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Funkwellen-Ausbreitung
6.1 Die Leistungsflussdichte Obwohl das Vakuum und somit praktisch auch
das Weltall über der die Erde umgebenden Ionos-
Bei Funkstrecken zwischen der Erde und einem phäre ein Funksignal nicht dämpft, so wird es doch
Satelliten, egal ob Fernmelde-, Rundfunk- oder mit zunehmender Entfernung immer schwächer.
Amateurfunksatellit (Bild 57), oder beim von man- Daher gibt es die identischen Begriffe
chen Funkamateuren gepflegten Erde-Mond-Erde-
Betrieb (Bild 58) breitet sich das Funksignal frei • Ausbreitungsdämpfung
im Raum aus. Wenn wir uns die Ausbreitung des • Freiraumdämpfung und
Signals etwa von einer Parabolantenne gewisser- • Freiraum-Ausbreitungsdämpfung.
maßen in Zeitlupe vorstellen, so erkennen wir, dass
es eine quadratisch mit dem Abstand zum Sender Die flächenbezogene Leistung wird als Leistungs-
wachsende „Frontfläche“ erfasst. Dies bedeutet ein flussdichte LFD (bzw. power flux density, PFD)
Ausdünnen der Energie pro Flächeneinheit, denn oder auch als Strahlungsdichte bezeichnet. Die
der Energiezufluss vom Sender bleibt ja konstant. Grundeinheit ist W/m 2.
Kugelstrahler 1
sehr kurzer Dipol 1,5
Hertzscher Dipol (Elementardipol) 1,5
Halbwellendipol 1,64
Ganzwellendipol 2,41
sehr kurze Vertikalantenne 3
Viertelwellen-Vertikalantenne 3,28
Merke:
Den Gewinn, der sich ohne Verluste (Anten-
nenwirkungsgrad = 1) im Vergleich zum Ku-
gelstrahler ergeben würde, bezeichnet man
als Richtfaktor. Er wird in der Regel nicht in
dB angegeben, weil das seine Anwendung
oft erleichtert.
Aufgabe 87 Merke:
Errechne die Wirkfläche eines Halbwellen- Die absolute Empfangsleistung ergibt sich
dipols für die Wellenlänge 10 m! neben der Feldstärke bzw. Leistungsflussdichte
Lösung: 10 m x 10 m x 1,64/12,6 = 100 m 2 lediglich aus Wirkfläche und Wirkungsgrad.
x 0,13 = 13 m2
Wichtig für die Praxis: Während sich der Gewinn
Der Unterschied ist gewaltig. einer Antenne tendenziell mit der Betriebsfrequenz
56 Dezibel-Anwendung bei der Funkwellen-Ausbreitung
Bild 61: Verlauf der Ausbreitungsdämpfung über der Entfernung für sechs Signale
steigern lässt – man vergleiche Kurzwellenanten- – Empfangsantenne. Dieser kann lediglich über
nen mit Mikrowellenantennen –, gibt es in Form den Antennengewinn verbessert werden. Je höher
der quadrierten Betriebswellenlänge einen starken der Gewinn, umso mehr Energie wird auf den di-
entgegengesetzten Einfluss in der Wirkflächen- rekten Pfad zwischen den Antennen konzentriert,
formel. Praktisch kommt es zu einer gewissen statt nutzlos im Raum „zerstreut“.
Kompensation: Mit steigender Frequenz gleicht
ein steigender Richtfaktor das fallende Quadrat Die Bilder 62 und 63 liefern weitere grafische In-
der Wellenlänge aus. formationen für relativ geringe Entfernungen. Der
Unterschied liegt darin, dass bei Bild 62 wieder
der Kugelstrahler, bei Bild 63 aber eine weitere
6.4 Die Ausbreitungsdämpfung Bezugsantenne, nämlich der Elementardipol oder
Hertzsche Dipol zugrunde liegt. Diese hypothe-
Betrachten wir nun Bild 61! Es ermöglicht die Be- tische verlustlose Antenne zeichnet sich durch
stimmung der Ausbreitungsdämpfung im freien eine gleichförmige Stromverteilung und 1,76 dBi
Raum für sechs Frequenzen und Entfernungen Gewinn aus, ist also bezüglich Gewinn zwischen
bis 300 km. Wie wir sehen, nimmt diese – im Kugelstrahler und Halbwellendipol angesiedelt.
