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Eine Leserin auf Facebook hat mir ein gutes Stichwort gegeben: Infinitiv mit zu. Heute sehen
wir uns an, was es mit der Kommasetzung beim Infinitiv mit zu auf sich hat und was ein
Infinitiv eigentlich ist.
Dass ein Infinitiv die Grundform eines Verbs ist, dürfte bei Sprachbegeisterten bekannt sein.
Wie der Name schon sagt, wird ein Infinitiv mit zu von einem zu begleitet: Er verspricht nach
der Probe zu kommen.
Im oben genannten Satz ist die Kommastellung freigestellt. Richtig ist also auch:
a) mit um, ohne, statt, anstatt, außer oder als eingeleitet wird, muss unbedingt ein Komma
stehen.
Beispiel: Um von Wien nach Salzburg zu gelangen, muss man über Linz fahren.
c) von einem hinweisenden Wort wie es oder hier abhängt, muss auch unbedingt ein Komma
gesetzt werden.
Beispiel: Ich liebe es, im Schnee spazieren zu gehen.
Übrigens gibt es auch im Falle von b) und c) die Möglichkeit, das Komma wegzulassen, wenn
der Infinitiv nicht näher bestimmt ist.
Beispiele: Sie verfolgt das Ziel, Geld zu verdienen. (hier fällt die nähere Bestimmung
möglichst viel und möglichst schnell weg)
Ich liebe es spazieren zu gehen. (hier fällt die nähere Bestimmung im Schnee weg)
Allerdings ist, wie immer, darauf zu achten, dass durch das Weglassen des Kommas keine
Missverständnisse entstehen. Schließlich dient das Komma ja dazu, einen Satz zu
strukturieren und verständlich zu machen.
[...] geht es um Infinitive mit zu, über die ich bereits mehrfach geschrieben habe (etwa
hier und hier) in Verbindung mit [...]
Maria sagt:
14. Januar 2013 um 21:53
Hallo,
grad habe ich ihren Film über Kommasetzung mit Infinitivgruppen angeschaut.
Hier haben sie einen Beispielsatz, mit dem ich nun Probleme habe
“Er konnte nichts Besseres tun, als zu verreisen.”
Das widerspricht meines Erachtens der Regel aus Duden: Komma, Punkt u. andere
Satzzeichen
Kein Komma steht vor den vergleichenden Konjunktionen als, wie, denn, wenn sie nur
Satzteile verbinden. Ein solcher Vergleich ist kein Nebensatz und darf nicht abgetrennt
werden.
z.B. Ich will lieber mit Menschen arbeiten als allein in einem Büro sitzen.
Beispielsatz:
Es blieb für sie nichts anderes übrig als zu entscheiden, ob Ruth ihr sagen würden, was sie zu
tun habe.
Hier müsste nach ihrem Beispiel nach übrig ein Komma stehen.
Was sehe ich falsch, oder wer hat recht.
Freundliche Grüße
Maria
Maria sagt:
15. Januar 2013 um 10:35
Nachtrag,
freundliche Grüße
Maria
mv sagt:
10. April 2013 um 09:51
Andererseits nehmen die Aktivitäten im Baugewerbe zu (KOMMA?) wie seit Beginn der
Krise nicht mehr, und die Häuserpreise erholen sich bemerkenswert gut.
Kommt nach “zu” ein Komma, im folgenden NS fehlt das Verb, oder ersetzt “nicht mehr” in
diesem Fall das Verb, da es sich auf das Verb “nehmen” des HS bezieht?
jazzpi sagt:
13. April 2013 um 16:31
@mv: Nein, da das “zu” in diesem Fall zum Verb “zunehmen” gehört. Der darauffolgende
Teilsatz ist allerdings ein mit “und” verknüpfter Hauptsatz (Prädikat “erholen” steht an
zweiter Stelle) und wird daher NICHT mit Komma abgetrennt.
Klaus sagt:
17. Mai 2013 um 12:59
Deshalb haben Anleger mit der Anlage die Möglichkeit, sozial verantwortlich zu handeln(!!!)
und gezielt die Umsetzung von Projekten in den ökologischen Märkten zu unterstützen.
Kommt an der Stelle des Ausrufezeichen (!!!) ein Komma?Oder ersetzt das “und” das
Komma?
Danke
Hallo Klaus,
hier liegt ein Missverständnis vor: Rufzeichen und Kommas haben unterschiedliche
Funktionen und sind nicht beliebig austauschbar. Wir haben es in deinem Beispiel mit einer
Aufzählungen von Infinitiven zu tun, die mit “und” verbunden sind. Es darf kein Komma
stehen.
Schönen Gruß
Dagmar
Klaus sagt:
17. Mai 2013 um 13:13
Generell eine Frage, ersetzt das “und” oder ähnliche Konjunktionen das Komma vor oder
nach einem Infinit?
anna sagt:
23. Januar 2014 um 20:48
Hallo,
habe zu folgender Satzkonstruktion eine Frage:
Daher ist es Ihnen noch nicht gelungen, in einer Rede Ihre Kompetenz zu beweisen.
Muss hinter “gelungen” ein Komma stehen und wenn ja, aus welcher der Regeln zur
Zeichensetzung bei “Infinitiven mit zu” leitet sich das ab?
