carolinum, For-
sterben bewahrt. Manchmal muss aber gegeben, namentlich von SL-Chef Pos- schungsstelle für die böhmischen Län-
auch sie hinter höheren Interessen zu- selt. Die tschechische Regierung werde der, die ihren Sitz direkt über der SL im
rückstehen. Das war beispielsweise 1996 dann, so das Kalkül, den „Dialog mit den Sudetendeutschen Haus in München hat.
der Fall, im Vorfeld der Deutsch-Tsche- Sudetendeutschen“ nicht mehr mit dem Und er fuhr fort: „Das Motto wird den
chischen Erklärung, die nach langwieri- Hinweis ablehnen können, ihr Verhand- deutsch-tschechischen Beziehungen
gen Verhandlungen schließlich am 21. lungspartner sei ausschließlich die Bun- schaden.“ Genau das war sein Zweck. Es
Januar 1997 unterzeichnet wurde. Die desregierung. sollte heftige Reaktionen in Prag auslö-
Erklärung enthält einen Passus, in dem Diese Hoffnung ist vorbei. Gleichzei- sen, die Atmosphäre vergiften und es
die beiden Regierungen die Absicht be- tig kann Stoiber aber als bayerischer Mi- Stoiber als nicht ratsam erscheinen las-
kunden, dass sie „ihre Beziehungen nicht nisterpräsident seine bisherige Linie, nur sen, unter diesen Umständen nach Prag
mit aus der Vergangenheit herrührenden als „Moderator“ eines „direkten Dia- zu reisen. So ähnlich wie 2002, als der
politischen und rechtlichen Fragen belas- logs“ zwischen der tschechischen Regie- Streit über Äußerungen des tsche-
ten werden“. Für die Kohl-Regierung be- rung und der „politischen Vertretung der chischen Premierministers Zeman dazu
deutete das hauptsächlich, dass sie – wie sudetendeutschen Volksgruppe“ nach geführt hatte, dass Bundeskanzler Schrö-
schon zuvor – von Staats wegen keine Prag zu fahren, nicht länger aufrechter- der seine geplante Pragreise absagte.
Entschädigungforderungen gegenüber halten. Kritik kam jedoch nicht nur von au-
Tschechien für das enteignete Vermögen Aus der eigenen Partei und aus Unter- ßen. Der SL-Bundesvorstand musste sei-
der umgesiedelten Sudetendeutschen er- nehmerkreisen sieht er sich mit der For- ne eigene zentrale Veranstaltung beim
heben und auch individuelle Forderun- derung konfrontiert, im Interesse der Sudetendeutschen Tag, die ursprünglich
gen nicht unterstützen werde (auch wenn Weiterentwicklung der bayerisch-tsche- das Thema „60 Jahre Vertreibung“ haben
sie die genannten Vermögensfragen wei- chischen Wirtschaftsbeziehungen das sollte, in eine Podiumsdiskussion über
terhin als „selbstverständlich offen“ be- Verhältnis zu Prag zu normalisieren – das Motto umfunktionieren. Von den vier
trachtete). Die SL wurde vom damaligen auch wenn das vielen SL-„Amtsträgern“ prominenten Podiumsteilnehmern, die
Bundesfinanzminister Theo Waigel nicht gefällt. Diese müssen nämlich be- dazu Stellung bezogen, äußerten sich
(CSU) aufgefordert, die Vertretung indi- fürchten, dass ihr Anspruch, als Exilre- drei ablehnend: der Armenier Mihran
vidueller Entschädigungsansprüche als gierung einer angeblich weiterbestehen- Dabag, Leiter des Zentrums für Genozid-
Vereinsziel aus ihrer Satzung zu strei- den „sudetendeutschen Volksgruppe“ mit forschung an der Ruhruniversität Bo-
chen, andernfalls werde ihr die Anerken- 3,5 Millionen Angehörigen ein völker- chum (ansonsten Unterstützer der BdV-
nung als gemeinnützige Organisation rechtliches Subjekt darzustellen und, un- Pläne für ein Vertreibungszentrum in
entzogen und der jährliche Millionense- abhängig von der Bundesregierung, völ- Berlin), Adolf Ullmann, Bundesvorsit-
gen aus dem Steuersäckel gestrichen. kerrechtlich verbindliche Verträge zender der Ackermanngemeinde (katho-
Zähneknirschend kam die SL-Führung schließen zu können, dabei unter die Rä- lische Gesinnungsgemeinschaft in der
dieser Forderung nach. Bei der Abstim- der gerät. SL), und Albrecht Schläger (Generalse-

14 : antifaschistische nachrichten 15-2005


Stoiber Forderungen nach Aufhebung der sog.
