Das Studierendenmagazin des VSStÖ Linz. Seit 1966.

Ausgabe 04–WiSe 10/11

Die soziale Lage der Studierenden

Seite 4 & 5

Premiere an der JKU - Die Schwer- Frauenförderung auch Die deutsche Sehnsucht
punktveranstaltung des VSStÖ in der Krise nach dem Führer.

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Verband sozialistischer Student_innen Österreichs

http://linz.vsstoe.at

editorial
Susi Aichinger
COGITO Chefredakteurin
susi.aichinger@oeh.jku.at
Finanzminister Pröll (ÖH) will mittler-
weile das Budget für die Universitäten
anheben, aber nur in Verbindung mit flä-
chendeckenden Zugangsbeschränkungen.
Doch wen treffen Zugangsbeschrän-
kungen eigentlich? Ist das nicht eine
gute Möglichkeit, um zu selektieren, wer
wirklich studieren will und auch die Fä-
higkeiten dazu hat? Nein, ist es nicht. Um
Prüfungen zu schaffen, muss man sich da-
rauf vorbereiten. Um sich auf Prüfungen
vorbereiten zu können, braucht man Zeit
oder Eltern, die einem_einer spezielle Vor-
bereitungskurse finanzieren. Diese kosten
bis zu 1.940,- Euro (Beispiel Vorbereitungs-
lehrgang für das Medizinstudium, IFS) und
das können sich nur wenige leisten.
Auch bei Prüfungen nach dem ersten Stu-
dienjahr profitieren diejenigen, die nicht
neben dem Studium arbeiten müssen, da
sie ausreichend Zeit haben, um sich auf
die Prüfungen vorzubereiten. Studierende,
die Stipendium beziehen und nebenbei ar-
beiten müssen, weil das Stipendium eben
nicht ausreicht, haben wenig Zeit zum
lernen und wenn sie die Prüfung nicht
schaffen, verlieren sie das Stipendium. Die
Folge wird sein, dass viele das Studium
nach dem ersten Jahr abbrechen, weil sie
es sich schlichtweg nicht leisten können.
Dies würde die Quote der Studienabre-
cher_innen noch weiter erhöhen, die der-
zeit schon bei über 35 Prozent liegt.
Wenn über mehr Geld für Universitäten
diskutiert wird, muss auch über die Aus-
weitung des Stipendiensystems gespro-
chen werden. Schließlich sollen alle Men-
schen studieren können, unabhängig vom
Einkommen der Eltern.
2 linz.vsstoe.at
Eine tolle Premiere an der JKU
Der VSStÖ präsentierte am 20.10.2010
die umfassende Vorstellung der Studien-
schwerpunkte JUS in entspannter Atmo-
sphäre.
Zum ersten Mal wurden am 20. Oktober
an der JKU sämtliche elf Schwerpunkte des
Diplomstudiums Rechtswissenschaften
vorgestellt. Zu jedem Schwerpunkt kamen
die fachverantwortlichen Professor_innen,
präsentierten die Eckpunkte des Studi-
enschwerpunkts und beantworteten die
Fragen der Studierenden. Bei manchen
Vorstellungen waren über 70 Studierende
anwesend. Ein herzliches Dankeschön geht
an dieser Stelle an alle teilnehmenden Pro-
fessor_innen. Kaffee und Kuchen während
der gesamten Veranstaltung rundeten das
Ereignis ab.
Für all jene, die bei dieser spannende Ver-
anstaltung nicht dabei waren, gibt es die
Schwerpunkt-Broschüre des VSStÖ. Darin
Du kannst was bewirken!
Im Juli und August 2010 kam es im nord-
westlichen Pakistan zu katastrophalen
Überschwemmungen, von denen etwa 21
Millionen Menschen betroffen waren.
Der Anfang der Flutkatastrophe in Paki-
stan ist zwar schon einige Monate her,
die Situation hat sich aber kaum verbes-
sert. Obwohl man in den Medien nichts
mehr darüber hört, brauchen die Men-