Hallo Anna,
du kannst deine Frage selbst beantworten, indem du die Ausführungen oben genau liest und
1:1 auf deinen Satz anwendest.
Lieben Gruß
Dagmar
anna sagt:
23. Januar 2014 um 23:21
Tut mir Leid, ich hatte es vorher gelesen, habe aber gerade nicht exakt herausgefunden, was
da nun relevant ist, insofern gelingt mir auch die 1:1 Übertragung nicht.
Gruß Anna
Schönen Gruß
Dagmar
Heute möchte ich ein Thema behandeln, das für sehr viele Kommafehler sorgt, auch in
renommierten Zeitungen und Zeitschriften. Gleich vorweg: Eine Infinitivgruppe liegt vor,
wenn ein Satz einen Infinitiv (also die “Nennform”) und das Wörtchen zu davor enthält.
Die neue Rechtschreibung besagt, dass bei Sätzen mit Infinitivgruppen das Komma nur noch
in drei Fällen obligatorisch ist – und zwar in den folgenden:
Fall 1: Die Infinitivgruppe wird mit als, [an]statt, außer, ohne oder um eingeleitet:
Er konnte nichts Besseres tun, als zu verreisen.
Ohne zu zögern, kaufte ich die Kamera.
Fall 2: Die Infinitivgruppe hängt von einem Substantiv im übergeordneten Satz ab:
Sie fasste den Gedanken, den Arbeitsplatz zu wechseln.
Er hat den Wunsch, seine handwerklichen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.
Der Dieb unternahm einen letzten Versuch, den Tresor zu knacken.
Fall 3: Die Infinitivgruppe wird durch ein hinweisendes Wort angekündigt oder wieder
aufgenommen:
Hier bin ich dafür, sofort abzustimmen.
Anita liebt es, lange zu schlafen.
Das gilt natürlich auch für längere Sätze – hier können Sie ein Komma setzen oder auch nicht:
Sie überlegt nach Australien oder vielleicht auch in die USA oder eventuell nach Kanada
auszuwandern.
Sie überlegt, nach Australien oder vielleicht auch in die USA oder eventuell nach Kanada
auszuwandern.
[...] Genauere Informationen über diese drei Fälle lesen Sie hier. [...]
3. Michael sagt:
bisher finde ich es die besten Erklärungen zur Kommasetzung bei Infinitiven mit zu.
Für die Praxis finde ich die Erklärungen jedoch immer noch nicht griffig genug, s.
Bsp. zu den Ausnahmen von der Kommasetzung bei nicht näher erklärten
Substantiven.
Etwas verstehe ich aber nicht. Was haben so bekloppte Anglizismen wie
Trackbacks/Pingbacks auf einer Seite zu suchen, die sich mit der deutschen Sprache
beschäftigt? Diese Ausdrücke werden noch nicht mal auf leo.org erklärt. Also, welche
Bedeutung haben diese Ausdrücke?
4. Karl sagt:
Hallo,
Ich habe irgendwie noch das Gefühl, dass nach “XY AG” auch noch ein Komma
muss, oder?
Hallo Karl,
LG
Dagmar
6. Michael sagt:
Hallo Karl,
weil sich dein Beispiel gut für eine Erklärung eignet, schreibe ich noch einen
Kommentar.
Es zeigt, wie durch unterschiedliche Zeichensetzung die Bedeutung von Satzteilen
sich ändern können oder auch wie stilistisch Einfluss genommen werden kann.
Die Frage ist, was du ausdrücken möchtest. Wenn du statt des ersten Kommas das
Bindewort “und” verwendest erhält der Satzteil die Bedeutung, welche auch durch ein
Komma angezeigt wird.
Willst du aber das “interdisziplinäre Projekt” näher beschreiben, dann darf kein
Komma stehen.
Zur einfachen Erklärung, ob das zweite Komma stehen muss oder nicht, siehe den
Kernsatz:
7. Karl sagt:
Viele Grüße
Karl
Das Komma nach “galt es” muss bleiben, und zwar genau aus dem von dir erwähnten
Grund.
LG
Dagmar
9. Karl sagt:
Beste Grüße
Karl
Hallo Dagmar,
Ich habe die Kommaregel im Grunde genommen verstanden, aber wie verhält es sich
bei zwei “Infinitiv mit Zu”-Konstruktionen, die mit einem “und” verbunden sind?
Beispielsatz 1:
Die Patienten sind deutlich zuversichtlicher, ihr Problemverhalten beeinflussen zu
können, und zeigen Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.
Beispielsatz 2:
Im XY-Stadium mobilisieren Patienten ihre Ressourcen, um ihr Verhalten zu
modifizieren(,) und ihre Probleme zu überwinden.
Auch hier geht es um das Komma vor dem “und”. In diesem Fall beziehen sich “zu
modifizieren” und “zu überwinden” beide auf “Ressourcen”.
[...] auch Infinitivgruppen genannt, über die ich bereits mehrfach geschrieben habe
(etwa hier und hier) in Verbindung mit [...]
Hallo Tobi,
lange hat’s gedauert, aber ich habe deine Fragen hier beantwortet:
http://www.neue-rechtschreibung.net/2013/01/09/knifflige-kommafragen/
LG
Dagmar