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Erfahrungen mit dem Dynavin Dyn-MBA

Allgemein

Als ich vor ein paar Tagen meinen Mercedes B-Klasse B180 CDI bekam, stand die
Entscheidung an, welches System das eingebaute Audio 20 ersetzen sollte. Zuerst dachte
ich an das vorhandene Kenwood DNX9240BT aus dem Vorgängerfahrzeug. Aber allein
die Kosten für die dazu erforderlichen Adapter (Lenkrad, Can-Bus und Einbaublende)
schienen mir zu hoch zu sein.
Wenn schon Geld ausgeben, dann aber bitte für eine Anlage, die sich auch optisch nahtlos
in das Fahrzeug einfügt.

Nach Recherchen im Internet gibt es eigentlich nur zwei Alternativen

1. Original Mercedes Comand


2. Nachrüstsystem aus chinesischer Produktion.

Die Lösung 1 schied aus mehreren Gründen, hauptsächlich wegen des Preises, aus.

Zu den Geräten aus chinesischer Produktion ist viel, oft auch unsachliches, zu hören und
zu lesen. Sicher gibt es die Hinterhoffabriken, die aus dem Boden schießen und genauso
schnell wieder verschwunden sind. Wer aber mal sein Markengerät daraufhin untersucht,
wo es fabriziert wurde, wird feststellen, dass auch diese Geräte immer öfter den Schriftzug
„Made in China“ tragen. Allein die Herkunft muss nicht zwangsläufig eine schlechte
Qualität bedeuten.

Allerdings ist es schwierig, die richtige Wahl des Herstellers zu treffen. Bei vielen Geräten,
die hier im Internet zu finden sind, gibt es weder eine Herstellerangabe, oft nicht mal eine
Typenbezeichnung. Bei meiner Suche bin ich dann auf die Fa. Dynavin gestoßen.

Dieser Hersteller hat einen sehr ordentlichen Internetauftritt http://www.dynavin.com,


produziert sein System für eine ganze Reihe von Fahrzeugen (Audi, BMW, Mercedes,
Opel und VW), ist auch auf europäischen Messe als Aussteller vertreten und machte für
mich einen soliden Eindruck. Fast noch wichtiger für mich war, dass es für diese Geräte
eine sehr aktive Community im Netz gibt. Deshalb fiel meine Wahl auf das Dyn-MBA. Ich
habe es bei einem deutschen Händler mit den hier üblichen Sicherheiten (Garantie,
Rückgaberecht) bestellt. Zwei Tage nach der Bestellung hatte ich das Gerät in den
Händen und es wurde zuerst außerhalb des Autos auf dem Messplatz überprüft.

Der erste Eindruck

Lieferumfang des Dynavin war exakt wie beschrieben. Gerät mit allen erforderlichen
Adaptern, Fernbedienung, Antennen für GPS und DVB-T, eine SD-Karte mit der
Navigationssoftware (iGO 8.0), ein Mikrofon für die Freisprecheinrichtung und eine recht
dürftige Bedienungsanleitung.
Nicht vorhanden war eine Einbauanleitung und eine Anleitung für die Navigationssoftware.
Das Gerät macht optisch einen ordentliche Eindruck, erschien mir aber vom Gewicht
ziemlich leicht. Es sind offensichtlich viele Teile aus Kunststoff verbaut. Ob das ein
Nachteil ist muss die Zukunft zeigen.

Einbau

Zuerst habe ich mich über die fehlende Einbauanleitung gewundert. Man braucht diese
aber nicht wirklich.
Der schwierigste Teil ist tatsächlich der Ausbau des Altsystems. Wenn man das geschafft
hat, ist der Rest ein Kinderspiel.
Die mitgelieferten Adapter in das Gerät stecken, GPS Antenne über dem Kombiinstrument
auf die Stahlverstrebung legen (ist magnetisch und haftet dort einwandfrei), DVB-T
Antenne rechts oben an der Frontscheibe festkleben. TV-Kabel durch die Verkleidung der
A-Säule nach unten und dann zum Radioausschnitt verlegen.
Stecker einschieben, Gerät mit 4 Schrauben befestigen und fertig.

Klangqualität

Die Wiedergabequalität an den Originallautsprechern in der B-Klasse ist beachtlich gut.


Saubere Höhen und ein kräftiger Bass sind für den Normalnutzer sicher mehr als
ausreichend.
Navigation

Noch bei den Trockenübungen auf dem Messplatz fiel auf, dass die mitgelieferte Version
von iGo keine funktionsfähige Sprachführung besaß. Eine zufällig aus einem mobilen Navi
vorhandene iGo 8.3 Version lief aber nach ein paar kleinen Anpassungen problemlos. Das
Navigationssystem bietet durch seine offene Architektur (WIN CE) die Möglichkeit eine
Vielzahl von verschiedenen Programmen zu installieren. Diese Programme sind dann
auch nochmals nach persönlichen Vorlieben konfigurierbar.

Nach meiner Meinung ein großer Vorteil zu den starren Werkssystemen – aber auch eine
Gefahr. Wer hier anfängt INI Dateien zu ändern, sollte schon wissen, was er tut. Für meine
Ansprüche ist das iGo8 genau richtig. Einfache Bedienung, schnelle Berechnung und eine
ordentliche Navigationsleistung. Was will man mehr?