schen immer noch dringend Hilfe. Die
Überschwemmungen haben nicht nur die
Häuser zerstört, auch die Felder können
wahrscheinlich erst wieder im nächsten
Jahr bewirtschaftet werden. Die Flut hat
die Lebensgrundlage vieler Menschen ver-
nichtet. In so einer Situation kann man
nicht einfach nur zusehen. Daher hat sich
das Gesellschaftspolitische Referat der ÖH
dazu entschlossen die betroffenen Fami-
lien zu unterstützen. Wir wollen vor allem
Aufmerksamkeit schaffen und haben be-
jus
Andreas Mühleder
Sprecher der VSStÖ-Jus-Gruppe
andreas.muehleder@oeh.jku.at
sind die einzelnen Schwerpunkte noch
einmal kurz vorgestellt, sowie die nötigen
Lehrveranstaltungen übersichtlich auf-
gelistet. Zusätzlich werden Berufsfelder
beschrieben, in denen man die Spezialaus-
bildung später auch umsetzen kann. Wenn
du eine Broschüre haben möchtest, schreib
uns einfach ein Mail an office@linz.vsstoe.
at oder lade sie auf linz.vsstoe.at runter.
Fotos dieser gelungenen Veranstaltung
findest du auf Seite 7.
gespol
Denise Rudel
ÖH Gespol-Referentin
denise.rudel@oeh.jku.at
reits ein Spendenkonto eingerichtet. Mit
nur 50 Euro sichert man einer Familie mit
6 bis 8 Personen. Das Überleben für einen
Monat. Damit die Hilfe auch bei denen an-
kommt, die sie wirklich brauchen, haben
wir einen Kontakt in Pakistan, der die Hilfs-
aktionen dokumentieren wird. Wenn du
also zur Hilfe beitragen willst, dann kannst
du spenden!
Spendenkonto Pakistan:
Kontonummer: 32102-733792, BLZ: 20320
 Frauenförderung auch
in der Krise
frauen
Sarah Ortner
ÖH Frauenreferentin
sarah.ortner@oeh.jku.at
Frauenförderung wird gerade in Krisen-
zeiten mit dem Argument „jetzt gibt es
wichtigeres zu tun“ vernachlässigt. Doch
darf dieses Thema an Universitäten – trotz
heftiger Budgetknappheit nicht vernach-
lässigt werden.
Keine Frage, die Universitäten sind in der
Krise und wenn keine zusätzlichen Mittel
zur Finanzierung kommen, wird es schwie-
rig den Universitätsbetrieb aufrecht zu
erhalten. Doch bei aller Knappheit des
Die Uni Linz.
Immer einen Schritt voraus!
mechatronik
Fabian Grabner
VSStÖ-TNF-Gruppe
fabian.grabner@oeh.jku.at
Schon seit einiger Zeit wird an der Linzer
Uni Moodle eingesetzt. Moodle ist eine
Online-Lernplattform. Besonders an Unis
ist es ideal einsetzbar. So ist es möglich,
Videos oder Tonaufzeichnungen online zu
stellen, die die Studierenden dann von zu
Hause aus abrufen können. Vorlesungen
können von daheim aus verfolgt werden,
folglich sollten überfüllte Hörsäle bald der
Vergangenheit angehören.
Moodle bietet noch viele weitere Möglich-
linz.vsstoe.at
Budgets ist es enorm wichtig, Frauenför-
derung nicht in Vergessenheit geraten zu
lassen. Denn eine Wissenschaft und For-
schung, die primär von Männern für Män-
ner gemacht wird, ist nicht ausgewogen
und kann nicht der gesamten Gesellschaft
zu Gute kommen. Dass Gleichstellungs-
maßnahmen absolut erforderlich sind,
zeigen Zahlen aus dem Wintersemester
09/10, denen zu Folge österreichweit 55
% Frauen ihr Studium abschließen. Bei den
Professorinnen hingegen liegt der Prozent-
satz schon nur mehr bei circa 23 %.
Daher ist es ein Muss, mehr Geld von
staatlicher Seite in den tertiären Bildungs-
bereich zu investieren, um einerseits eine