beim Beneš-Dekrete. Aber natürlich weiß er,
Sudeten- dass dieses Thema nicht auf der offiziel-
deutschen len Tagesordnung stehen wird. Wie zu
Tag: erwarten, machte sich Stoiber die Aussa-
... ge „Vertreibung ist Völkermord“ nicht zu
„Aber ebenso eigen.
klar ist: Ich bin
Ihr Schirmherr. Die CSU fährt zweigleisig
Ich bin Ihr An-
walt gegen-
Auch Bernd Posselt (CSU) vermied es,
über Tsche- in seiner Ansprache bei der Hauptkund-
chien. Ich fühle gebung ausdrücklich zu dem Motto Stel-
mich Ihnen zu- lung zu beziehen. (Bei anderer Gelegen-
tiefst verbun- heit, z.B. in seinem Einführungsbeitrag
den und ver- bei der zentralen Podiumsdiskussion am
pflichtet. Sie Samstagnachmittag, verteidigte er es).
können darauf vertrauen, dass ich in allen Gesprächen mit der tschechischen Regierung Ihre Anliegen ein-
Anders SL-Sprecher Johann Böhm. Er
bringen werde. Und Sie können darauf vertrauen, dass mich bei einem offiziellen Besuch nach Prag Sude-
tendeutsche begleiten werden… In Bayern haben die Sudetendeutschen ihr Haus in München als geistig- wies Kritik an dem Motto zurück, erklär-
kulturelles Zentrum. Sie haben eine potente Stiftung. Sie haben ein zuverlässiges Schirmland. Haus, Stif- te aber, es sei anders gemeint, als es all-
tung und Schirmland sind eine gute Basis für die zukünftige Arbeit der Volksgruppe. Noch mehr als bisher gemein verstanden wird. „Genozid, Völ-
muss in Zukunft diese Arbeit nach außen wirken, in die deutsche und in die tschechische Öffentlichkeit hi- kermord, ist ein Fachausdruck, der einen
nein. …Außenwirkung entfaltet in besonderer Weise auch ein Museum. Andere große Vertriebenengrup- völkerrechtlichen Tatbestand umschreibt.
pen haben inzwischen ein eigenes Landesmuseum, wie zum Beispiel die Schlesier in Görlitz oder die Pom- Dieser Tatbestand setzt nicht voraus, dass
mern in Greifswald. Ich denke, es ist an der Zeit, dieses Projekt auch für die Sudetendeutschen anzupa- die Mitglieder eines Volkes oder einer
cken … Ein sudetendeutsches Museum ist ein bedeutendes historisches und geistiges Zukunftsprojekt. Auch
große Werke beginnen mit einem ersten Schritt. Und den wollen wir jetzt tun. Es ist ein Zeichen der baye-
Volksgruppe umgebracht werden; er ist
risch-sudetendeutschen Solidarität. Auf diese Solidarität können Sie sich verlassen.“ nicht mit ‚Massenmord’ gleichzusetzen,
wie es beim Holocaust der Fall war. Die-
ser Tatbestand ist dann erfüllt, wenn eine
kretär des Sudetendeutschen Rates und suchte, bemühte sich Stoiber, den Volksgruppe als kulturelle und soziale
Ko-Vorsitzender der Seliger-Gemeinde, „Schulterschluss zwischen den Sudeten- Einheit ausgelöscht werden soll. Genau
der Gesinnungsgemeinschaft sudeten- deutschen und dem Freistaat Bayern“ so diese Absicht stand hinter der Vertrei-
deutscher Sozialdemokraten in der SL). eng wie eh und je erscheinen zu lassen bung.“ Ein billiger Trick. Denn die Asso-
Ungeteilte Unterstützung fand das Motto und seine Reise nach Prag einfach als ziation „Vertreibung“ gleich „Völker-
nur bei den Mitgliedern des Witikobun- Fortführung seiner bisherigen Politik zu mord“ gleich „Massenmord“ wird be-
des, der rechtsextremen deutsch-nationa- verkaufen. Gleichzeitig versuchte er den wusst von der SL in die Köpfe getrichtert,