Gegensatz zur Leistungsflussdichte, welche fre-
quenzunabhängig ist – mit der Frequenz ab. Die
Ursache ist uns bekannt: Es ist die quadratische Aufgabe 90
Abhängigkeit der Wirkfläche auch unserer hypo- Wie groß ist die Ausbreitungsdämpfung bei
thetischen Isotropantenne, die hier als Bezugsan- Verwendung isotroper Strahler bei 150 MHz
tenne zugrunde liegt. und 100 km Entfernung?
Lösung: Die Gerade zwischen 100 km und
Das Diagramm beschreibt nicht die Dämpfung 150 MHz in Bild 62 schneidet die Dämpfungs-
der Strecke allein, sondern den Wirkungsgrad achse bei 116 dB.
des gesamten Systems Sendeantenne – Strecke
Dezibel-Anwendung bei der Funkwellen-Ausbreitung 57
Bild 62: Diagramm zur Ermittlung der Bild 63: Diagramm zur Ermittlung der
Ausbreitungsdämpfung auf Basis von isotropen Ausbreitungsdämpfung auf Basis von
Antennen. Als Beispiel wurde die Dämpfung bei Elementardipolen. Als Beispiele wurden die
5 GHz für 30 Meilen Entfernung mit rund 141 Dämpfungen bei 150 und 450 MHz für 100 km
dB ermittelt. Entfernung mit rund 112 und 122 dB ermittelt.
Die Abweichung gegenüber unserer Diagramm- Weitere Einflüsse auf die Streckendämpfung liegen
ablesung (Aufgabe 91) beträgt nur 0,5 dB und ist im Vorhandensein einer Atmosphäre/Ionosphäre
der Unsicherheit bei der grafischen Methode zu- um die Erde sowie nicht exakter Ausrichtung der
zuschreiben. Empfangsantenne (Polarisationsunterschiede oder
Winkelabweichung). So verursacht beispielsweise
Aufgabe 94 Sprühregen bei 12 GHz etwa 0,25 dB/km Zu-
Errechne die Ausbreitungsdämpfung mit satzdämpfung.
Kugelstrahlern bei 450 MHz über 1000 km
Entfernung! Betrachtet man das Streckendämpfungs-Problem
Lösung: a in dB = 32,4 + 20 log 450 + 20 log beim realen EME-Verkehr, so muss man natürlich
1000 = 32,4 + 53,1 + 60 = 145,5 die Dämpfung der Mondoberfläche einbeziehen
sowie Hin- und Rückweg berücksichtigen. Die
Die Verzehnfachung der Entfernung hat zu 20 dB Dämpfung auf Hin- und Rückweg sowie durch
Dämpfungszunahme geführt. Das gilt immer. Streuung und Absorption auf der Mondoberfläche
beträgt im Perigäum (geringster Abstand des Mon-
Aufgabe 95 des zur Erde) im 2-m-Band (144 MHz) beispiels-
Errechne die Ausbreitungsdämpfung mit weise typisch 252 dB. Diese „Niedrigdämpfungs-
Kugelstrahlern bei 450 MHz über 10.000 phase“ im Perigäum dauert nur einige Tage. Im
km Entfernung! Apogäum arbeitet man unter bis zu 2 dB schlech-
Lösung: a in dB = 32,4 + 20 log 450 + 20 log teren Bedingungen.
10.000 = 32,4 + 53,1 + 80 = 165
EME-Betrieb läuft gut im 2-m-Band. Warum, wis-
Die Verhundertfachung der Entfernung bedeutet sen wir: Diese relativ niedrige Frequenz bedeutet
40 dB Dämpfungszunahme. Auch das gilt natür- eine große Wirkfläche.
lich immer.
Beeindruckend ist es, die EME-Strecke mit einer
Aufgabe 96 ebenso langen Richtfunkstrecke mit idealem Re-
Errechne die Ausbreitungsdämpfung mit Ku- flektor zu vergleichen. Diese ist nämlich um ca.
gelstrahlern bei 12 GHz über 36.000 km Ent- 60 dB besser. Davon betreffen nur ca. 10 dB den
fernung (geostationärer Rundfunksatellit)! Absorptionsverlust am Mond, die verbleibenden
Lösung: a in dB = 32,4 + 20 log 12.000 + 20 ca. 50 dB entstehen durch Streudämpfung und
log 36.000 = 32,4 + 82 + 91 = 205,4 – vor allem – durch das Phasenlaufzeitgesche-
hen (QSB).