qualitätsvolle Forschung und Lehre sicher
stellen zu können und andererseits die
Gleichstellung von Frauen im universitären
Bereich gezielt voran treiben zu können.
keiten: Kurze Tests können erstellt werden,
die nach ihrer Beendigung sofort ausge-
wertet werden. Die Student_innen erhal-
ten somit die Möglichkeit, ihren Lernfort-
schritt immer wieder zu überprüfen. Auch
Hausübungen können online abgegeben
werden. Diese werden korrigiert und sind
somit den Studierenden wieder zugäng-
lich, die sofort aus den gemachten Fehlern
lernen können.
Derzeit herrscht allerdings noch ein biss-
chen Chaos, da Moodle nur von manchen
Instituten eingesetzt wird. Viele Lernin-
halte findet man nach wie vor auch im
KUSSS oder auf den Institutshomepages.
So kann es einige Zeit in Anspruch neh-
men, alle Plattformen abzugrasen, um
Informationen über einen Kurs zu bekom-
men. Mehr Einigkeit bei der Anbietung der
Lehrmaterialien wäre wünschenswert.
öh-news
Stefan Etzelstorfer
ÖH Vorsitzender
stefan.etzelstorfer@oeh.jku.at
Mehr Kohle für die Unis!
Ein eindrucksvolles Zeichen für eine
ausreichende Finanzierung der österrei-
chischen Universitäten aus öffentlichen
Mitteln setzten mehr als 1.000 Studieren-
de, Lehrende sowie allgemein Bedienstete
im Rahmen der Universitätsvollversamm-
lung letzten Dienstag (19.10.) in den Hör-
sälen 1 und 7. In drei Resolutionen, die
mit großer Mehrheit angenommen wur-
den, sprachen sich die Anwesenden für
eine sofortige Uni-Milliarde, eine Aufsto-
ckung des Wissenschaftsbudgets auf 2­­%
des BIP bis 2015, sowie für einen freien
Hochschulzugang und gegen Zugangsbe-
schränkungen aus.Danke an alle, die da-
bei waren und gezeigt haben, dass ihnen
die Zukunft der österreichischen Univer-
sitäten nicht egal ist!
Wieder da: Lunch Lectures #4
Mit dieser Woche gehen die Lunch Lec-
tures in ihre bereits vierte Runde. Erneut
haben wir es geschafft, namhafte Per-
sönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und
Gesellschaft an die JKU zu bringen, um
mit ihnen über aktuelle gesellschaftliche
Fragestellungen zu diskutieren. Den Auf-
takt macht am Mittwoch, 27. Oktober
2010 Univ.-Prof. Dr. Franz Hörmann, der
unter dem Motto „Bilanzierungs- und
Bewertungsvorschriften – aus der Kri-
se gelernt?“ die Mitverantwortung der
internationalen Rechnungslegungsvor-
schriften an der Finanz- und Wirtschafts-
krise kritisch hinterfragen wird. Die Lunch
Lectures finden dieses Semester (fast)
immer mittwochs von 12:00 – 13:30 Uhr
im Hörsaal 3 statt. Die Teilnehmer_innen
erhalten erneut ein Lunchpaket zu Beginn
des Vortrags (solange der Vorrat reicht).
Genauere Infos zu den weiteren Vor-
tragenden und Terminen findest du auf
www.jku.at/content/e213/e86/e99501.
3
 Die soziale Lage der Studierenden
Die „Sozialerhebung“ wird regelmäßig vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung in Auf-
trag gegeben. Für den aktuellsten Bericht wurden im Sommersemester 2009 Daten von 40.000 Studie-
renden erhoben und 2010 veröffentlicht. Die umfangreiche Studie gibt neben Informationen über die
allgemeine Zusammensetzung und soziale Lage von Studierenden hinsichtlich Erwerbstätigkeit, Beihil-
fenbezug, etc. einen Einblick in das marode Hochschulsystem Österreichs.