len Gesinnungsgemeinschaft, die noch Eindruck zu erwecken, als sei Prag da- der historische Zusammenhang und die
immer in den Führungsgremien der bei, einzulenken und die Forderung nach wirklichen Absichten, die mit der Um-
Landsmannschaft zahlreiche und wichti- einem „direkten“ Dialog zu akzeptieren. siedlung verfolgt wurden, dagegen aus-
ge Posten besetzt. Statt von einem „sudetendeutsch-tsche- dauernd beschwiegen.
Eine Gratwanderung für Stoiber chischen Dialog“ wie beim Sudetendeut- Im Gegensatz zu Stoiber, der einen
schen Tag 2005 sprach er allerdings nun großen Teil seiner Rede den „positiven
Für Edmund Stoiber war sein Auftritt von einem „politischen Dialog zwischen Veränderungen“ widmete, die er in der
beim SdT unter diesen Umständen eine Tschechien und Bayern unter Beteili- tschechischen Politik sah, warnte Böhm
Gratwanderung. Während vor der Nürn- gung der Sudetendeutschen“. davor, die „ermutigenden Signale aus
berger Messehalle eine Gruppe Neonazis Als Themen für seine Gespräche, „ob Prag“ überzubewerten. Prag müsse end-
mit einem Transparent „Sudetendeutsche im Böhmerwald, ob im Rahmen der lich das „Unrecht der Vertreibung“ aner-
– für Stoiber und Posselt nur Stimmvieh“ grenz-überschreitenden Gartenschau kennen, die auf der Ebene der „Volksdi-
unzufriedene Teilnehmer des SdT für Markt-redwitz-Eger, ob in Prag oder in pomatie“ bestehenden Kontakte und Ak-
NPD, DVU oder ähnliche zu werben ver- Bayern“, nannte Stoiber die bekannten tivitäten müssten in einen „Dialog der
tschechischen Regierung mit den Reprä-
sentanten der Sudetendeutschen Lands-
mannschaft münden“, beharrte er.
Der Herausgabekreis und die Redaktion sind zu erreichen über:
GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln Tel. 0221 / 21 16 58, Fax 0221 / 21 53 73. Auch Böhm ist Mitglied der CSU. Hat
email: antifanachrichten@netcologne.de, Internet: http://www.antifaschistische-nachrichten.de er sich mit seiner Rede in Widerspruch
Erscheint bei GNN, Verlagsges. m.b.H., Zülpicher Str. 7, 50674 Köln. V.i.S.d.P.: U. Bach zu seinem Parteivorsitzenden gestellt?
Redaktion: Für Schleswig-Holstein, Hamburg: W. Siede, erreichbar über GNN-Verlag, Neuer Kamp 25, Kurzfristig vielleicht. Aber die CSU will
20359 Hamburg, Tel. 040 / 43 18 88 20. Für NRW, Hessen, Rheinland Pfalz, Saarland: U. Bach, auch ihr Instrument nicht stumpf ma-
GNN-Verlag Köln. Baden-Württemberg und Bayern über GNN-Süd, Stubaier Str. 2, 70327 Stuttgart,
Tel. 0711 / 62 47 01. Für „Aus der faschistischen Presse“: J. Detjen c/o GNN Köln. chen. Wenn deutsche Expansions- und
Erscheinungsweise: 14-täglich. Bezugspreis: Einzelheft 1,30 Euro. Hegemonialbestrebungen demnächst
Bestellungen sind zu richten an: GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln. Sonderbestellungen sind wieder einen harten Ton gegenüber
möglich, Wiederverkäufer erhalten 30 % Rabatt. Tschechien angebracht erscheinen las-
Die antifaschistischen Nachrichten beruhen vor allen Dingen auf Mitteilungen von Initiativen. Soweit ein- sen, muss die SL wieder Biss zeigen. Sie
zelne Artikel ausdrücklich in ihrer Herkunft gekennzeichnet sind, geben sie nicht unbedingt die Meinung wird ihre Funktion weiterhin erfüllen.