Radio-Tuner

Eindeutig der Schwachpunkt des Gerätes. Durch die geringe Empfindlichkeit des Tuners
ist ein rauschfreier Empfang längst nicht überall möglich. Hinzu kommt eine weitere
Eigenart des Empfängers. Durch das RDS-System ist das Radio in der Lage, Sender mit
dem gleichen Inhalt auf einer anderen Frequenz zu finden und, wenn dieser mit höherer
Feldstärke als der eingestellte Sender ankommt, auf diesen umzuschalten. (AF=
Alternative Frequenz).
Grundsätzlich kann das Dynavin dies auch, aber die Suche nach besser empfangbaren
Sendern dauert viel zu lange. In der Praxis führt dies dazu, dass man immer wieder
Aussetzer für mehrere Sekunden hat. Hier hilft es nur, die Funktion AF auszuschalten.
Damit ist aber natürlich dieses sinnvolle Feature nicht nutzbar. Das ganze ist umso
unverständlicher, da es im Gerät (für den TMC-Empfang) noch einen zweiten Tuner gibt.
Dieser könnte die Suche nach besser empfangbaren Sendern bequem im Hintergrund
erledigen. Vielleicht sollten sich die Entwickler bei Dynavin mal ein Beckerradio mit
Doppeltuner anhören. Hier liegen wirklich Welten dazwischen.
Bei solch einem Mangel fallen die kleineren Softwaremängel schon kaum noch auf. So
wird z.B. der Sendername der Rundfunkstation nur bei der Einzeldarstellung, nicht aber
bei der Listendarstellung angezeigt, bei laufender Kartendarstellung schaltet das Gerät bei
aktiviertem TA und der Durchsage auf die Radiodarstellung, nach Ende der Durchsage
aber nicht mehr zurück. Hier gibt es für die Softwareentwickler also noch richtig
Handlungsbedarf.

DVB-T-Tuner

Die technische Qualität des TV-Tuners ist ganz sicher ein Highlight des Dynavin. Die
Empfängerempfindlichkeit ist sehr hoch und die Darstellung auf dem 800*480 Display
gestochen scharf. Mit der mitgelieferten Antenne oben rechts an der Frontscheibe
empfange ich alle bei mir verfügbaren TV-Programme in exzellenter Qualität.

Sehr gewöhnungsbedürftig ist allerdings die Bedienung der TV-Software. Über dem
eigentlichen Bedienmenü liegt noch ein On-Screen Menü, mit dessen Hilfe man das
eigentliche Bedienmenü steuert. Es funktioniert, ist aber alles andere als
bedienungsfreundlich.

Und, um allen Fragen zuvorzukommen, die Funktion bei fahrendem Fahrzeug habe ich
nicht getestet. Der heutige Verkehr fordert die uneingeschränkte Aufmerksamkeit, so dass
ich einen solchen Test nicht als sinnvoll erachte.

DVD-Player

Keine Auffälligkeiten. Sehr gute Bildwiedergabe, geringfügig längere DVD-Ladezeit als bei
meinem Player zu Hause. Zur Wiedergabe bei der Fahrt siehe meine Bemerkungen zum
DVB-T Tuner.

SD-Kartenleser (MP3)

Sehr ordentliche Klangqualität bei allen getesteten Musikrichtungen (auch bei Klassik).
Sehr gut gelöst ist die Speicherung der letzten wiedergegebenen Stelle. Das Gerät spielt
selbst nach abgeschalteter Betriebsspannung genau da weiter, wo es vorher die
Wiedergabe beendet hatte. Kleines Manko ist die maximale Kapazität der erkannten SD-
Karte von 2GB.
Telefon

Die Bluetooth-Verbindung zu meinem Nokia klappte auf Anhieb. Sogar die Übertragung
der Telefonverzeichnisse vom Handy und der SIM Karte verlief problemlos. Schwierig wird
es erst, wenn man in diesen Verzeichnissen nach einer Nummer suchen muß. Hier gibt es
durchaus noch Möglichkeiten zur Softwareoptimierung. Die Verständigung über die
Freisprecheinrichtung ist sogar mit dem eingebauten Mikrophon verständlich, das
Zusatzmikro habe ich noch nicht montiert.

Ipod

konnte nicht getestet werden, da ich nicht über ein solches Gerät verfüge

Fazit

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Gerät einen etwas zwiespältigen
Eindruck hinterlässt. Guter Klangqualität, reichhaltiger Ausstattung und großer Variabilität
beim Navigationssystem steht ein nur sehr mäßiger Radio-Tuner und eine, vorsichtig
ausgedrückt, eigenwillige Bedienung entgegen. Ob man mit den zweifellos vorhandenen
Mängeln leben kann, sollte jeder für sich entscheiden. Meine 14 Tage Rücksendefrist sind
vorbei, ich behalte mein Dynavin und bin mir ziemlich sicher, dass die Community für den
einen oder anderen Mangel noch eine Softwarelösung findet.

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