Der Hochschulzugang im Zeitverlauf
Begannen im Studienjahr 1970/71 noch 13%
der Männer und 6% der Frauen eines Alters-
jahrgangs ein Hochschulstudium, so sind es
38 Jahre später 36 % der Männer und 45 %
der Frauen. 60 % aller inländischen Studien-
anfänger_innen begannen im Herbst 2008
ein Studium an einer wissenschaftlichen
Universität, rund 30 % gingen auf eine
Fachhochschule, 8 % an eine Pädagogische
Hochschule und etwa 1 % an eine Kunstu-
niversität. Erst im Studienjahr 2007 konnte
die Zahl der Studienanfänger_innen von
2000 (also vor der Einführung der Studien-
gebühren) wieder überschritten werden.
Die Studierendensozialerhebung 2009 zeigt
jedoch eines: Ob und wer in Österreich ein
Studium beginnt, hängt meist nicht von den
jeweiligen Fähigkeiten ab, sondern von der
sozialen Herkunft.
„Sag mir, ob dein Vater studiert hat…“
Soziale Selektion, also die Benachteiligung
aufgrund der sozialen Herkunft im öster-
reichischen Bildungssektor passiert auf un-
terschiedlichen Ebenen: Maßgeblich sind
die Bildung der Eltern, soziale Schicht, schu-
lische Vorbildung und regionale Herkunft.
Der Bildungsgrad der Eltern spielt eine we-
sentliche Rolle für die Wahrscheinlichkeit, ob
jemand studiert oder nicht. 1990 waren Kin-
der von Maturant_innen oder Akademiker_
innen unter den Studienanfänger_innen
noch um den Faktor vier überrepräsentiert.
Das bedeutet: Die Wahrscheinlichkeit, ein
Studium zu beginnen, war für diese Kinder
viermal so hoch wie für andere). Heute ist
die Wahrscheinlichkeit für Akademiker_in-
nenkinder noch immer 3mal so hoch ein
Universitätsstudium zu beginnen. Besser
zeigt sich die Situation an Fachhochschulen.
Hier sind Kinder von Maturant_innen und
Akademiker_innen „nur“ um den Faktor 1,9
überrepräsentiert.
Noch deutlicher wird die Schieflage im Hoch-
schulzugang, bei Betrachtung des Schicht-
index. Hier wurden neben dem Bildungs-
abschluss der Eltern auch die jeweiligen
beruflichen Positionen und das Einkommen
der Eltern berücksichtigt: Nur ein knappes
Fünftel aller Studierenden kommt aus einer
niedrigen sozialen Schicht. Im Vergleich zur
Gesamtbevölkerung eindeutig zu wenig.
Auch die Vorbildung spielt eine große Rolle.
Knapp die Hälfte aller inländischen Studie-
renden verfügen über eine AHS Matura. Nur
6 % aller Studienanfänger_innen haben ei-
nen „nicht-traditionellen Hochschulzugang“,
beispielsweise über den zweiten Bildungs-
weg. Ob jemand später studiert, scheint
sich aber schon im Alter von 10 Jahren ab-
zuzeichnen. Die Wahrscheinlichkeit an einer
Hochschule zu studieren liegt bei ehema-
ligen AHS-Unterstufen-Schüler_innen bei
75%, bei ehemaligen Hauptschüler_innen
bei knappen 25 %.
Ist ein Hochschulstudium begonnen, bedeu-
tet das nicht automatisch, dass es keine Be-
nachteiligung mehr gibt. Auch während des