der Redaktion wieder, die nicht alle bei ihr eingehenden Meldungen überprüfen kann. Stoiber versprach ihr dafür die Erfül-
Herausgabekreis der Antifaschistischen Nachrichten: Anarchistische Gruppe/Rätekommunisten (AGR); Annelie
Buntenbach (Bündnis 90/Die Grünen); Rolf Burgard (VVN-BdA); Jörg Detjen (Forum kommunistischer Arbeitsgemein-
lung eines langgehegten Wunsches: Die
schaften); Martin Dietzsch; Regina Girod (VVN - Bund der Antifaschisten); Dr. Christel Hartinger (Friedenszentrum e.V., Einrichtung eines Sudetendeutschen Mu-
Leipzig); Hartmut-Meyer-Archiv bei der VVN - Bund der Antifaschisten NRW; Ulla Jelpke (MdB); Jochen Koeniger (Ar- seums in München.
beitsgruppe gegen Militarismus und Repression); Marion Bentin, Edith Bergmann, Hannes Nuijen (Mitglieder des Vor-
standes der Arbeitsgemeinschaft gegen Reaktion, Faschismus und Krieg–Förderverein Antifaschistische Nachrichten);
Renate Hennecke ■
Kreisvereinigung Aachen VVN-BdA; AG Antifaschismus/ Antirassismus in der PDS NRW; Angelo Lucifero (Landesleiter aus: Deutsch-Tschechische
hbv in ver.di Thüringen); Kai Metzner (minuskel screen partner); Bernhard Strasdeit; Volkmar Wölk. Nachrichten Nr. 73 / 2006

: antifaschistische nachrichten 15/2006 15


: aus der faschistischen Presse schaft ist Moslem. Man muß diesen Ge-
sichtspunkt hervorheben, weil die Millio-
nen von Moslems, die mittlerweile in der
Iraner lügen nicht caust-Industrie‘, so die deutsche Überset-
zung des US-Bestsellers von Norman Fin-
Bundesrepublik leben, ohne Frage das
Nation & Europa Juli-August 2006 Zeug zur ethnisch-demographischen Zeit-
kelstein, gilt weltweit als einträgliches Ge-
Die in der deutschen Linken umstrittene bombe haben, die auf die eine oder andere
schäft...“.
Frage (die unter iranischen Demokrat Weise entschärft werden muß, so lange es
Im Gegensatz zu den Juden spielt Geld
(inn)en längst eindeutig negativ beantwor- noch geht. Nur: Das Problem ist kein reli-
für Muslime (jedenfalls dann, wenn es sich
tet wurde), ob man sich angesichts der an- giöses. Der Islam ist kein Feind der Deut-
bei ihnen nicht um in Deutschland lebende
gedrohten US-Aggression mit dem irani- schen.... Innenpolitische Probleme und au-
handelt) natürlich keine Rolle: „Man wird
schen Präsidenten Ahmadinedschad soli- ßenpolitische Chancen sind zweierlei“.