4 linz.vsstoe.at
Studiums entscheiden soziale Herkunft, Un-
terhaltsleistungen der Eltern und allgemei-
ne finanzielle Situation aufgrund mangeln-
der sozialer Absicherung von Studierenden
über den Studienerfolg.
Arbeit und Studium, Studium und Arbeit
Erwerbstätigkeit, zumindest gelegentlich
während des Semesters, ist für die meisten
Studierenden Teil ihres Alltags. Der Ver-
gleich zur letzten Sozialerhebung, die 2006
veröffentlicht wurde, zeigt einen deutlichen
Anstieg der Erwerbstätigkeit von Studieren-
den. Die Motivation neben dem Studium zu
arbeiten ist freilich unterschiedlich: Manche
wollen neben dem Studium einfach Beruf-
spraxis sammeln, der Großteil aber muss
arbeiten gehen, um sich den eigenen Le-
bensunterhalt, sowie diverse Studienkosten
zu finanzieren. Österreichweit sind über 60%
der Studierenden während des gesamten
Semesters erwerbstätig, die restlichen Stu-
dierenden gehen nicht beziehungsweise nur
in den Ferien einer Arbeit nach. Ausmaß und
Quote der Erwerbstätigkeit korreliert einer-
seits mit dem Alter, andererseits hängt sie
stark von der jeweiligen Studienrichtung und
auch vom Universitätsstandort ab. Die JKU
Linz beispielsweise ist Spitzenreiterin: Über
70 % der Studierenden der JKU gehen einer
Erwerbstätigkeit nach. Besonders niedrig ist
die Erwerbstätigkeit an medizinischen und
veterinärmedizinischen Universitäten. Nicht
überraschend ist, dass Studierende aus hö-
heren sozialen Schichten seltener erwerbs-
tätig sind, als Studierende aus niedrigen
Schichten. Diese Zahl ist ein deutlicher Beleg
linz.vsstoe.at
dafür, dass die staatliche Studienförderung
nicht ausreichend ist.
„Wer sich kein Studium leisten kann, be-
kommt eh ein Stip“
Knapp 60 % der Bildungsinländer_innen
erhielten im Sommersemester 2009 ir-
gendeine Form finanzieller Förderung.
Der Großteil fällt auf die Familienbeihil-
fe. Ungefähr die Hälfte aller Studierenden
erhalten sie. Ein Viertel der Studierenden
bezieht staatliche Studienförderung (18 %
staatliche Studienförderung, 7 % Selbster-
halter_innenstipendium, 0,2 % Studienab-
schlussstipendium). Setzt man diese Zahl in
Relation zu der Anzahl der Studierenden, die
erwerbstätig sein müssen, um finanziell aus-
zukommen, werden die Missstände ersicht-
lich. Darüber hinaus reicht die staatliche
Studienförderung keineswegs zum Auskom-
men. Ein Großteil der Studienbeihilfenbezie-
her_innen müssen nebenbei arbeiten: Die
durchschnittliche Bezugshöhe liegt bei 280
Euro. Die durchschnittliche Bezugshöhe des
Selbsterhalter_innenstipendiums liegt bei
623 Euro (Anm.: die derzeitige Armutsge-
fährdungsschwelle liegt bei 950 Euro). Im
Zuge der Datenerhebung hatten die Studie-
renden auch die Möglichkeit, persönliche
Anmerkungen zum Studienwesen zu täti-
gen. Besonders kritisiert wurde dabei auch
der Berechnungsmodus der Studienbeihilfe:
„Mir wurde dieses Jahr mein Stipendium fast
zur Gänze gekürzt, weil mein Vater anschei-
nend zuviel verdient. Dabei erhalte ich aber
nur sehr, sehr wenig Alimente, weil dies bei
der Scheidung vereinbart wurde. Dies ist der
Stipendienstelle aber egal und meint, ich
müsse per Gericht mehr Alimente einklagen.
Dies finde ich nicht in Ordnung! Wer verklagt
gerne seinen eigenen Vater?“
(Unger, Zaussinger et al.: Studierenden-Sozi-
alerhebung 2009, S. 421)
Die häufigsten Einstellungsgründe für Stu-
dienbeihilfe stellten bei der Befragung „zu
lange Studiendauer“, „geänderte Einkom-
menssituation der Eltern“ oder „Erwerbstä-
tigkeit“ dar.
Über die Studierendensozialerhebung 2009
Seit 1973 werden in Österreich Studieren-
densozialerhebungen durchgeführt. Die
Erhebung 2009 beruht auf der bisher um-
fangreichsten Befragung von Studierenden,
an der 40.000 Student_innen teilnahmen.
Diese Daten und Daten der österreichischen
Hochschulstatistik, die vor allem für das Ka-
pitel „Soziale Herkunft und Vorbildung von
Studierenden“ herangezogen wurden (Vol-
lerhebung), sind Grundlage für den Bericht.
Die Studie steht kostenlos zum Download
bereit unter: http://bmwf.gv.at/ (Publikati-
onen)
5

gespol
Markus Medl
VSStÖ-Jus-Gruppe
markus.medl@reflex.at
Wir leben im 21.Jahrhundert, einem Zeital-
ter technischer Meisterstücke und großer
gesellschaftlicher Errungenschaften. Die
Menschheit hat sich im Zuge der Aufklärung
aus ihrer selbst verschuldeten Unmündig-
keit befreit. Die philosophische Grundlage
lieferten Jean-Jaques Rousseau und Imma-
nuel Kant. Letzterer setzte mit seiner Ma-
xime „Habe Mut dich deines eigenen Ver-
standes zu bedienen”, einen Meilenstein im
Bezug auf das selbstständige, freie Denken
jedes einzelnen Individuums.
Es ist nicht deine Schuld, dass die
Welt ist wie sie ist, es wär nur deine
Schuld, wenn sie so bleibt! (Die Ärzte)
t A c t i v e !
G e @VSStÖ
Die deutsche Sehnsucht nach
dem Führer
Scheinbar stellen diese Freiheiten für ei-
nige Zeitgenoss_innen im Europa des 21.
Jahrhunderts eine zu große Hürde da. Laut
einer Anfang Oktober veröffentlichten Stu-
die der Friedrich-Ebert-Stiftung wünschen
sich 13% der Deutschen einen „Führer, der
Deutschland zum Wohle aller mit starker
Hand regiert“. Desweiteren halten fast neun
Prozent eine Diktatur „unter bestimmten
Umständen” für „die bessere Staatsform”.
Doch woher kommt die Sehnsucht nach ab-
solutistischen Herrschaftsformen?
Große Staats- und Finanzkrisen waren histo-
risch betrachtet immer ein guter Nährboden
für (rechts-)extremistische Bewegungen.
Dieser Faktor erklärt auch das starke Ost-
West-Gefälle in Bezug auf Rechtsextremis-
mus innerhalb der Bundesrepublik Deutsch-
land. Während die deutschnationale NPD
in den „alten” Bundesländern überwiegend
auf Ablehnung stößt, erreicht die Partei im
ehemaligen DDR-Gebiet alamierende Wahl-
erfolge. Die hohe Arbeitslosenrate und der
wirtschaftliche Rückstand sin hoch und
auch 20 Jahre nach der Wiedervereinigung
kaum zu verbergen.
Hoffnungslosigkeit und Zukunftsängste
ziehen größere Gruppen der Bevölkerung
unterschiedlichen Alters in den Bann von
politischen Bewegungen, die sich außerhalb
des demokratischen Spektrums positionie-
ren. Dass die Feindlichkeit gegenüber dem
Fremden weiter ansteigt, ist aufgrund des
erschreckenden Ergebnis der Studie nicht
weiter verwunderlich.
Die deutsche Bundesregierung gibt die „In-
tegration der Migrant_innen” als Rezept ge-
gen Rechtsextremismus aus. Wichtig wäre
allerdings auch das Demokratiebewusstsein
in der Gesellschaft zu stärken.
 fotos gut-böse-jenseits
Alle Fotos zur Veranstaltung gibt‘s auf unserer
Homepage
uni-mythen
Was du schon immer über die Uni wissen
wolltest.
Von Geheimgängen und anderen unbe-
kannten Orten
Im strömenden Regen von der Bibliothek
in das Managementzentrum ohne nass zu
werden? Kein Problem, man nehme einfach
den unterirdischen Geheimgang. Für alle,
die es jetzt nicht glauben können. Ja, es gibt
ihn wirklich. Wenn auch seine Nützlichkeit
und Sinnhaftigkeit umstritten ist, eines
muss ihm zugestanden werden: Praktisch
ist er schon. So bietet er doch die Möglich-
keit, an überfüllten Uni-Tagen schnell das