Ahmadinedschad, dem gläubigen Moslem,
darisieren müsse, kann nach Lektüre der Bei „Globalisierungs“kritik lohnt es sich
unterstellen dürfen, daß es ihm um peku-
Sommerausgabe von „Nation & Europa“ für Demokrat(inn)en genauer hinzusehen,
niäre Dinge erst in zweiter Linie geht“. Ira-
auch für Antifaschist(inn)en als beantwor- aus welcher Ecke sie kommt, denn nicht
ner sind nämlich wahrheitsliebend weil –
tet gelten. Bereits auf der Titelseite des überall wo Kritik an der „Globalisierung“
sie „Arier“ sind! „Persien, der heutige Iran,
Heftes, die sein Konterfei ziert, wird aus draufsteht, ist fortschrittliches, antikapita-
pflegt eine jahrtausendealte Tradition der
einem „Spiegel“-Interview des Präsidenten listisches Gedankengut drin. Das zeigt
Wahrheitsliebe. Sie rührt zum einen daher,
zitiert: „Das deutsche Volk trägt heute kei- auch und gerade Dr. JOHANNES
daß die Perser indogermanischen Ur-
ne Schuld. Warum darf das deutsche Volk SCHULZEs Beitrag „Schöner Schein der
sprungs sind, mithin verwandt mit Rö-
nicht das Recht haben, sich zu verteidigen? Demokratie: Wer vertritt das Gemein-
mern, Griechen und Germanen... Nicht
Warum werden die Verbrechen einer Grup- wohl?“: „Auch die US-Amerikaner haben
umsonst legen Iraner noch heute, in Zeiten
pe so betont, anstatt vielmehr das große nach Europa nicht mehr Kultur gebracht
der Islamischen Republik, großen Wert auf
deutsche Kulturerbe herauszustellen? Wa- als einst die Römer nach Athen. Hießen die
ihre ,arischen‘ Wurzeln...“.
rum sollen die Deutschen nicht das Recht vormaligen Götter Kontinental-Europas
Aber es geht dem Verfasser um mehr als
haben, ihre Meinung frei zu äußern?“. Die ,Volkswirtschaften‘, müssen sie nun dem
die übliche Holocaust-Relativierung, es
Antwort der antisemitischen Zeitschriften- amerikanischen Gott weichen. Sein Name:
geht mal wieder um deutsche Weltmacht:
macher ist eindeutig: „Danke, Herr Präsi- ,Privatwirtschaft‘... Es geht um Anpassung
„...ließe sich ein geostrategischer Trumpf
dent!“. an US-amerikanische Verhältnisse; sie sol-
gegen hegemoniale Zumutungen gewin-
Wie dankbar die deutsche Rechte dem len zum globalen Maßstab werden. Das
nen; eine ,Achse der Freiheit und Gleich-
iranischen Staatsoberhaupt ist, zeigt die Gemeinvermögen, von vielen Generatio-
berechtigung‘ gegen die Lügen- und Ter-
Länge von ANTON VERGEINERs Bei- nen hart erarbeitet und einst von Beamten
ror-Achse der anderen. Sie könnte an his-
trag „Ahmadinedschad verteidigt das deut- und Politikern mit preußisch-deutschem
torische Vorbilder anknüpfen, deren Erin-
sche Volk: Danke, Herr Präsident“, der Berufsethos geschützt, wird zur kurzfristi-
nerung in der muslimischen Welt immer
mehr als sechs Seiten umfasst. Nachdem gen Reduzierung unverantwortlich ange-
noch lebendig ist. Anders als Engländer,
die wichtigsten geschichtsrevisionistische häufter Schulden verschleudert. Man darf
Franzosen und Amerikaner sind die Deut-
Aussagen aus dem „Spiegel-Interview des von nationalem Ausverkauf sprechen“.
schen nie als Unterdrücker des Islam in
Präsidenten zitiert werden, kommt Vergei- Der Autor unterschlägt, dass es für ab-
Erscheinung getreten. Dieser Fundus des
ner zur Herzenssache der deutschen Neo- hängig Beschäftigte völlig gleichgültig ist,
Vertrauens, den Deutschland noch nach
nazis, der Relativierung des millionenfa- ob sie von einem amerikanischen oder
über einem halben Jahrhundert Bundesre-
chen Judenmordes der Nazis und der (noch deutschen Konzern zum Zwecke der Proft-
publik in der moslemischen Welt besitzt,
nicht gegebenen) Möglichkeit, diese straf- maximierung arbeitslos gemacht werden.