gewünschte Ziel erreichen zu können, ohne
auch noch etwaigen unliebsamen Zeitge-
noss_innen begegnen zu müssen.
Doch nicht nur dieser geheime Gang, son-
dern auch andere unbekannte Räume tragen
wesentlich zur Versüßung des Unialltages
bei. So sei beispielsweise ein stilles Käm-
merchen im Mensakeller genannt, in dem es
sich bei Bedarf – um sich von anstrengenden
Kursen zu erholen – auch gut und meist un-
gestört schlafen lässt.
linz.vsstoe.at
Incognito
Expertin für eh alles.
Gut
Finanzminister Pröll (ÖVP) hat letzte Wo-
che endlich eingesehen, dass mehr Geld
für die Universitäten doch eine gute Idee
wäre. Der letztwöchige Protesttag, mit
Univollversammlungen an nahezu allen
österreichischen Universitäten, scheint
etwas bewirkt zu haben. Ein Zusammen-
schluss von Rektoraten, Studiereden und
Lehrenden scheint in Österreich mehr
Einfluss auf das Budget zu haben, als die
Wissenschaftsministerin selbst. Geld für
Bildung ist also da, es kommt nur darauf
an, ob die Regierung in Universitäten und
Schulen investieren will.
Böse
Böse ist hingegen, dass Pröll nur dann Geld
für die Unis lockermachen will, wenn flä-
chendeckende Zugangsbeschränkungen
eingeführt werden. Die Uniko (Universi-
tätenkonferenz) zeigt sich erfreut, Uniko-
Chef Sünkel, Rektor der TU Graz, meint,
nun müssen Taten folgen. Wie diese Taten
aussehen sollen, ist aber noch nicht be-
kannt. Dieser Kuhhandel der ÖVP mit den
Universitäten wird keine höheren Absol-
vent_innenzahlen bringen, die für Öster-
reich dringend notwendig wären.
Jenseits
ist die Position der SPÖ. Bundeskanzler
Faymann ist zwar gegen flächendeckende
Zugangsbeschränkungen, eine Studi-
eneingangsphase mit abschließender
Knock-Out-Prüfung kann er sich aber
durchaus vorstellen. Dass zwischen diesen
beiden Konzepten aber kein Unterschied
ist, sieht er nicht. Gerade Studierende,
die sich nicht auf reiche Eltern verlassen
können, sind von beidem betroffen. Ob je-
mand gleich vom Studieren abgeschreckt
wird, oder erst nach einem Jahr, weil er_
sie sich ein weiteres Jahr zu warten nicht
leisten kann, ist schließlich „G’hupft wie
G’hatscht“!
7
 Impressum
Medieninhaber_in und Herausgeber_in:
Verband Sozialistischer Student_innen Österreichs
Sektion Linz: J.W.Kleinstr. 72, 4040 Linz
Tel. 0732 24 38 58 | office@linz.vsstoe.at Dieses Werk ist unter einer
Für den Inhalt verantwortlich: VSStÖ Linz Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Fotos: Peter Kollroß http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0/at/

ne
ei
Ich will (kostenlos):

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m
eb
Kl
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den VSStÖ Taschenkalender Arbeitsrecht Richtiges Zitieren

die VSStÖ Sozialbroschüre Grundrechte Studieneinstieg („Roter Faden“)

das VSStÖ Grundsatzprogramm Römisches Recht How To Gender

beim COGITO mitschreiben Bürgerliches Recht

beim VSStÖ mitmachen Strafrecht

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