ließe sich unschwer als Kernstück einer
frei zu vertreten. Zuerst wird über „Zen- Wer vom Kapitalismus nicht reden will
künftigen Weltallianz freier Völker revita-
sur“ geklagt. Dann nennt der Autor die Ur- sollte von Globalisierung schweigen.
lisieren, deren gemeinsame Bedrohung
heber der angeblichen Unterdrückung der Nur wenige Seiten weiter stellt HANS
durch die Globalisierung und durch Wa-
Meinungsfreiheit, die, Vergeiner greift da- KOPATSCH in seinem Beitrag „Mehr
shingtons ,One-World‘-Ambitionen offen-
bei ein überaus beliebtes antisemitisches Steuern, mehr Schulden, mehr Umvertei-
kundig ist.“
Grundmuster auf, geldgierigen Juden: „Es lung: Kollabiert die BRD?“ die Darstel-
Die neue Freundschaft gilt allerdings
griffe zu kurz, den Grund für die Aufre- lung der wirtschaftlichen Interessen wieder
nur für die Außenpolitik – nach innen heißt
gung um Ahmadinedschad allein darin zu vom Kopf auf die Füße:
es weiter „Ausländer raus“: „Der derzeit
suchen, daß er mit seinen Fragen die Be- „Technisch qualifizierte Beschäfti-
prominenteste Verteidiger der Deutschen
wältigungsroutine gefährdet. Die ,Holo- gungsverhältnisse legen zu; geringer quali-
gegen ihre immerwährende Schuldknecht-
fizierte Arbeitsplätze werden parallel dazu
aber in wesentlich stärkerem Umfang ab-
BESTELLUNG: Hiermit bestelle ich … Stück pro Ausgabe (Wiederverkäufer erhalten 30 % Rabatt) gebaut. Daraus erwächst zunehmender
O Halbjahres-Abo, 13 Hefte 22 Euro ,Umverteilungsbedarf‘. Somit werden die
Erscheinungsweise:
O Förder-Abo, 13 Hefte 27 Euro
14-täglich
Leistungsansprüche gegen die produktive
O Jahres-Abo, 26 Hefte 44 Euro Leistungselite immer weiter erhöht und ihr
O Förder-Abo, 26 Hefte 54 Euro Ertrag aus der persönlichen Leistung zu-
O Schüler-Abo, 26 Hefte 28 Euro nehmend geschmälert.... Nach Wolfram
O Ich möchte Mitglied im Förderverein Antifaschistische Nachrichten werden. Der Verein unterstützt finanziell Engels, dem ehemaligen Chefredakteur
und politisch die Herausgabe der Antifaschistischen Nachrichten (Mindestjahresbeitrag 30,- Euro).
der ,Wirtschaftswoche‘, gibt es idealty-
Einzugsermächtigung: Hiermit ermächtige ich den GNN-Verlag widerruflich, den Rechnungsbetrag zu Lasten pisch nur zwei soziale Organisationsfor-
meines Kontos abzubuchen. (ansonsten gegen Rechnung) men: Markt und Bürokratie.... Der umver-
teilende Sozialstaat ist nicht weniger büro-
Name: Adresse:
kratisch als eine Parteidiktatur, und des-
halb sind die Wirkungen adäquat“.
Konto-Nr. / BLZ Genaue Bezeichnung des kontoführenden Kreditinstituts
Da sind das rechte und das radikallibera-
le Weltbild gleich: Es gibt eine „Leistungs-
Unterschrift
elite“ auf der einen und Versager auf der
GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln, Tel. 0221 – 21 16 58, Fax 21 53 73, email: gnn-koeln@netcologne.de anderen Seite – das ist ein natürliches Ver-
Bankverbindung: Postbank Köln, BLZ 370 100 50, Kontonummer 10419507 hältnis und wirtschaftliche Umverteilung
bedeutet Diktatur. tri ■

16 : antifaschistische nachrichten 15/2006

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